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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Ferienbeginn. Du hast gesagt, dass du selbst Lehrer bist, und hast versucht, Kontakt zu ihnen zu bekommen. Sie haben dich ausgelacht und »alter Pädo« genannt. Also bist du zu deinem Wohnwagen zurück und hast noch mehr getrunken. Da lagst du dann in deinem Bett und hast an die Jungen gedacht, während es draußen dunkel wurde. Und nach Mitternacht bist du wieder zu dem Zelt zurückgegangen, aber jetzt hattest du ein Messer dabei ...
    Der Scheue schweigt. Er hört nur zu, als Jan von dem Überfall auf die zwei Jungen erzählt und davon, wie der dritte versuchte, den Waldweg hinunter zu fliehen. Aber da hat Der Scheue sein Auto geholt und ihn schließlich auf der Straße entdeckt.
    Â»Ich erinnere mich nicht an so etwas«, sagt Der Scheue, »aber vielleicht war es so.«
    Â»Doch.« Jan nickt. »Aber einer von ihnen ist noch übrig.«
    Â»Er ist noch übrig«, bestätigt Der Scheue. »Noch.«
    Jan fährt und fährt, bis sie sich Nordbro nähern. Dort biegt er auf einen Parkplatz ein und schaltet den Motor aus, und dann schlafen sie ein paar Stunden im Auto. Niemand stört sie.
    Das Licht steigt langsam über den Horizont. Es dämmert. Mit einem Ruck erwacht Jan hinter dem Lenkrad, weckt Den Scheuen und lässt den Motor an.
    Um halb neun erreichen sie Jans Heimatstadt. Die Straßen sind frostig kalt und menschenleer. Es ist Samstagmorgen.
    Das Auto rollt in Richtung Zentrum, bis Jan bremst und an einem Schild mit der Aufschrift NORD links abbiegt. Er weiß, wohin sie müssen, also lenkt er, und das Auto fährt wie auf Schienen durch die Stadt. Niemand kann sie aufhalten.
    Und schließlich sind sie da. ACHTET AUF UNSERE SPIELENDEN KINDER! steht auf einem Schild. Das hier ist eine Straße in einem gewöhnlichen Wohnviertel, und hier wohnt Jans Feind mit seiner Frau und dem kleinen Sohn.
    Ziegelsteinhaus Nummer 7. Ein brauner Schuhkarton, wie alle anderen auch.
    Jan lenkt das Auto an den rechten Straßenrand gegenüber. Von hier aus kann man in das Küchenfenster von Nummer 7 schauen. Drinnen brennt Licht, doch es ist nur eine einzige Person zu sehen ist, eine Frau im Morgenmantel. Sie sitzt mit hängendem Kopf am Frühstückstisch.
    Torgny Fridmans Frau weiß nichts von Phantasien und Kollapsen. Sie isst ihr Frühstück, allein.
    Â»Wir haben ihn verpasst«, sagt Der Scheue.
    Jan lässt den Motor wieder an, und diesmal folgt er den Schildern ins Zentrum. Im Kopf dröhnen die Trommeln.
    Sie parken in einer Querstraße nahe Fridmans Eisenwarenladen. Jan macht alles richtig, er bezahlt die Parkgebühr und rückt seine Jacke zurecht und richtet die Frisur, um anständig auszusehen.
    Der Scheue zieht seine Kappe über die Stirn und streckt die Hand aus. »Gib mir die Autoschlüssel, falls wir hier schnell wegmüssen.«
    Jan gibt sie ihm. Dann gehen sie zusammen die Einkaufsstraße entlang und in den Eisenwarenladen. Als Jan und Der Scheue den Laden betreten, klingelt fröhlich das Glöckchen, doch niemand sieht sich nach ihnen um. Es ist noch früh am Tag, und nur ein alter Stammkunde ist da.
    Und ein Eisenwarenhändler. Torgny Fridman steht hinter dem Tresen und zeigt dem Kunden verschiedene Arten von Laubrechen. Er präsentiert die Rechen mit kleinen lächerlichen Bewegungen, um zu zeigen, wie man sie benutzt.
    Jan geht schweigend nach rechts, zu den größeren Werk­zeugen aus Stahl und Eisen. Waffen, das sind alles Waffen. Im Augenwinkel kann er sehen, dass Der Scheue tiefer hinein in den Laden geht, zu den Jagdmessern.
    Sieben Exemplare einer großen Axt stehen dort, ihr Stiel ist fast einen Meter lang. Jan streckt die Hand aus und zieht eine davon aus dem Gestell. Er spürt das Gewicht des Stahls.
    Die Phantasie vom letzten Kampf gegen Die Viererbande hat er in seinem Kopf schon so viele Male abgespult, doch immer hatte darin Der Scheue die Hauptrolle gespielt. Bis heute.
    Jan geht mit der Axt zum Tresen und wartet geduldig darauf, dass der ältere Kunde seinen Rechen bezahlt und geht. Das dauert eine Weile, doch schließlich steht er mit der Axt in der Hand vor Torgny. Torgny lächelt, als wäre Jan irgendein beliebiger Kunde.
    Jan lächelt nicht. Er ist in seinem Leben schon genug vor Torgny gekrochen.
    Â»Ich habe diese hier ausgewählt«, sagt er nur und legt die Axt auf den Tresen.
    Torgny nickt. »Gute Wahl«, sagt er. »Jetzt ist es an der Zeit,

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