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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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bringen die leeren Karren zum 5 X 10 zurück. Technisch gesehen sind diese Karren Gemeindeeigentum, aber das glaubt niemand.
    Die Fahrt zum Schauplatz des Konzertes ist lang, um so länger, als Vitaly den technotronischen, L. A.-typischen Blickwinkel
ablehnt, wonach Geschwindigkeit gleich Gott ist, lieber auf der Oberfläche bleibt und konstant mit fünfunddreißig Meilen pro Stunde fährt. Es herrscht auch kein besonders dichter Verkehr. Daher stöpselt Hiro seinen Computer in den Zigarettenanzünder und riskiert einen Blick ins Metaversum.
    Er steht nicht mehr über Glasfaserkabel mit dem Netzwerk in Verbindung, daher muß seine gesamte Kommunikation mit der Außenwelt über Radiowellen stattfinden, die viel langsamer und längst nicht so zuverlässig sind. Es wäre nicht ratsam, ins The Black Sun zu gehen – er würde schrecklich aussehen und sich auch so anhören, und die anderen Gäste würden ihn ansehen, als wäre er eine Art Schwarzweißperson. Aber in sein Büro kann er problemlos gehen, denn das wird im Inneren seines Computers generiert, den er auf dem Schoß stehen hat; dazu braucht er keine Kommunikation mit der Außenwelt.
    Er erscheint in seinem Arbeitszimmer in seinem hübschen kleinen Haus im alten Hackerviertel gerade abseits der Straße. Es ist ziemlich japanisch eingerichtet: Tatamimatten auf dem Boden. Sein Schreibtisch ist eine große Tafel aus grob gesägtem Mahagoni. Silbernes Wolkenlicht dringt durch Reispapierwände. Ein Paneel vor ihm gleitet beiseite und ermöglicht Ausblick in den Garten mit einem murmelnden Bach, aus dem von Zeit zu Zeit ein Stahlkopf herausspringt, um nach Fliegen zu schnappen. Eigentlich müßte der Teich voller Karpfen sein, aber Hiro ist so sehr Amerikaner, daß er Karpfen für ungenießbare Dinosaurier hält, die auf dem Grund dümpeln und Abfall fressen.
    Da ist etwas Neues: Ein Globus, etwa so groß wie eine Grapefruit, eine perfekte Nachbildung des Planeten Erde, hängt in Armeslänge vor seinen Augen. Hiro hat schon davon gehört, aber nie einen gesehen. Es handelt sich um eine CIC-Software, die schlicht und einfach Erde heißt. Es ist das Anwenderinterface, das CIC benutzt, um den Überblick über jede noch so winzige Information zu behalten, die es besitzt – sämtliche Karten, Wetterwerte, Baupläne und Daten von Überwachungssatelliten.
    Hiro hat sich schon überlegt, daß er in ein paar Jahren genügend Geld besitzen wird, daß er sich Erde leisten und so ein Ding
ins Büro bestellen kann. Und plötzlich ist es da, gebührenfrei. Die einzige Erklärung, die ihm einfällt, ist die, daß Juanita es ihm gegeben haben muß.
    Aber der Reihe nach. Die Babel/Infokalypse-Karte steckt noch in der Tasche seines Avatars. Er holt sie heraus.
    Eines der Reispapierpaneele, die die Wände seines Arbeitszimmers bilden, gleitet beiseite. Auf der anderen Seite kann Hiro einen spärlich erleuchteten Raum sehen, der vorher nicht da war; anscheinend war Juanita hier und hat auch einen Anbau am Haus vorgenommen. Ein Mann kommt ins Büro.
    Der Bibliothekarsdaemon sieht wie ein liebenswürdiger bärtiger Mann Mitte Fünfzig aus, mit silbernem Haar und hellblauen Augen, der einen Pullover mit V-Ausschnitt über einem Baumwollhemd und dazu eine grob gewobene Krawatte trägt. Die Krawatte ist gelockert, die Hemdsärmel hochgekrempelt. Obwohl er nur ein Stück Software ist, hat er allen Anlaß, fröhlich zu sein; er kann sich so behende wie eine Spinne durch die fast unvorstellbaren Informationsmengen der Bibliothek bewegen, die durch ein weites Netz von Querverweisen krabbelt. Der Bibliothekar ist die einzige CIC-Software, die noch teurer ist als Erde; das einzige, was er nicht kann, ist denken.
    Â»Ja, Sir«, sagte der Bibliothekar. Er ist eifrig, ohne übertrieben beflissen zu wirken; er verschränkt die Hände hinter dem Rükken, wippt leicht auf den Fußballen nach vorne und zieht über der Halbbrille erwartungsvoll die Brauen in die Höhe.
    Â»Babel ist eine Stadt in Babylon, richtig?«
    Â»Es war eine legendäre Stadt«, sagt der Bibliothekar. »Das Wort stammt aus dem Hebräischen; Bab bedeutet Tor und El bedeutet Gott, demzufolge bedeutet Babel >Tor Gottes<. Wahrscheinlich ist es aber gleichzeitig onomatopoetisch und ahmt jemanden nach, der in einer unverständlichen Sprache spricht. Die Bibel steckt

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