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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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zweite MetaCop nicht ohne schlüpfrige Hintergedanken vor.
    Der Manager betrachtet Y. T. und versucht, den Blick nicht
sündig über ihren Kopf schweifen zu lassen. Sein Volk hat Jahrtausende durch seine Wachsamkeit überlebt: hat darauf gewartet, daß die Mongolen am Horizont entlanggaloppiert kommen, daß Serientäter ihnen abgesägte Schrotflinten über die Ladentheken ihrer Geschäfte entgegenstrecken. Seine Wachsamkeit im Augenblick ist greifbar und schmerzhaft; er gleicht einem Glas heißem Nitroglyzerin. Das zusätzliche Problem sexuellen Fehlverhaltens macht alles nur noch schlimmer. Für ihn ist das alles kein Witz.
    Y. T. zuckt mit den Achseln und versucht, sich etwas Entnervendes und Exzentrisches einfallen zu lassen. An dieser Stelle müßte sie bitten und betteln, weinen und flehen, winseln und jammern. Sie drohen ihr an, daß sie ihr die Kleidung wegnehmen. Wie schrecklich. Aber sie rastet nicht aus, weil sie weiß, daß sie genau das von ihr erwarten.
    Ein Kurier muß sich seinen Platz auf der Straße erkämpfen. Vorhersehbares, gesetzestreues Verhalten lullt Fahrer ein. Sie stecken einen im Geiste in ein kleines Kästchen am Straßenrand und gehen davon aus, daß man dort bleiben wird, daß man nicht zu Rande kommt, wenn man dieses kleine Kästchen verläßt.
    Y. T. hält nichts von Kästen, Y. T. hat sich ihren Platz auf der Straße erkämpft, indem sie von Fahrspur zu Fahrspur sprang und so einen Präzedenzfall erschreckender Uneinschätzbarkeit geschaffen hat. Dadurch bleiben die Leute auf der Hut, reagieren auf sie, statt umgekehrt. Jetzt versuchen diese Männer, sie in ein Kästchen zu stecken, sie zu zwingen, sich an die Regeln zu halten.
    Â 
    Sie zieht den Reißverschluß bis weit über den Nabel hinunter. Darunter trägt sie nichts als nackte weiße Haut.
    Die MetaCops ziehen die Brauen hoch.
    Der Manager springt zurück, hebt beide Hände und bildet einen Schutzschild, um sich vor dem gefährlichen Dateninput zu schützen. »Nein, nein, nein!« sagt er.
    Y. T. zuckt mit den Achseln und macht den Reißverschluß wieder zu.
    Sie hat keine Angst; sie trägt eine Dentata.

    Der Manager fesselt sie mit Handschellen an ein Kaltwasserrohr. Der zweite MetaCop entfernt seine neueren, kybernetischeren Handschellen und läßt sie an seinem Halfter wieder einrasten. Der erste MetaCop lehnt ihre Planke an die Wand, gerade außerhalb ihrer Reichweite. Der Manager kickt eine rostige Kaffeedose über den Boden, die er ihr gekonnt an den Körper knallt, damit sie ihre Notdurft verrichten kann.
    Â»Woher kommen Sie?« fragt Y. T.
    Â»Tadschikistan«, sagt er.
    Ein Jeek. Sie hätte es wissen müssen.
    Â»Nun, Pißdosenfußball scheint euer Nationalsport zu sein.«
    Der Manager kapiert nicht. Die beiden MetaCops stoßen rauhe, abgehackte Lachsalven aus.
    Papiere werden unterschrieben. Alle anderen gehen nach oben. Auf dem Weg zur Tür hinaus löscht der Manager das Licht. In Tadschikistan ist Elektrizität ein großes Ding. Y. T. ist im Clink.

7
    The Black Sun ist so groß wie mehrere Footballfelder nebeneinander. Das Dekor besteht aus schwarzen, quadratischen Tischen, die in der Luft schweben (es wäre sinnlos, Beine dazuzuschreiben), die gitterförmig gleichmäßig auf dem Boden verteilt sind. Wie Pixel. Die einzige Ausnahme ist in der Mitte, wo die vier Quadranten der Bar zusammenlaufen (4 = 2 2 ). Dieser Teil wird von einer kreisförmigen Theke mit einem Durchmesser von sechzehn Metern eingenommen. Alles ist mattschwarz, was es dem Computersystem ungeheuer erleichtert, etwas darauf zu malen – muß sich nicht darum kümmern, einen komplizierten Hintergrund zu berücksichtigen. Und somit kann man seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Avatars konzentrieren, was die Leute ja gerade wollen.
    Es zahlt sich nicht aus, auf der Straße ein hübsches Avatar zu haben, wo es so gedrängt zugeht und alle Avatars ineinander verschmelzen.
Aber The Black Sun ist eine um Klassen bessere Software. Im The Black Sun dürfen Avatars nicht miteinander zusammenstoßen. Nur eine bestimmte Anzahl Besucher dürfen anwesend sein, und die können nicht durcheinander hindurchgehen. Alles ist solide und fest umrissen und realistisch. Und die Klientel besitzt weitaus mehr Klasse – hier wird man keinen sprechenden Penis finden. Die Avatars sehen wie richtige

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