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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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er.
    Â»Dann ist es ja vielleicht an der Zeit, nach Hause zu fahren, oder?«
    Sie wollten ihn loswerden, erkannte Jan. Alles war ja nur vorübergehend. Wahrscheinlich brauchten sie sein Zimmer für jemand anderen.
    Â»Weiß nicht«, erwiderte er.
    Â»Du weißt es nicht. Aber du kannst ja schließlich nicht auf ewig hierbleiben, oder?«
    Jan antwortete nicht.
    Wenn Ramis Ausbruchspläne nicht funktionierten, dann war es ein verlockender Gedanken, für den Rest seines Lebens hinter dem Zaun bleiben zu dürfen und niemals wieder in die Welt hinauszumüssen. Niemals wieder Der Viererbande begegnen zu müssen.
    Â»Es wird gut sein, nach Hause zu kommen«, meinte der Psychologe. »Du solltest nach Hause fahren, wieder in die Schule gehen, dir Freunde suchen und anfangen zu leben. Und darüber nachdenken, was du werden willst.«
    Jan überlegte. Darüber hatte er noch nie nachgedacht, aber dann antwortete er: »Lehrer vielleicht.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil ich ... Ich will mich um Kinder kümmern. Und sie beschützen.«
    Nach dem Gespräch trieb Jan sich in den Fluren herum. Es war bald Zeit zum Abendessen, und aus dem Fernsehzimmer hörte er Stimmen. Er ging in den Keller hinunter und sah, dass die Tür zum Loch sperrangelweit offen stand. Rami war rausgelassen worden.
    Eine Viertelstunde später kam sie als Allerletzte in den Speisesaal, als Jan schon an einem Fenstertisch saß und aß. Doch Rami setzte sich allein an einen Ecktisch. So war es in den letzten Tagen zunehmend gewesen, je mehr Zeit sie miteinander verbracht hatten, desto seltener hatten sie zusammengegessen. Es war, als sollte ihre Gemeinschaft vor allen anderen in der Klapse geheim gehalten werden.
    Doch manchmal sah sie ihn über die Tische hinweg an. Beide wussten, was sie wollten.
    Nach dem Essen ging Jan zurück in sein Zimmer und starrte an die weiße Wand.
    Du wirst bald nach Hause fahren.
    Er wollte aber nicht nach Hause. Zu Hause warteten keine Freunde auf ihn, sondern nur Die Viererbande.
    Er hörte, wie die Tür vom Nebenzimmer geöffnet wurde, und eine halbe Stunde später wurde sie wieder geschlossen.
    Er wartete.
    Um neun Uhr wurde die Beleuchtung im Flur heruntergedimmt, und um Viertel nach neun trat er aus seinem Zimmer und schlich zu Ramis Tür.
    Drinnen hörte er ein leises Murmeln. Rami schien heimlich zu telefonieren. Jan wartete, bis es im Raum still wurde, dann klopfte er an.
    Sie machte die Tür einen Spaltbreit auf, sah ihn und ließ ihn hinein.
    Â»Mit wem hast du telefoniert?«
    Â»Mit meiner großen Schwester. Sie sagt, dass sie auf mich wartet. Sie braucht mich.«
    Â»Das heißt, du wirst nach Stockholm abhauen?«
    Â»Das weißt du doch schon.«
    Â»Wann denn?«
    Â»Morgen in aller Früh. Kommst du mit?«
    Jan nickte und zog einen Zettel aus seiner Hosentasche.
    Â»Hier ist meine Adresse«, erklärte er. »Sie sagen, dass ich nach Hause fahren muss, es ist also sowieso egal. Ich darf ohnehin nicht hier in der Klapse bleiben.«
    Rami steckte den Zettel in ihre Jeans.
    Â» Willst du denn hierbleiben?«, fragte sie.
    Â»Manchmal schon. Es ist so ruhig hier. Und du bist hier.«
    Â»Komm.«
    Sie streckte die Arme aus, und er kam zu ihr.
    Â»Wir werden uns die Psychotante und Die Viererbande vornehmen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Das verspreche ich dir.«

49
    WAHNSINNSTAT AM WALDSEE.
    Jan sitzt in seiner Wohnung und liest wieder und wieder diese Überschrift eines alten Zeitungsartikels.
    Wahnsinnstat. Er denkt über das Wort nach. Das ist etwas, was ein Wahnsinniger tut. Ein anderer. Das bin nicht ich, der das Wort schreibt, und du bist es nicht, der es liest.
    Ein anderer. Aber wer?
    Es ist Freitagabend, und er ist vor einer Stunde von der Vorschule nach Hause gekommen. Jetzt ist es noch genau eine Woche hin bis zur Brandschutzübung, und Lilians Plan, Ivan Rössel im Besuchszimmer zur Rede zu stellen, ist unverrückbar. Hanna und sie beziehen Jan mittlerweile in ihre geheimen Gespräche mit ein – jetzt, da er von ihren Plänen weiß, wollen sie sich offensichtlich seiner Unterstützung versichern.
    Doch Jan hat nur versprochen, nichts zu verraten, mehr nicht.
    Als er auf dem Heimweg am Krankenhaus vorbeigeradelt ist, marschierte gerade der Oberarzt mit langen Schritten an der Betonmauer entlang. Högsmed erkannte ihn und hob die Hand, Jan winkte lächelnd

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