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So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren

Titel: So bin ich eben - Erinnerungen einer Unbezaehmbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliette Gréco
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eines seiner Gedichte vertont. Damals nahmen wir Kontakt zu ihm auf, und seitdem arbeiten wir zusammen. Mein Album Un jour d’été et quelques nuits basiert auf zwölf Gedichten von Carrière, die Musik stammt von Gérard Jouannest, die Arrangements sind von François Rauber. Im Odéon sang ich es 1999 zum ersten Mal auf der Bühne.
    Kürzlich habe ich es gewagt, Jean-Claude Carrière die etwas dreiste Frage zu stellen: »Könnten Sie mir für mein Brücken-Album vielleicht einen Liedtext über eine Pariser Brücke schreiben?«
    Er lachte. »Diese Anfragen liebe ich«, war seine Antwort.
    Er ist von einer wunderbaren Einfachheit. Nie hat er mir meine Respektlosigkeit nachgetragen. Und er weiß alles! Wenn Sie mit ihm über Gartenbau sprechen, erfahren Sie von ihm, wie man erfolgreich Rosen züchtet. Wenn Sie mit ihm über Wein reden, klärt er Sie über den Herstellungsprozess auf. Ein Gespräch über Literatur? Er kennt alles in- und auswendig. Eines über Poesie? Er ist selbst ein Dichter.
    Er ist ein unversiegbarer Quell an Wissen.
    Wir nahmen das Album so auf, wie es in den Fünfzigerjahren üblich war. So wie Brassens, Brel, Barbara, Ferré und Gainsbourg in ihren Anfängen auch produziert hatten. Nämlich live, zusammen mit dem gesamten Orchester und seinem Dirigenten. So bleibt die Emotion unbeschädigt. Jacques Brel sagte einmal: »Die Schallplatte ist nur ein Nebenprodukt unserer Arbeit.« Damit wollte er uns wohl darauf hinweisen, dass das Singen vor Publikum das Wichtigere ist.
    Singen, das ist Geben, aber gleichzeitig auch das Empfangen von Publikumsschwingungen. Wenn ich also im Studio ein Album aufnehme, dann singe ich für die Musiker; an die Technik denke ich überhaupt nicht. Ich nehme auch sehr wenige Takes auf, denn wenn man ewig an einer Aufnahme herumbastelt, dann singen diejenigen, die falsch gesungen haben, hinterher vielleicht richtig, aber auf dem Band ist kein Pulsschlag mehr zu hören, kein Schweiß mehr zu riechen, kein Blutfluss mehr zu spüren. Die Seele ist abhandengekommen. Die Schallplatte oder CD wird zu einem leblosen Gegenstand.
    Ich mag Dinge, die leben. Ein Album muss leben. Ich verlange von einer Kasserolle nicht, dass sie lebt – obwohl … Aber ein Album muss das.
    Nach einem sehr anstrengenden Tag im Studio kam einmal ein reizender Geiger zu mir, um sich zu bedanken. Normalerweise werden heutzutage die einzelnen Instrumentengruppen separat aufgenommen, sodass die Musiker oft noch nicht einmal wissen, was oder für wen sie musizieren. Zum ersten Mal in seiner Karriere hörte der junge Musiker die Worte, den Gesang und das Spiel des gesamten Orchesters zusammen. Und so entstand etwas Lebendiges, das Gefühle bei ihm auslöste. Kunst von und für die Straße, Kunst, bei der man den Atem des anderen spürt, für die man sich in Stücke reißt, die man liebt.
    Wie es im Leben halt sein soll!
    Kollegen und Freunde
    Ich möchte hier von denen sprechen, ohne die mein Leben jetzt anders aussähe. Da ist Marcel Lefranc, mit dem ich seit ewigen Zeiten befreundet bin – und ich werde es auch für immer bleiben. Seit über sechzig Jahren begleitet er mich, in guten wie in schlechten Tagen. Die Schriftstellerin und Journalistin Josyane Savigneau kenne ich noch nicht so lange, doch Freundinnen fürs Leben sind wir allemal. Beide sehe ich nicht oft, doch wenn, reden wir ohne Unterlass. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Wir vertrauen einander, ein jeder findet bei dem anderen Geborgenheit.
    Vor knapp zehn Jahren hatte ich das außerordentliche Glück, einen Menschen kennenzulernen, den ich heute zutiefst bewundere. Im Hochsommer 2002 tauchte bei meinem Haus in Ramatuelle an der Côte d’Azur ein Mann auf. Er war groß, schwarz gekleidet, Locken umspielten sein jugendliches Gesicht. Ich hatte damals keine Plattenfirma, und er steckte voller Ideen für mich. Seitdem haben sich unsere Wege nicht mehr getrennt. Seine Ideen und Vorschläge bedeuten mir sehr viel. Ich liebe Jean-Philippe Allard, und deshalb möchte ich diesem warmherzigen Produzenten, auf den ich mich verlassen kann, Danke sagen: »Merci, patron chéri!« – Jetzt schmunzelt er wahrscheinlich. – Starke Frauen stehen ihm zur Seite. Da ist die kluge und erfindungsreiche Produktionsleiterin Farida Bachir, die ihre Hand schützend über alle hält. Ich und wahrscheinlich sehr viele andere könnten nicht mehr auf sie verzichten. Valérie Thieulent ist eine der besten Pressesprecherinnen, die mich bis heute betreut haben.

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