Snuff: Roman (German Edition)
Zyankali.
Der Teddymann zeigt. Er hebt die Schultern, zeigt mit einem Finger und sagt: »Die da, glaub ich.«
Sheila hält die Tür auf, das Licht vom Set blendet uns. Sheila sagt: »Nummer 72, wenn du dich jetzt zu uns bemühen würdest … bitte.«
Der Junge gibt den pissegetränkten Teddybären zurück. Seine Finger sind fleckig schwarz, sein Bizeps, sein Musculus latissimus, seine schrägen Bauchmuskeln sind blauschwarz gefleckt, ähnlich wie die Hautveränderungen, die man bekommt, wenn man das Kaposi-Sarkom hat, den Krebs der Schwulen. Die Autogramme von Barbra Streisand und Bo Derek verlaufen auf seiner Hand. Der Junge sagt: »Danke.«
Auf den Monitoren zieht mein ganzes Leben vor meinen Augen vorüber. Auf einem bin ich irgendein Präsident, der sein Ding erst in die First Lady und dann in Marilyn Monroe schiebt, bis mir bei einer Autofahrt mit offenem Verdeck der Schädel weggepustet wird. Auf einem anderen Monitor bin ich ein junger Pizzabote, der eine Pizza mit extra Salami in ein Studentinnenwohnheim bringt.
Nummer 72 geht die Treppe rauf, oben in der Tür wartet Sheila. Auf der obersten Stufe bleibt er stehen und blickt zurück; in dem grellen Licht sieht er ganz dünn aus. Er nimmt etwas in den Mund und wirft den Kopf nach hinten. Sheila reicht ihm eine halb volle Wasserflasche; er trinkt, und bei jedem Schluck blubbern Blasen hoch. Die Tür schließt sich, und er ist weg.
Der Teddymann krallt die Finger um die Kante des Büffets und stützt sich daran ab.
Ich frage ihn, ob sein alter Herr jemals mit ihm über Sex gesprochen hat?
Und der Teddymann sagt: »Kann ich mir mal dein Handy ausleihen?«
Ich sage: »Wozu?«
Und der Teddymann tastet mit einer Hand auf dem Tisch herum, nimmt ein Kondom, schiebt es sich in den Mund und spuckt es wieder aus. Er sagt: »Ich möchte Verstärkung holen.«
Natürlich habe ich ein Handy. In meiner Sporttasche. Ich gebe es ihm und sage, früher auf der Highschool hatte ich eine Freundin, Brenda, eine echt scharfe Schnitte, unglaublich sexy, zugleich aber eine richtige Dame.
Der Teddymann hält sich das Handy direkt vor die Nase und lässt gerade noch so viel Platz, dass er mit einem Finger auf die Tasten drücken kann. Er kneift die Augen zusammen und sagt: »Ich höre...«
Auf den Monitoren bin ich ein alter Knacker, der in einem Altersheim eine Pflegerin vögelt. Gleichzeitig zeigt mich ein anderer Monitor als Pfadfinder, der es mit seiner Gruppenführerin treibt.
Ich erzähle, damals habe ich gedacht, mit Brenda würde ich bis ans Ende des Lebens zusammen sein, wir würden heiraten und Kinder haben, Brenda und ich würden ein Haus bauen und gemeinsam alt werden. Hauptsache, wir blieben immer zusammen. Meine Gefühle für sie – ich habe sie viel zu sehr geliebt, als dass ich jemals auch nur versucht hätte, sie zu ficken, ja, ich habe sie nicht mal gefragt, ob ich an ihren Titten lutschen oder meine Hand in ihre Jeans schieben darf. So groß war unsere Zuneigung und unser Respekt voreinander.
Der Teddymann sagt in das Handy: »Lenny?« Er klammert sich immer noch am Tisch fest und sagt: »Ich habe einen eiligen Auftrag.«
Im zweiten Jahr auf der Highschool liebte ich Brenda so sehr, dass ich meinem alten Herrn ein Foto von ihr zeigte.
Und dann kam was Typisches: Mein Alter nahm mir das Foto aus der Hand. Er sah sich den Schnappschuss an und schüttelte den Kopf. Er gab mir Brenda zurück und sagte: »Wie kann ein Schwachkopf wie du ein so feines Mädchen mögen?« Mein Alter sagt: »Junge, die Schnalle spielt absolut in einer anderen Liga als du.«
Und ich sage, dass ich sie heiraten will.
Auf den Monitoren bin ich ein Soldat, ein einfacher Soldat auf Hawaii, der japanischen Bomben ausweicht und hawaiianische Miezen bumst; der Film heißt From Her to Eternity .
Der Teddymann sagt in das Handy: »Ich brauche auf der Stelle Unterstützung, irgendeinen Schwanzträger, Hautfarbe und Alter egal, Hauptsache, er kriegt einen hoch, ist nach ein paar Stößen fertig und verschwindet dann wieder.« Der Teddymann sagt: »Nein, nicht für mich.« Er sagt: »So schlecht geht’s mir nie.«
Als ich von meinem Plan erzählte, Brenda zu heiraten, lächelte mein Alter. Er lächelte und legte mir einen Arm um die Schulter. Er sagt: »Hast du sie schon gebumst?«
Ich schüttle den Kopf.
Und mein Alter sagt: »Interessiert dich eine todsichere Methode, ein Mädchen zu bumsen, ohne dass sie schwanger wird?«
Der Teddymann merkt, dass ich ihn beobachte, und sagt:
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