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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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einen Kopfteil handelt. Die Antenne ist permanent in den Schädelknochen des Mannes eingepflanzt worden.
    Hiro schaltet die Brille auf Millimeterwellenradar und betrachtet den verwüsteten Kopf des Mannes.
    Die Antenne ist mit kurzen Schrauben am Schädel befestigt, die in den Knochen hineinragen, aber nicht ganz durchreichen. Der Sockel der Antenne enthält einige Mikrochips, deren Funktion Hiro durch bloßes Betrachten nicht erkennen kann. Aber heutzutage kann man einen Supercomputer in einem einzigen Chip unterbringen, daher hat man es immer mit einem nennenswerten Stück Hardware zu tun, wenn man mehr als einen Chip an einer Stelle sieht.
    Ein einziger, haarfeiner Draht kommt aus dem Sockel der Antenne heraus und verschwindet im Schädel. Es reicht bis direkt in den Hirnstamm und verzweigt sich dann zu einem Netz unsichtbarer winziger Drähtchen, die ins Gehirngewebe eingebettet sind. Um den Ansatz des Baums geschlungen.
    Was erklärt, warum der Typ immer noch unaufhörlich Floßgebabbel von sich gibt, obwohl sein Gehirn fehlt: Sieht so aus, als hätte L. Bob Rife eine Möglichkeit gefunden, elektrischen
Kontakt mit dem Teil des Gehirns herzustellen, wo Aschera lebt. Die Worte haben dort nicht ihren Ursprung. Eine Pentecost-Rundfunksendung kommt über diese Antenne herein.
    Reason ist immer noch nach oben gerichtet, und sein Monitor strahlt blaues Flimmern zum Himmel. Hiro findet den Schalter und legt ihn um. So leistungsstarke Computer müßten sich selbst abschalten, wenn man es von ihnen verlangt hat. Einen durch Umlegen des Schalters abzuschalten ist so, als würde man jemanden in den Schlaf wiegen, indem man ihm die Wirbelsäule durchtrennt. Aber wenn das System einen Snow Crash hinter sich hat, büßt es auch die Fähigkeit ein, sich selbst zu reaktivieren, daher sind primitivere Methoden erforderlich. Hiro verstaut das Zubehör des Gatling-MGs wieder in dem Koffer und klappt ihn zu.
    Vielleicht ist er doch nicht so schwer, wie er gedacht hat, oder Hiro befindet sich im Adrenalinrausch. Aber dann wird ihm klar, weshalb der Koffer soviel leichter ist: der größte Teil des Gewichts bestand aus Munition, und Fischauge hat eine Menge verbraucht. Halb trägt und halb zieht er ihn zum Heck, wobei er darauf achtet, daß der Hitzewandler immer im Wasser bleibt, und läßt ihn ins Zodiac purzeln.
    Hiro klettert hinterher, zu Tranny, und will den Motor anlassen.
    Â»Kein Motor«, sagt Tranny. »Frißt sich fest.«
    Richtig. Das Spinnennetz würde sich um die Schraube wikkeln. Tranny zeigt Hiro, wie man die Ruder des Zodiacs in die Ösen einführt.
    Hiro rudert eine Weile und gerät in eine lange, freie Zone, die sich zickzackförmig durch das Floß erstreckt, wie eine Fahrrinne zwischen Eisschollen in der Arktis.
    Â»Motor okay«, sagt Tranny.
    Er senkt den Außenbordmotor ins Wasser. Tranny zieht am Starterkabel und läßt ihn an. Er springt beim ersten Versuch an. Bruce Lee hat ein strenges Regiment geführt.
    Als Hiro durch die Fahrrinne steuert, kommt ihm die Befürchtung, es könnte sich nur um eine kleine Bucht im Getto handeln.
Aber daran ist nur die trügerische Beleuchtung schuld. Er fährt um eine Kurve und stellt fest, daß sie sich noch ein gutes Stück hinstreckt. Es handelt sich um eine Art Gürtel, der um das gesamte Floß herum verläuft. Schmale Straßen und noch schmalere Gassen führen von diesem Gürtel in die einzelnen Gettos hinein. Durch das Glas kann Hiro erkennen, daß die Eingänge bewacht sind. Im Gürtel selbst kann jeder frei herumfahren, aber ihre Viertel hüten die Leute eifersüchtiger.
    Das Schlimmste, das einem auf dem Floß passieren kann, ist, daß das eigene Viertel abgeschnitten wird. Darum ist das Floß so eine verfilzte Masse. Jedes Viertel hat Angst, das benachbarte könnte sich gegen sie verschwören, die Taue durchtrennen und die Bewohner mitten im Pazifik verhungern lassen. Darum finden sie unaufhörlich neue Möglichkeiten, sich aneinanderzufesseln, ziehen Kabel über, unter und durch ihre Nachbarviertel und zurren sich an einem entlegeneren Viertel oder vorzugsweise den Schiffen des Kerns fest.
    Es erübrigt sich zu sagen, daß die Wachtposten der Viertel bewaffnet sind. Sieht so aus, als wäre die bevorzugte Waffe eine kleine chinesische Variante der AK-47. Der Metallumriß zeichnet sich deutlich auf dem Radar ab. Die

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