So bitterkalt
schade.«
»Ja, das hast du schon mal gesagt.« Hanna sieht ihn an. »Du denkst viel an die Kinder, oder?«
»Ich sorge mich um sie.« Dann fällt Jan ein, dass er Hanna ja von Williams Verschwinden erzählt hat, und er fürchtet, suspekt zu wirken. Also fügt er rasch hinzu: »Alle sollten sich um die Kinder sorgen, Hanna.«
»Das tun wir doch auch.«
»Ach ja? Du sorgst dich ja wohl mehr um Ivan Rössel, oder?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Nein. Oder doch, ich sorge mich um Ivan, aber ... Du weiÃt gar nicht, worum es hier geht, Jan.«
»Nein«, sagt er. »Also, um mich geht es jedenfalls nicht.«
Sein Bierglas ist schon leer, und er steht auf. Vielleicht sollte er jetzt sowieso besser nach Hause gehen.
Aber Hanna scheint einen Entschluss zu fassen. Sie beugt sich über den Tisch und senkt die Stimme: »Es geht um Ivan Rössel ... und um Lilian.«
»Um Lilian?«
Hanna sieht ihn eindringlich an, anscheinend will sie ihm etwas offenbaren.
»Lilians wegen habe ich Kontakt zu Ivan aufgenommen.« Sie flüstert beinahe.
Jan lässt sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Wie bitte? Was sagst du da?«
»Ivan weià Dinge. Ich versuche, ihn dazu zu bringen, sie zu erzählen.«
»Was soll er erzählen?«
»Fertig!«, ruft eine Stimme. »Habt ihr mich vermisst, meine Kindlein?«
Lilian ist mit einem groÃen Bier in der Hand zum Tisch zurückgekehrt. Jetzt wankt sie deutlich und grinst breit.
»Aufm Klo saà ein Mädel und hat geheult wie blöd«, nuschelt sie und setzt sich wieder neben Jan. »Verdammt, aufm Damenklo hockt immer eine und jault, oder, Hanna? Warum is das so?«
Hanna antwortet nicht, sondern wirft nur Jan einen raschen Blick zu.
»Wir sollten jetzt nach Hause gehen«, sagt sie dann bestimmt.
Lilian sieht erstaunt aus.
»Schon?«
Hanna nickt. »Wir fahren zusammen und setzen dich ab. Ich rufe ein Taxi.«
»Aber was ist mit dem Bier?«
»Wir helfen dir.« Hanna greift nach dem Glas, nimmt ein paar Schlucke und reicht es dann Jan. »Hier.«
Er hat keine Lust darauf, nimmt aber auch einen kleinen Schluck.
»Jetzt gehen wir, Lilian.«
Eine Viertelstunde später helfen sie der Kollegin vor der Bar in ein Taxi und setzen sich mit hinein. Hanna dirigiert den Fahrer zu einem kleinen Reihenhaus im Viertel nördlich des Zentrums; die Fenster dort sind hell erleuchtet, und Jan kann einen Mann um die vierzig sehen, der aus der Küche zu dem Taxi herüberschaut.
Jan erkennt ihn, es ist der Mann, der Lilian eines Abends zur Vorschule gebracht hat.
»Ihr seid so gut ... so nett.«
Lilian dankt ihnen mehrmals für die Fahrt, umarmt Jan, küsst Hanna auf beide Wangen und torkelt dann auf ihre Tür zu.
»Okay.« Hanna wendet sich dem Fahrer zu. »Jetzt können wir wieder ins Zentrum fahren. Zum Kasino.«
»Kasino?«, fragt Jan.
»Das ist kein Kasino. Es heiÃt nur so.«
Das Kasino liegt in einem Hinterhof. Es ist ein tristeres Lokal als Bills Bar. Heute ist dort Herrenabend, und Jan drängt sich die leise Vermutung auf, dass dieses Motto wohl jeden Abend gilt. Ein paar in sich zusammengesunkene Männer um die fünfzig sitzen vor einem groÃen Fernseher an der Bar und glotzen ein italienisches FuÃballspiel; sie sehen dabei so sauer aus, als würde ihre Mannschaft gerade verlieren. Im übrigen Lokal sind die meisten Tische leer.
Hanna bestellt zwei Gläser Saft und setzt sich ans Ende der Theke in eine verwaiste Ecke.
»Bills Bar ist nicht wirklich sicher«, erklärt sie Jan. »Ich habe da heute Leute von Sankt Psycho gesehen.«
»Echt?«, fragt Jan. »Wie sehen die aus?«
»Wachsam.«
Sie schweigen, aber nach einer Weile beginnt Hanna: »Ivan Rössel braucht Kontakt zu jemandem. Ist das so verwunderlich?«
»Vielleicht nicht«, erwidert Jan. Plötzlich erinnert er sich an etwas, das Doktor Högsmed über seine Patienten gesagt hat, und fügt hinzu: »Aber wenn man jemanden sucht, der sich im Wald verirrt hat, dann kann man sich auch selbst leicht verlaufen.«
Hanna presst die Lippen aufeinander.
»Ich verlaufe mich nicht«, sagt sie. »Ich weiÃ, was ich tue.«
»Und was tust du?«, fragt Jan. »Also, mit Ivan?«
Hanna wendet den Blick ab.
»Ich versuche, ihn dazu zu bringen ... Sachen zu erzählen.«
»Was
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