Snowbound - Atemloses Verlangen
konnte Karen die Mittagspause noch ein wenig genießen, den Robyn musste bald los. Ihre Mutter brauchte ihre Hilfe in der Bäckerei.
»Warum hast du dir nicht angehört, was er zu sagen hatte?«
Nachdem Robyn ihre Tasse auf dem Tisch abgestellt hatte, legte sie beide Hände darum, um sich zu wärmen. »Was soll er mir denn sagen? Dass er nicht auf mich steht? Dass ich ihn nicht genug für seine olympische Medaille bewundere?«
»Nach dem, was du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass es darum geht.« Karen versteckte ein Lächeln hinter ihrer Kakaotasse. »Insbesondere was die Frage angeht, ob er auf dich steht.«
Das wusste Robyn, und sie wusste auch, dass sie nicht fair war. Sie zweifelte nicht daran, dass er genauso erregt gewesen war wie sie selbst. Sie hatte den Beweis in den Händen gehalten, ihn zwischen den Beinen gespürt. Und die Sache mit der olympischen Medaille war definitiv kein Thema. Nicht ein einziges Mal hatte er seine Profisportlerkarriere zur Sprache gebracht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er früher im Rampenlicht gestanden hatte.
Andererseits, vielleicht hatte er erwartet, dass
sie
darüber sprechen würde, und als sie das nicht getan hatte …
»Wenn man vom Teufel spricht …«
Robyn riss den Kopf herum und suchte den vollen Pub nach einem hochgewachsenen Mann in roter Sanitäterjacke ab. »Wo?«
»Draußen.«
Als sie sich zum Fenster umdrehte, sah sie ihn. Er stand in seiner Bergretteruniform neben dem Quad-Lift und wuschelte einem kleinen rothaarigen Jungen durch das Haar. Da er eine Sonnenbrille trug, waren seine Augen nicht zu sehen, aber selbst aus der Entfernung verzauberte sie sein umwerfendes Lächeln, und sofort fingen die Schmetterlinge in ihrem Bauch an, sich zu regen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich freute, ihn zu sehen, oder ob sie wütend darüber war, das er sich offenbar nicht genauso elend fühlte wie sie.
Aber als der Junge auf seinen Skiern davonglitt, verblasste Seans Lächeln. Er fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar mit den blonden Strähnen und legte den Kopf in den Nacken, um in den sonnigen Himmel hinaufzuschauen. Vielleicht ging es ihm ja genauso mies wie ihr, seit sie aus seinem Wagen gestiegen war und die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. Aber irgendwie fühlte sie sich deswegen nicht besser.
Zu Beginn war der vergangene Abend einfach perfekt gewesen, die Atmosphäre zwischen ihnen war entspannt, und auch ihr Gespräch war locker gewesen, ohne peinliche Momente. Als er sie auf der Treppe geküsst hatte, hatte sie alle ihre Unsicherheiten und Ängste, was seine Vergangenheit und Zukunft betraf, beiseite geschoben, um den Moment genießen zu können. Dabei hatte sie eigentlich nicht vorgehabt, es so weit kommen zu lassen. Aber als er angefangen hatte, sie zu streicheln, hatte sie sich von ihrer Zuneigung zu ihm mitreißen lassen. Einer Zuneigung, die sie von der ersten Sekunde an verspürt hatte, als sie ihn auf dem Barhocker im
Moosehead
hatte sitzen sehen. Er hatte ausgesehen wie ihre fleischgewordene Highschool-Fantasie.
Was für ein Riesenfehler.
Draußen vor dem Fenster zog Sean seinen Handschuh an und ging zu einem anderen Mitarbeiter von der Bergwacht hinüber, der ihn von einem nahegelegenen Lift aus zu sich winkte. Dort hatte sich eine Menschenmenge um mehrere Kamerateams versammelt. In dem Ferienort hatte es schon immer von Paparazzi und Fernsehreportern gewimmelt, aber seit sie hergekommen war, hatte sie das Gefühl, keine drei Schritte gehen zu können, ohne irgendwelchen Medienleuten zu begegnen. Zum Glück war es ihr wenigstens gelungen, Damon und seinem Fernsehteam aus dem Weg zu gehen.
Sean schien mit den Fotografen gut fertigzuwerden. Er lächelte ihnen zu und winkte kurz, während er an ihnen vorbeifuhr. Mit einem Seufzen, von dem sie nicht wusste, ob es sich dabei um Ermattung oder Sehnsucht handelte, drehte sie sich wieder zu Karen herum, die sie besorgt musterte.
»Du hast dich in ihn verliebt, stimmt’s?«
»Natürlich nicht«, schnaubte sie und schnappte sich eine von den gefüllten Ofenkartoffeln, die der Kellner gebracht hatte, während sie damit beschäftigt gewesen war, Sean anzuschmachten. Nach diesem Urlaub würde sie sich einen Monat lang nur von Sellerie und Karotten ernähren müssen. »Ich kenne ihn gerade mal seit zwei Tagen.«
»Wenn es um Liebe geht, spielt Zeit keine Rolle.«
Robyn schnaubte wieder. Ihre Freundin war ja so dermaßen romantisch. »Es geht hier um Lust, nicht um Liebe. Ich
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