Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So berauschend wie die Liebe

So berauschend wie die Liebe

Titel: So berauschend wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Baird
Vom Netzwerk:
Deckhaar mit einer silbernen Spange zurück, sodass ihr die lange blonde Mähne offen weit über die Schultern fiel. Elaine hatte recht: Ihre Augen glänzten wieder, ihr Gesicht hatte die traurige Blässe verloren. Aus einer Laune heraus trug Lucy jetzt etwas Lippenstift auf und einen Hauch von Mascara, dann steckte sie sich einen Ohrring an. Ihre Galerie lief wirklich gut, und Lucy hatte Aufträge genug, um eine Weile beschäftigt zu sein. Das Leben meinte es gut mit ihr.
    Selbst die Fahrt nach Dessington vor zwei Wochen, um das Haus der Familie auszuräumen, bevor sie es verkaufen würde, hatte sich als sehr inspirativ erwiesen, obwohl Lucy sich vorher eher davor gefürchtet hatte. Aber dann hatte sie mit alten Schulfreunden gemeinsame Erinnerungen aufgefrischt, hatte die Fabrik besucht und mit den Arbeitern geredet und war überall im Ort freundlich begrüßt worden. Die Leute sprachen immer noch voller Respekt von ihrem Großvater, dem Firmengründer, und ihren Eltern, und das erinnerte Lucy daran, was für eine glückliche Kindheit sie bis zum Tod ihrer Mutter hier verbracht hatte.
    Das motivierte sie umso mehr, eine gute dauerhafte Lösung für die Fabrik und deren Arbeiter zu finden. Und beim Anblick des riesigen parkähnlichen Gartens hinter dem Haus ihrer Familie kam ihr der geniale Einfall. Sofort bat sie ihren Anwalt, einen Termin mit Richard Johnson, dem dritten Teilhaber bei Steadman’s , zu machen, um ihm ihren Vorschlag zu unterbreiten. Es stellte sich heraus, dass Johnson gar kein so profitgieriges Monster war, wie sie angenommen hatte, und nach einem konstruktiven Treffen mit ihm und seinem Architekten einigte man sich auf ein ganz anderes Geschäft. Lucy leitete alles Nötige bei ihrer Bank in die Wege, und gestern hatte sie der Anruf ihres neuen Partners erreicht, dass das Abkommen praktisch in trockenen Tüchern sei. Es bereitete ihr eine ungeheure Genugtuung, das alles ohne die Hilfe von Lorenzo Zanelli geschafft zu haben.
    Tief im Innern hatte Lucy die ganze Zeit gewusst, dass es zwischen ihr und Lorenzo nicht gut gehen konnte. Denn sie trennten Welten – in jeder Hinsicht: Er war ein milliardenschwerer Bankier, dessen gesamtes Leben sich darum drehte, noch mehr Geld zu scheffeln, während ihn sein namhafter familiärer Hintergrund arrogant und zynisch auf andere Menschen herabblicken ließ. Lucys Welt dagegen bestand aus ihrer Kunst und ihren Freunden. Geld war ihr nicht wichtig, solange sie ihre Rechnungen bezahlen konnte und ein reines Gewissen hatte.
    Ganz anders als Lorenzo, der gar kein Gewissen besaß! Eine Unterstellung, die sich schon bald als gerechtfertigt erweisen sollte.

5. KAPITEL
    Lorenzo hatte seinen Aufenthalt in New York auf drei Wochen ausgedehnt und war froh, bei seiner Rückkehr nach Italien festzustellen, dass sich die Gerüchte um ihn und Olivia Paglia, wie erwartet, von selbst erledigt hatten. Am darauffolgenden Morgen nahm er die Einladung seiner Mutter an, abends zu ihr zum Essen zu kommen.
    Und jetzt steckte er in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Er sah seine Mutter über den elegant gedeckten Esstisch an. Seit Jahren hatte er sie nicht mehr so munter gesehen, aber der Grund dafür brachte ihn in eine schlimme Klemme. Vor ihnen auf dem Tisch lag eine Handvoll Fotos, die Teresa Lanza seiner Mutter vorbeigebracht hatte – zusammen mit der Information, dass die junge Frau darauf niemand anderes als Lucy Steadman sei. Wie hatte er sich nur einbilden können, die Sache vor seiner Mutter geheim halten zu können, wenn die Lanzas zugegen waren?
    „Warum hast du mir nichts davon erzählt, Lorenzo? Du lässt dich von mir wegen Olivia Paglia schelten, dabei hast du die ganze Zeit eine reizende Freundin – die noch dazu eine talentierte Künstlerin ist. Hast du vielleicht gedacht, es würde mich treffen, weil sie mit Damien verwandt ist? Deswegen musst du dir keine Sorgen machen. Ich erinnere mich gut, dass Antonio mir damals von Damiens Schwester erzählt hat, die er für ein sehr liebenswertes Mädchen hielt. Ich habe Damien nie die Schuld an dem schrecklichen Unfall gegeben und teile die Einschätzung des Richters, dass Damien richtig handelte, als er auf diesem Weg versuchte, Antonios Leben vielleicht noch zu retten.“ Signora Zanelli seufzte. „Was für ein Unglück, dass die Bergrettung zu spät kam!“
    Lorenzo saß stocksteif auf seinem Stuhl, die Lippen zusammengepresst. Er war anderer Ansicht, aber es hatte keinen Sinn, mit seiner Mutter darüber zu diskutieren.

Weitere Kostenlose Bücher