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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Rauchpause. Sie lachen nicht, sondern stehen dicht beieinander und flüstern.
    Marie-Louise und Andreas. Hanna und Lilian.
    Jan findet in keine der Gemeinschaften Aufnahme, und deshalb widmet er sich wie meistens hauptsächlich den Kindern.
    Â»Kuck mal!«, rufen sie. »Kuck mal zu mir!«
    Die Kinder wollen zeigen, wie gut sie sind, wenn sie schaukeln und hüpfen und in dem Matsch aus Sand und Schnee bröckelige Sandschlösser bauen. Jan hilft ihnen, doch hin und wieder schielt er zu Lilian und Hanna und wünscht, er könnte hören, worüber die beiden reden.
    Als Marie-Louise auf die Vortreppe tritt, verstummt das Gespräch, die Zigaretten werden ausgedrückt, und Hanna und Lilian helfen, die Kinder zu versammeln. Doch Jan bemerkt die raschen, fast konspirativen Blicke, die die beiden sich zuwerfen, als sie wieder reingehen.
    Marie-Louise scheint nichts zu bemerken, sie steht neben Jan auf der Vortreppe und lächelt den Kindern wohlgefällig zu, als sie wieder ins Haus marschieren.
    Â»Wie tüchtig sie schon sind«, meint sie.
    Am selben Abend unternimmt Jan einen weiteren Versuch, Kontakt zu Rami aufzunehmen. Er tut so, als würde er, nachdem die Vorschule geschlossen hat, im Dunkeln nach Hause gehen, macht in Wirklichkeit jedoch einen Spaziergang durch das Villenviertel und wartet ab, dass um die Klinik herum Ruhe einkehrt. Dann nimmt er einen Umweg, um zu dem großen Findling oberhalb des Bachs zu gelangen. Er setzt seinen Rucksack ab, holt den Schutzengel heraus und schaltet ihn ein, während er zum Krankenhaus hinübersieht.
    Vierte Etage, siebtes Fenster rechts. Da brennt Licht, aber es ist niemand hinter dem Gitter zu sehen.
    Dennoch versucht Jan, Kontakt aufzunehmen: »Eichhörnchen?«, sagt er leise.
    Nichts geschieht. Das Licht brennt weiterhin.
    Jan spricht noch mehrere Male in den Schutzengel, erhält jedoch keine Antwort. Wenn Rami nicht da ist oder wenn sie schläft, warum brennt dann das Licht? Ist es immer an?
    Schließlich schaltet er den Schutzengel aus und verlässt den Wald. An diesem Donnerstagabend hat er das Gefühl, gescheitert zu sein und von allen abgelehnt zu werden. Nur die Kinder mögen ihn noch, aber wenn er zu viel mit ihnen spielt, dann wirkt das seltsam.
    Jan will nicht seltsam wirken, denn dann würde Marie-Louise ihn auf dem Kieker haben, genau wie Lilian.
    Er denkt an Lilians und Hannas geflüstertes Gespräch in der vorigen Woche, wispernde Stimmen, die jedes Mal, wenn er die Vorschulküche betrat, verstummten.
    Er geht in die Stadt hinunter, aber nicht nach Hause, denn er hat ja heute Abend eine Verabredung mit Lilian. Sie werden über Ivan Rössel reden.

48
    Jan klingelt an Lilians Reihenhaustür und wartet. Er lauscht. Es sind Stimmen zu hören, aber sie klingen wie Gemurmel aus einem Fernseher.
    Anstelle von Lilian öffnet ihr großer Bruder die Tür. Jan kennt seinen Namen nicht, und der Bruder nickt ihm nur zu und ruft über seine Schulter: »Minti?«
    Die Lautstärke des Fernsehers wird heruntergedreht. Lilian antwortet etwas Undeutliches, und der Bruder ruft zurück: »Dein Kindergartenfreund ist hier.«
    Dann dreht er sich um und verlässt, ohne Jan eines Blickes zu würdigen, den Flur.
    Â»Wirst du Minti genannt?«, fragt Jan.
    Â»Manchmal«, antwortet Lilian.
    Â»Und warum?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Ich esse Pfefferminzbonbons. Um frisch zu riechen.«
    Lilians Stimme ist leblos, aber immerhin ist sie nicht betrunken. Sie hat Jan in die Küche gebeten und macht den Kühlschrank auf. Jan erkennt viele grüne Flaschen darin, aber Lilian nimmt nur eine Tüte Milch heraus.
    Â»Möchtest du eine heiße Schokolade?«
    Â»Gerne.«
    Sie stellt einen Topf mit Milch auf den Herd und setzt sich mit Jan an den Küchentisch. Die Party-Lilian aus Bills Bar ist völlig verschwunden, und diese hier wirkt müder denn je, als sie schließlich zwei Tassen heiße Schokolade zum Tisch trägt.
    Â»Hanna hat also von Ivan Rössel erzählt«, beginnt sie.
    Â»Genau«, sagt Jan.
    Â»Und dass er in Sankt Psycho sitzt?«
    Jan nickt.
    Â»Ich hab auch einiges über ihn gelesen«, ergänzt er.
    Â»Natürlich hast du das, schließlich ist er eine Berühmtheit.« Lilian seufzt. »Aber die Opfer der Verbrechen werden nie berühmt, wahrscheinlich liegt das daran, dass niemand mit jemandem reden will, der die ganze

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