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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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Seife von meinem Körper abwaschen kann. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mir ganz vorsichtig mein Kleid überzuziehen. Ich schäme mich zu Tode. Unter den lüsternen Blicken der Wärter, die uns anstarren, treten wir den Rückweg an.
    Die Frauen aus meiner Zelle, die mich bisher nur misstrauisch beäugt haben, helfen mir zum ersten Mal. Sie rubbeln und trocknen mich ab, reden mit mir, machen mir Mut.
    Bisher war ich Luft für sie, jetzt endlich wenden sie sich mir zu, helfen mir, das Gefängnis zu ertragen.
    Von heute an gehöre ich zu ihnen; das Eingesperrtsein wird ein bisschen erträglicher.
    Frei!
    Auf den zehn mal sechs Metern, die von schwindelerregend hohen Betonmauern umschlossen sind, auf denen der blaue Himmel wie eine Last zu liegen scheint, machen wir gerade unseren Hofgang.
    Ein Wärter ruft mich zu sich: »He, du, komm her! Folge mir!«
    Ohne eine Erklärung werde ich in Handschellen nach Paris ins Hauptquartier in der Avenue Foch zurückverfrachtet.
    Nichts hat sich seit meinem letzten Aufenthalt hier geändert. Bei der Gestapo herrscht ein geschäftiges Kommen und Gehen. »Beeilt euch, oder sie sind weg!«, brüllt ein Polizist. Ich verstehe: Die Zahl der Razzien ist nicht weniger geworden, im Gegenteil.
    »Gréco!« Ein Polizist ruft mich zu sich. Er händigt mir meine Tasche aus und verkündet mit monotoner Stimme: »Sie sind frei.«
    Und weil ich ein wohlerzogenes Mädchen bin, sage ich gegen meinen Willen: »Danke schön.«
    Der Herbstwind fegt gegen meine nackten Beine, als ich das Gebäude verlasse. Ich zittere und friere, habe Angst und bin erschöpft.
    Auf der eindrucksvollen, aber auch eiskalten Avenue mit ihren Haussmann’schen Fassaden sammle ich meine Kräfte. Ich denke nach, es muss schnell gehen.
    In meiner Tasche finde ich einen Métrofahrschein, der erst einmal geknipst ist. Ich darf also noch einmal mit ihm fahren. Von dieser einen Fahrt hängt viel ab, das weiß ich. Zwar habe ich kein Geld, aber diese Fahrkarte befördert mich in null Komma nichts in einen gut geheizten Waggon. Da kommen mir die fürsorglichen Worte meiner Mutter in den Sinn.
    Da sie wusste, dass die Gefahr größer werden wird, hat sie eine Freundin gebeten, uns Unterschlupf zu gewähren, falls ihr etwas zustößt. Diese Freundin ist Hélène Duc, meine Französischlehrerin aus Bergerac, die sich in die Hauptstadt gewagt hat, um Schauspielerin zu werden.
    Ich stürze mich also in den Schlund der Métro und nehme den Zug Richtung Porte d’Orléans. Die wenigen Fahrgäste tragen alle Hut und sind in Mäntel gehüllt. Es scheint ein strenger Winter zu werden. Keiner lächelt oder sagt etwas.
    Rue Servandoni
    Der Krieg hüllt Paris in eine Decke des Schweigens.
    So steige ich in die Métrostation Saint-Sulpice hinab und frage eine Passantin, wie ich zur Rue Servandoni komme.
    »Da lang.« Sie weist mir mit dem Finger den Weg. »Gleich neben der Kirchentreppe fängt sie an.«
    Vor der Hausnummer 20 bleibe ich stehen. In der großen Eingangshalle entdecke ich rechts hinten eine Wohnungstür. Ich gehe hin und läute. Eine Frau öffnet. »Guten Tag, könnte ich mit Hélène Duc sprechen?«, sage ich.
    Die kugelrunde Dame, die ihre paar grauen Haare mit schmucklosen Spangen nach hinten gesteckt hat, bittet mich einzutreten. In einer Ecke des Salons steht ein Klavier, ein paar junge Leute unterhalten sich.
    Hélène Duc kommt die Treppe herunter, sieht mich erstaunt an, dann strahlt sie. »Wie kommst du hierher?«, fragt sie, bevor sie mich herzlich umarmt.
    Mit ein paar Worten erkläre ich ihr, dass man mich aus dem Gefängnis von Fresnes entlassen hat und dass ich allein bin. Sie findet ein Zimmer in einer Pension für mich, und ihre zärtlichen Worte richten mich auf.
    Jetzt weiß ich, dass ich nicht verloren bin.
    Das kleine Einzelbett, auf das ich mich lege, steht in einem winzigen Raum, dessen Tapete die besten Tage hinter sich hat. Die Matratze ist weich und hängt durch. Ich kauere mich zusammen.
    Die Dächer von Paris erstrahlen nach und nach im rötlichen Licht der Spätnachmittagssonne; auch mein Zimmer geht nicht leer aus.
    Ein paar Stunden später wache ich auf und genieße meinen ersten Abend in der wiedererlangten Freiheit. Er fühlt sich seltsam an.
    Vergessene Empfindungen regen sich wieder. Die Lust am Leben ist wieder da, ich stecke voller Tatendrang. Arbeiten werde ich und kämpfen. Und natürlich hoffe ich auf eine baldige Rückkehr meiner Schwester und meiner Mutter. Wo sie wohl sind? Wie es

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