Snowbound - Atemloses Verlangen
zurück, eine Geste, die bei jedem anderen überheblich gewirkt hatte, bei ihm jedoch einfach nur selbstbewusst rüberkam.
»Na schön … dann arbeiten Sie also im Winter als Rettungssanitäter Querstrich Kellner – aber was tun Sie, wenn der Schnee geschmolzen ist?«
Als er amüsiert und etwas schief lächelte, bildete sich in seiner rechten Wange ein bezauberndes Grübchen.
»Erst schmolle ich eine Woche, und dann arbeite ich als Sanitäter für einen privaten Rettungsdienst.«
Nun war es an ihr, angetan zu sein. Endlich mal ein Mann mit einem anständigen Job, bei dem es nicht darum ging, im Rampenlicht zu stehen. Im Gegensatz zu Damon war Sean erstklassiges Flirtmaterial. Ein Skifanatiker, der arbeitete, um seine Begeisterung für den Wintersport zu finanzieren. Sie konnte seine kräftigen Hände mit dem zarten, gelbbraunen Flaum förmlich schon auf ihrer empfindsamen Haut spüren. Eine prickelnde Vorfreude, wie sie sie seit Monaten – nein, Jahren – nicht mehr empfunden hatte, erfüllte sie mit leichtem Schwindel.
Sie befeuchtete sich die Lippen, um ihn zum Abendessen, auf ein paar Drinks oder … gleich zum Dessert einzuladen, als sie plötzlich unterbrochen wurden.
»Dich kann man aber auch keine zwei Minuten allein lassen.«
Karen war wie aus heiterem Himmel neben ihrem Tisch aufgetaucht, die eine Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt, während sie mit der anderen Einkaufstüten umklammerte. Auf ihren Lippen lag ein anerkennendes Lächeln, während sie Sean von oben bis unten musterte. Bevor das Ganze aus dem Ruder lief, räusperte sich Robyn und rutschte beiseite, damit ihre Freundin neben ihr Platz fand.
»Karen, Sean. Sean, Karen.«
Karens Augen funkelten. »Ähm, Robyn, weißt du, wo die Damentoilette ist?«
Robyn deutete auf einen abgesenkten Bereich am hinteren Ende der Bar, aber ihre Freundin schüttelte den Kopf. »Dieser Pub ist verdammt riesig. Ich werde mich noch verlaufen. Zeigst du’s mir?«
»Dir zeigen? Karen-«
Karen warf ihr einen Blick zu, der so viel besagte wie »Tu’s, oder ich töte dich heute Nacht im Schlaf«. Robyn drehte sich zu Sean. »Es tut mir leid. Meine Freundin hat sich offenbar urplötzlich in ein Kleinkind verwandelt.«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem trockenen Lächeln. »Ich habe zwei Schwestern. Ich bin vertraut mit dem weiblichen Herdentrieb, wenn es um Toilettenbesuche geht.«
Robyn ging vor Karen her zur Damentoilette, aber sobald sie drinnen waren, stürzte sie sich wütend auf ihre Freundin. »Was hast du für ein Problem? Dieser Typ wird uns noch für völlig bescheuert halten!«
Karen spähte unter die Trennwände, die die Kabinen voneinander trennten. Offenbar zufrieden mit dem Ergebnis – alle leer –, richtete sie sich auf und drehte sich zu ihrer Freundin um. »Weißt du, wer er ist?«
»Na klar. Ein gut aussehender Rettungssanitäter von der Bergwacht, der vermutlich zusieht, dass er Land gewinnt, während wir uns hier unterhalten.«
»Du weißt es wirklich nicht, oder?«
Ein ungutes Gefühl machte sich in Robyn breit. »Er ist einfach nur irgendein Typ.« Oh bitte, lass ihn einfach nur
irgendein
Typ sein.
Karen begutachtete ihr sandfarbenes, welliges Haar im Badezimmerspiegel und hielt einen qualvollen Moment lang inne, um ein paar Haarsträhnen zu bändigen. »Er ist nur ein Typ, der eine olympische Medaille gewonnen und zigtausend Werbeverträge in der Tasche hat.«
»Das ist lächerlich.« Robyn seufzte, erleichtert darüber, dass Karen Sean ganz offensichtlich mit jemandem verwechselte. Ihre Pläne für einen heißen Flirt hatten sich noch lange nicht erledigt. »Warum sollte er dann als Rettungssanitäter arbeiten? Und woher willst du das überhaupt wissen? Du hasst Sport!«
»Aber ich liebe die Olympischen Spiele.« Karen holte tief Luft, und Robyns Magen zog sich unbehaglich zusammen. »Ich habe im Fernsehen einen Bericht über ihn gesehen. Er hat eine Bronze- oder Silbermedaille gewonnen – so genau weiß ich das nicht mehr, und danach hat er Werbung für Frühstücksflocken und Lippenpflegestifte gemacht. Er hatte immer irgendein heißes Model oder einen Filmstar im Arm. Und dann ist er einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiele ausgeschieden.« Sie schwieg. »Rob, er war bei mehreren Wettkämpfen der Favorit für die Goldmedaille.«
Verblüfft lehnte sich Robyn mit der Hüfte gegen das Waschbecken, da ihre Knie weich geworden waren. Das
durfte
einfach nicht wahr sein. »Und warum hat er aufgehört?«
Karen
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