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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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nicht so recht, aber ich habe mich ein wenig mit ihm unterhalten.«
    Â»Und waren Sie auch schon bei ihm drin?«, fragt die Frau.
    Â»Doch, das war ich. Ich habe mir Zucker geliehen«, erklärt Jan.
    Er lächelt, aber sein Lächeln wird nicht erwidert. Die Nachbarin sieht ihn neugierig an.
    Â»Hat er eine Waffe?«
    Â»Eine Waffe?«
    Â»Messer oder Gewehre oder so«, erklärt die Frau. »Davor hat man als Nachbar ja schließlich Angst.«
    Jan versteht nicht ganz, aber er schüttelt den Kopf.
    Â»Na, dann ist’s ja gut«, sagt die Frau und will zur Waschküche hinuntergehen, aber Jan hält sie auf.
    Â»Hat Legén denn früher Waffen gehabt?«, fragt er leise.
    Die Frau wendet sich um.
    Â»Nicht hier, jedenfalls hat er sie keinem gezeigt«, antwortet sie.
    Â»Aber anderswo?«
    Sie sieht ihn erstaunt an. »Haben Sie denn nicht gehört, was der Legén in Göteborg gemacht hat?«
    Â»Was denn?«
    Â»Eine Menge Leute hat er umgebracht. Ist verrückt geworden. Rausgerannt und hat sie auf offener Straße erstochen, einen nach dem anderen.«
    Jan steht wie versteinert.
    Â»Legén? Hat Menschen ermordet?«
    Die Frau nickt. »Alle hier im Haus wissen das.« Sie seufzt und fügt hinzu: »Niemand wollte, dass er hier einzieht. Der wäre besser oben in Sankt Psycho geblieben. Da hatten sie ihn eingesperrt.«
    Jan starrt sie an. »Aber er hat doch dort gearbeitet . In der Wäscherei.«
    Die Frau nickt wieder. »In späteren Jahren dann. Aber da arbeiten ja wohl auch ehemalige Patienten. Das ist so eine unselige Mischung aus Verrückten und Ärzten dort oben.«
    Die Nachbarin seufzt wieder, macht auf dem Absatz kehrt und geht mit ihrem Korb die Treppe hinunter.
    Jan läuft hinter ihr her und holt schnell seine eigene Wäsche aus den Maschinen. Dann steigt er die Treppe wieder hoch.
    Ob Legén sein Gespräch mit der Nachbarin belauscht hat?
    Auf der Schwelle bleibt Jan stehen und überlegt, was er tun soll. Doch schließlich geht er in seine Wohnung.
    Legén sitzt noch am Küchentisch und hat sich Kaffee nachgeschenkt. Er sieht Jan an.
    Â»Ah, Sie sind’s«, sagt er.
    Der Nachbar hat sich seine Pfeife angezündet, wirkt aber nicht gerade froh. »Ich hab die Alte gehört«, erklärt er. »Die hört man im ganzen Haus.«
    Schweigend geht Jan zum Tisch. Er weiß nicht, was er sagen soll, und muss die ganze Zeit auf Legéns Hände sehen, die die Kaffeetasse halten. Die Hände, mit denen er in Göteborg das Messer gehalten hat.
    Er muss etwas sagen.
    Â»Haben Sie sich im Krankenhaus wohlgefühlt?«, fragt er schließlich.
    Legén zieht nur an seiner Pfeife, und Jan redet weiter: »Ich meine, Sie waren doch ziemlich lange dort.«
    Â»Das ganze Leben«, stimmt Legén zu. Er pafft und sagt: »Aber ich habe niemanden ermordet. Keineswegs. Ich war nur wegen Muttern dort.«
    Jan sieht ihn fragend an.
    Â»Muttern war ein leichtes Mädchen, wie man früher gesagt hat. Hatte in den Dreißigerjahren Kinder von mehreren Männern und hat auf der Straße zu viel Party gemacht. Und hat sich noch nicht mal dafür geschämt. Also haben sie sie eingesperrt, damals war das Sankt Patricia eine Psychiatrie und gleichzeitig eine Art Armenhaus. Ich bin als Kind einfach mitgekommen. Und dort geblieben.«
    Â»Das heißt, Sie haben niemanden erstochen?«
    Â»Das ist alles nur Getratsche«, erwidert Legén. »Die Leute quatschen gern.«
    Jan nickt still. Vertrau den Leuten, denkt er.
    Er setzt sich wieder an den Tisch.
    Â»Ich habe da eine Frage«, sagt er. »Wenn oben im Krankenhaus der Feueralarm losgeht, was passiert dann in der Wäscherei?«
    Â»Das haben wir geübt«, antwortet Legén, als würde er immer noch dort arbeiten. »Wir haben unsere Anweisungen. Wenn wir nicht schon am Rauch erstickt sind, dann sollen wir die Maschinen ausschalten und zum Eingangsbereich raufgehen.«
    Â»Das heißt, Sie nehmen nicht den Fahrstuhl?«
    Â»Niemand nimmt den Fahrstuhl, wenn es brennt«, erwidert Legén.
    Es wird still in der Küche. Legén nimmt die Pfeife aus dem Mund und beugt sich zu seiner Plastiktüte hinunter. Er angelt eine Literflasche mit hellgelbem Wein heraus und stellt sie vor Jan hin.
    Â»Nehmen Sie eine Pulle. Es ist nicht der beste, den ich je gemacht habe, aber er ist okay, und am Ende wird sowieso alles

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