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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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haben, ist von jungen Leuten umringt. Bevor sie das Wort ergreift, kratzt sie sich, quasi als Vorspiel, auf eine recht nette Weise oben am Haaransatz. Das Haar selbst hat sie wie einen Turban hochgesteckt, oder es ist unter einem echten Turban verborgen.
    Der Existenzialismus ist die neue Bewegung, er steht für Freiheit und Verantwortung. Die Fotografen der Zeitung Samedi Soir und des amerikanischen Magazins Life veröffentlichen Fotos aus dem Kellerlokal Le Tabou. Sie zeigen mich, wie ich diverse Berühmtheiten empfange, und so werden, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt und ohne dass ich es selbst bemerke, Klischees über mich armes Geschöpf in die Welt gesetzt.
    An den Auslagen der Zeitungskioske hängt ein Foto von Roger Vadim, den damals noch niemand kannte, mit mir an seiner Seite. Wir stehen auf der Treppe der Bar Vert, ich halte eine Kerze in der Hand.
    Als der Fotograf Georges Dudognon Fotos von mir in meinem Zimmer macht, kommt Annabelle, eine zufällige Bekannte vorbei. »Es wäre schön, euch beide zusammen auf einem Foto zu haben«, sagt Georges.
    Und so entstand eines der bekanntesten Fotos jener Zeit: wir, zwei Frauen, angezogen, in inszenierter Pose zusammen auf einem Bett.
    Da man mich mit dem Existenzialismus verbindet, werde ich zum Symbol der Nachkriegsjugend. Die junge Frau von zwanzig Jahren muss feststellen, dass man sie auf einen Sockel gestellt hat. Die Journalisten sprechen von einer gewissen Gréco als der Muse von Saint-Germain-des-Prés.
    Der Club Saint-Germain
    Die Crème de la Crème von Paris, inklusive der gut situierten Bürger, sie alle wollen die Gréco sehen.
    Das Tabou wird sehr schnell zu einem Ort, wo man gewesen sein muss. Die schicken Damen vom rechten Seineufer werfen sich an diesem Ort des »Verderbens« in die Arme ihres Geliebten; manchmal ist es auch nur ihr Ehemann.
    In dem Tohuwabohu kann man Albert Camus, Jean Cocteau und seine Freunde Jean Marais, den Künstler Christian Bérard und den Tänzer und Poeten Boris Kochno leicht übersehen, wie sie den Kopf im Rhythmus der Swingmusik bewegen. Die Kunstmäzenin Marie-Laure de Noailles mit ihrer jungen Gefolgschaft, auch sie hält hier Hof.
    Ich komme mir vor wie ein Tier im Zoo, wie ein Affe, der auf seinem Felsen sitzt und beobachtet wird.
    Diese Situation geht mir auf die Nerven, auch wenn es mir Spaß macht, den Damen, wenn sie die Treppe hinabsteigen, in den Hintern zu kneifen und auf ihre Reaktion zu warten. Überraschenderweise passiert nichts. Sicher denken sie, dass ein etwas ungehobelter Verehrer sie gezwickt hat. Vielleicht sind sie es auch nicht anders gewohnt!
    Jeden Abend missfällt mir dieses Defilee der Neugierigen ein bisschen mehr. So ist es nur folgerichtig, dass ich eines Abends dem ehrenwerten Direktor der französischen Münzprägeanstalt eine Ohrfeige verpasse, nachdem er mich mit einem fröhlichen »Guten Abend, meine Kleine« und einem Klaps auf den Hintern begrüßt hat. Wütend bearbeite ich ihn mit meinen Fäusten, meine Freunde müssen mich von ihm losreißen und mich beruhigen. Der arme Kerl, der sich sicher sehr schlecht benommen hat, kommt am nächsten Abend wieder und trägt die fadesten Entschuldigungen vor. Ich gehe nicht darauf ein, stattdessen bewundere ich sein prächtiges Veilchen.
    Wie man mir erzählt, hat ihn General de Gaulle am nächsten Morgen zu einem Arbeitsgespräch empfangen, bei dem er sich nach der Ursache des imposanten Blutergusses erkundigt hat. »Ich bin gegen eine Tür gerannt, mon général !«, lautete die prompte Antwort des Direktors.
    Aber nichts verbreitet sich in Paris so schnell wie Klatsch, sodass man sehr bald in der Presse den Namen der besagten Tür nachlesen kann.
    Anne-Marie Cazalis, Marc Doelnitz und ich haben über diese Episode viel gelacht. Wir beschließen, ein neues Lokal zu suchen, wo wir uns in Ruhe treffen können. Umgehend machen wir uns an die Arbeit.
    Marc leitet die Umbauarbeiten, und nach ein paar vergnügten schlaflosen Nächten öffnet im Frühling der Club Saint-Germain in der Rue Saint-Benoît seine Pforten.
    Hier tanzen wir jede Nacht. Marc gefällt es, Mottoabende zu veranstalten, wie den »Ball der Unschuld« oder den »Ball der Wollust«.
    Diese Kostümbälle sind der große Renner. Es macht den Leuten Spaß, sich verrückte und witzige Kostüme auszudenken und sich zu verkleiden.
    Der Club Saint-Germain wird zu einem der wichtigsten Jazzklubs in Paris. Hier wird man junge talentierte Musiker entdecken wie den

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