So bitterkalt
zu Pisse.«
»Danke.«
Sie schweigen erneut.
»Wollen Sie jemanden rauslassen?«, fragt Legén plötzlich.
»Nein, gar nicht.« Jan leugnet automatisch. »Nein, ich will nur ...«
»Wenn Sie das tun«, unterbricht ihn Legén, »dann nehmen Sie jemanden, der es verdient. Ein paar von denen da oben sollten mit ein paar Verrückten hier unten mal den Platz tauschen dürfen.«
Die Klapse
Ramis Ausbruch gelang nicht, das wurde Jan klar, als er drauÃen im Flur Schreie und Rufe und splitterndes Glas hörte.
Er lauschte, unternahm aber nichts, sondern blieb einfach in seinem Zimmer und zeichnete weiter an der ComicÂserie über Den Scheuen. Nach dem Geschrei war weiter hinten im Flur ein klirrendes Geräusch zu hören, dann schnelle Schritte.
Jan ging zur Tür. Er hörte Türen zuschlagen und erneut laute Stimmen. Ein ganzer Chor von Stimmen.
Dann wurde es wieder still.
Er wartete ein wenig, dann sah er vorsichtig auf den Flur hinaus. Alles war ruhig und niemand zu sehen. Er ging zu Ramis Tür und klopfte an, bekam aber keine Antwort.
Doch diesmal wusste er sofort, wohin man sie gebracht hatte, also ging er in den Keller zu der verschlossenen Tür vom »Loch«.
»Rami?«, rief er.
Leise drang ihre Stimme durch die Tür: »Ja?«
»Was ist passiert?«
»Eines der Gespenster hat mich gesehen und mich verpfiffen. Also habe ich sie zusammengeschlagen.«
Jan nahm an, dass sie von dem blassen Mädchen auf der Station sprach.
»Die Pfleger haben also das Eichhörnchen eingefangen«, stellte er fest.
»Sie haben mich sofort gekriegt«, sagte sie. »Ich hab es nicht mal auf den Hof raus geschafft. Ich hab sie gebissen, aber sie waren zu viert. Genau wie deine Bande.«
Jan wusste nicht, was er sagen sollte. Man kann gegen niemanden gewinnen, Rami. Das war seine Ãberzeugung gewesen, zumindest bevor er ihr begegnet war.
Also fragte er sie: »Wie lange wirst du hier sitzen?«
»Das haben sie nicht gesagt«, antwortete sie. »Vielleicht ein paar Jahre. Aber das spielt keine Rolle, ich weià nämlich schon, was ich machen werde, wenn sie mich rauslassen.«
Jan fragte nicht weiter, ihm war klar, dass Rami niemals aufgeben würde. Er blieb vor der Tür sitzen und wartete, er wollte sie nicht allein lassen. Nach einer Weile sagte er: »Wenn du es noch mal probierst, dann komme ich mit.«
»Ehrlich?«
»Ja.«
Und das war die Wahrheit. Er wollte zwar die Sicherheit der Klapse nicht verlassen, aber mit Rami würde er überall hingehen.
»WeiÃt du, wohin ich will?«
»Nein, wohin?«
»Nach Stockholm. Ich muss dahin, meine groÃe Schwester wohnt dort.«
»Okay«, sagte Jan.
»Dann gründen wir eine Band«, sagte Rami. »Wir könnten auf dem Sergels Torg Konzerte geben, und von dem Geld nehmen wir eine Platte auf. Und wir kommen nie wieder hierher.«
»Was ist mit unserem Pakt?«, fragte Jan.
Rami schien nachzudenken.
SchlieÃlich sagte sie: »Du kannst deinen Teil später erledigen, ich kümmere mich um meinen. Aber du musst mir deine Adresse geben.«
»Okay«, erwiderte Jan. »Ich muss jetzt gehen, Rami, ich habe ein Gespräch.«
»Mit deinem Psychoquatscher?«
»Ja. Aber er ist in Ordnung, er hört zu.«
»Ich höre auch zu«, sagte Rami.
»Ich weiÃ.«
»Kommst du heute Abend zu mir rüber? Wenn sie mich rauslassen?«
Er war froh, dass sie nicht sehen konnte, wie er rot wurde.
»Ich ...«, stotterte er.
Doch er konnte nicht weitersprechen. Also vollendete er den Satz nur in Gedanken: ... liebe dich, Rami .
»Warum sperrt ihr uns ein?«, fragte Jan.
»Einsperren?«, wiederholte Tony.
»Unten im Keller, in dem verschlossenen Raum.«
»Den benutzen wir nur, wenn jemand gewalttätig ist«, erklärte Tony. »Um seiner selbst willen, damit er sich keinen Schaden zufügt. Dort darf er dann vorübergehend Âsitzen, bis er sich wieder beruhigt hat. So, wie hier ja alle auch nur vorübergehend wohnen.«
Jan erwiderte nichts, und der Psychologe beugte sich vor: »Wie geht es dir jetzt, Jan?«
»Gut.«
»Hast du hier ein paar Freunde gefunden?«
»Vielleicht.«
»Gut. Und wie steht es mit den selbstzerstörerischen Gedanken, die du gehabt hast? Sind die jetzt verschwunden?«
»Ich glaube schon«, antwortete
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