Snow Crash
oder Kundendienst?«
»Kundendienst.«
»Für wen arbeiten Sie?«
»Nennen Sie, wen Sie wollen, ich arbeite für sie.«
»Pardon?« Der Daemon ist, wie menschliche Empfangsdamen, ziemlich schlecht in Sachen Ironie.
»Ich glaube, im Augenblick arbeite ich für die Central Intelligence Corporation, die Mafia und Mr. Lees GroÃ-Hongkong.«
»Ich verstehe«, sagt die Sekretärin und macht eine Notiz. Wie bei menschlichen Empfangsdamen auch, ist es nicht möglich, sie zu beeindrucken. »Und um welches Produkt handelt es sich?«
»Reason.«
»Sir! Willkommen bei Ng Security Industries«, sagt eine andere Stimme.
Es handelt sich um einen anderen Daemon, eine attraktive afroasiatische Frau in schicker Bürokleidung, die sich aus den Tiefen des eigentlichen Bürotrakts materialisiert hat.
Sie führt Hiro einen langen, mit hübschen Paneelen getäfelten Gang entlang, weiter durch einen anderen langen, mit Paneelen getäfelten Flur und dann durch einen weiteren langen, mit Paneelen getäfelten Flur. Alle paar Schritte kommen sie an einem Empfangsbereich vorbei, wo Avatars sämtlicher Nationalitäten auf Stühlen sitzen und sich die Zeit vertreiben. Aber Hiro muà nicht warten. Sie führt ihn direkt in ein geräumiges, mit Paneelen getäfeltes Büro, wo ein asiatischer Mann hinter einem Schreibtisch sitzt, der mit Hubschraubermodellen vollgestellt ist. Es ist Mr. Ng persönlich. Er steht auf; sie verbeugen sich; die Empfangsdame geht hinaus.
»Sie arbeiten mit Fischauge?« sagt Ng und zündet sich eine Zigarette an. Der Rauch kräuselt sich täuschend echt in der Luft.
Es erfordert ebensoviel Computerkapazität, den Rauch realistisch zu zeichnen, der aus Ngs Mund kommt, wie erforderlich wäre, um das Wettersystem des gesamten Planeten nachzubilden.
»Er ist tot«, sagt Hiro. »Reason ist in einem kritischen Augenblick abgestürzt, und er hat eine Harpune fressen müssen.«
Ng reagiert nicht. Statt dessen sitzt er nur ein paar Sekunden da und verarbeitet diese Information, als würden seine Kunden tagtäglich harpuniert werden. Wahrscheinlich verfügt er über eine geistige Datenbank sämtlicher Kunden, die jemals eines seiner Spielzeuge benutzt haben, und was aus ihnen geworden ist.
»Ich habe ihm gesagt, daà es sich um eine Betaversion handelt«, sagt Ng. »Er hätte wissen müssen, daà er es nicht in Kampfeinsätzen verwenden sollte. Ein Taschenmesser für zwei Dollar hätte ihm bessere Dienste geleistet.
»Stimmt. Aber er war ziemlich fasziniert davon.«
Ng stöÃt noch mehr Rauch aus und denkt nach. »Wie wir in Vietnam gelernt haben, sind leistungsstarke Waffen sensorisch so überwältigend, daà man sie mit psychoaktiven Drogen vergleichen kann. Wie LSD, das die Leute davon überzeugen kann, sie könnten fliegen â weshalb sie aus Fenstern hinausspringen -, können Waffen die Leute dazu verleiten, sich zu überschätzen. Dann büÃen sie ihr taktisches Beurteilungsvermögen ein. Wie Fischauge.«
»Ich werde auf jeden Fall daran denken«, sagt Hiro.
»In welcher Gefechtsumgebung möchten Sie Reason einsetzen?« sagt Ng.
»Ich muà morgen früh einen Flugzeugträger übernehmen.«
»Die Enterprise?«
»Ja.«
»Sie wissen«, sagt Ng, der offenbar in Plauderstimmung ist, »daà es einem Mann tatsächlich einmal gelungen ist, nur mit einem Stück Glas bewaffnet ein Atom-U-Boot zu übernehmen...«
»Ja, das ist derselbe Typ, der Fischauge getötet hat. Könnte sein, daà ich mich auch mit ihm einlassen muÃ.«
Ng lacht. »Wie sieht Ihr endgültiges Ziel aus? Wie Sie wissen, ziehen wir in der Beziehung alle an einem Strang, daher können Sie mich getrost in Ihre Pläne einweihen.«
»In diesem Fall würde ich etwas mehr Diskretion vorziehen...«
»Dazu ist es zu spät, Hiro«, sagt eine andere Stimme. Hiro dreht sich um; es ist Onkel Enzo, der von der Empfangsdame zur Tür hereingeführt wird â einer atemberaubenden italienischen Schönheit. Nur wenige Schritte hinter ihm folgen ein kleiner Asiate und eine asiatische Empfangsdame.
»Ich war so frei, diese Herrschaften zu rufen, als Sie hereingekommen sind«, sagt Ng, »damit wir ein kleines Palaver abhalten können.«
»Ist mir ein Vergnügen«, sagt Onkel Enzo und
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