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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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chinesische Regierung muß damals eine unvorstellbare Zahl dieser Dinger rausgehauen haben, als sie noch ernsthaft über die Möglichkeit eines Landkriegs mit der Sowjetunion nachgedacht hat.
    Die meisten Wachen sehen wie träge Dritte-Welt-Milizen von überall auf der Welt aus. Aber am Zugang zu einem Viertel sieht Hiro, daß der Wächter eine Antenne auf dem Kopf hat, die direkt aus seinem Schädel ragt.
    Ein paar Minuten später gelangen sie an eine Stelle, wo eine breite Straße den Gürtel kreuzt, die direkt ins Herz des Floßes hineinführt, wo sich die großen Schiffe befinden – in den Kern. Das erste ist ein japanisches Containerschiff – ein flaches Ding mit niederem Deck, auf dem sich Stahlcontainer stapeln. Es ist von Strickleitern und behelfsmäßigen Treppen durchzogen, die es den Leuten ermöglichen, in diesen oder jenen Container zu klettern. In zahlreichen Containern brennt Licht.

    Â»Apartmentgebäude«, witzelt Tranny, der Hiros Interesse bemerkt. Er schüttelt den Kopf, verdreht die Augen und reibt den Daumen an den Fingerspitzen. Offenbar ist dies eine reiche Gegend.
    Der angenehme Teil der Kreuzfahrt geht zu Ende, als sie mehrere Schnellboote bemerken, die aus einer dunklen, rauchigen Gegend herauskommen.
    Â»Vietnambande«, sagt Tranny. Er legt eine Hand auf die von Hiro und entfernt sie sanft, aber bestimmt vom Ventil des Außenbordmotors. Hiro überprüft sie mit dem Radar. Einige der Typen sind mit dem kleinen AK-47 ausgerüstet, aber die meisten sind mit Messern und Pistolen bewaffnet und freuen sich augenscheinlich auf einen Nahkampf. Die Typen in den Booten sind selbstverständlich das Fußvolk. Typen, die wichtiger aussehen, stehen an den Grenzen des Viertels, rauchen und sehen zu. Ein paar sind Antennenköpfe.
    Tranny gibt Gas und biegt in eine luftige Gegend lose verbundener arabischer Dhaus ein, manövriert eine Zeitlang durch die Dunkelheit und legt Hiro ab und zu eine Hand auf den Kopf, mit der er sanft nach unten drückt, damit er nicht mit dem Hals an einem Seil hängenbleibt.
    Als sie aus der Flotte der Dhaus herauskommen, ist von der vietnamesischen Bande nichts mehr zu sehen. Hätte es sich bei Tage abgespielt, hätten die Gangster sie anhand der Dampfwolke von Reason aufspüren können. Tranny steuert über eine mittelgroße Straße und in eine Gruppe Fischerboote hinein. In der Mitte dieses Viertels befindet sich ein alter Trawler, der ausgeschlachtet und zerlegt wird; Schneidbrenner spiegeln sich überall in der schwarzen Wasseroberfläche. Aber der überwiegende Teil der Arbeit wird mit Hämmern und Meißeln erledigt, deren Lärm abstoßend über das stehende Wasser hallt.
    Â»Zu Hause«, sagt Tranny lächelnd und deutet auf mehrere zusammengebundene Hausboote. Da brennen noch Lichter, ein paar Typen stehen an Deck und rauchen dicke, selbstgedrehte Zigarren, hinter den Fenstern können sie mehrere Frauen in der Küche arbeiten sehen.

    Als sie näher kommen, richten sich die Typen an Deck auf, werden aufmerksam und ziehen Revolver aus dem Hosenbund. Aber dann redet Tranny wie ein Wasserfall in Tagalog auf sie ein. Und alles verändert sich.
    Tranny wird der klassische Empfang des verlorenen Sohnes zuteil: Weinen, hysterische fette Damen, eine Schar kleiner Kinder, die aus ihren Hängematten purzeln, an den Daumen lutschen und auf und ab springen. Ältere Männer strahlen, lassen gewaltige Zahnlücken und schwarze Flecken beim Lächeln sehen, sehen zu und nicken und bücken sich ab und zu, um ihn umarmen zu können.
    Und am Rand der Menge, weit hinten in der Dunkelheit, steht noch ein Antennenkopf.
    Â»Sie kommen auch«, sagt eine der Damen, eine Frau Mitte Vierzig namens Eunice.
    Â»Schon gut«, sagt Hiro. »Ich will nicht stören.«
    Diese Bemerkung wird übersetzt und verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch die rund achthundertsechsundneunzig Filipinos, die sich mittlerweile in der Gegend eingefunden haben. Sie wird mit größter Betroffenheit zur Kenntnis genommen. Stören? Unvorstellbar! Unsinn! Wie können Sie uns so beleidigen?
    Einer der Zahnlückentypen, ein verschrumpelter alter Mann und wahrscheinlich Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg, springt in das schaukelnde Boot, legt die Arme um Hiros Schultern und schiebt ihm einen Stumpen in den Mund.
    Sieht nach einem soliden Typen aus. Hiro beugt sich zu ihm.

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