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So bloody Far (German Edition)

So bloody Far (German Edition)

Titel: So bloody Far (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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eingerichtet. Ein Gasherd stand links von ihm, neben einem Spülbecken, in dem Fett, Schmutz und seltsame Krusten klebten. Ein breites Sofa befand sich unter einem Fenster mit grauer Scheibe und präsentierte deutliche Stockflecken auf dem zerschlissenen Polster. Davor stand ein Tisch, der wackelte, als er seine Reisetasche darauf abstellte, aber wenigstens nicht zusammenbrach. Zwei Stühle vervollständigten das Gesamtbild. Sie hätten auf den Sperrmüll gehört. Von der Tapete war weder ein Muster noch eine Farbe zu erkennen und Songlian verzog das Gesicht, als er eine große Schabe über die Wand huschen und unter einem vergilbten Heiligenbild verschwinden sah.
    „Reizend. Und wo ist hier das Bad?“ Einer dunklen Ahnung folgend, trat Songlian wieder in das Treppenhaus. Am Ende des Flurs befand sich tatsächlich eine Tür, auf der in kyrillischen Buchstaben Toilette stand. Songlian stieß sie auf.
    „Beim Blut!“ Er hätte nicht entsetzter reagieren können. Die Toilette sah aus, wie sie aussehen musste, wenn sämtliche Hausbewohner sie jahrelang benutzten und sich niemand für die Reinigung zuständig fühlte. Und in der Badewanne hatte tatsächlich jemand ein Tier geschlachtet. Songlian konnte deutlich das geronnene Blut riechen, das die Wanne verschmierte. Er flüchtete in seine Wohnung zurück. Sollte er in ein Hotel umziehen? Ein lautes Dröhnen ließ ihn zusammenzucken, als ein weiteres Flugzeug über dem Haus zu Landung ansetzte. Oder hob es gerade ab? Songlian bemerkte weiteres Krabbelgetier, das aufgeschreckt unter das Sofa huschte.
    Nein, kein Hotel, entschied er. Sollte er hier bei der Suche nach Far einem Vampir in die Arme laufen, der ihn kannte, dann würden die Hotels als Erstes überprüft werden. Er würde tapfer sein und erst einmal einkaufen. Reinigungsmittel, Bettwäsche und Insektenspray. Die Schabe lugte unter dem Heiligenbild hervor. Songlian seufzte. Sehr viel Insektenspray.
    Wenigstens musste er den Herd nicht benutzen.
     
     
    Einige Stunden später hatte Songlian seine Einkäufe erledigt, ein zahnloses Mütterchen im Haus großzügig für das Reinigen des Bades bezahlt und Jagd auf die Schaben gemacht. Während sich der Nebel des reichlich genutzten Insektensprays in seiner Wohnung legte, fuhr er mit der Metro in das Moskauer Zentrum und suchte ein Postamt auf. Wie erwartet fand er in den Telefonbüchern keinen Hinweis auf seinen Bruder. Bei der Touristeninformation ließ er sich eine Liste der Clubs, Diskotheken und eine Wegbeschreibung in das Rotlichtviertel geben. Die teils belustigten, teils abwertenden Blicke des Angestellten ignorierte er. Bestimmt kam er wie ein Partyhengst rüber. Doch seine einzige Möglichkeit Bhreac und somit Far zu finden bestand darin, die einzelnen Lokalitäten nacheinander abzuklopfen. Resigniert blickte er auf die lange Liste in seiner Hand. Es sah so aus, als rückte Far wieder einmal in weite Ferne. Aber vielleicht konnte er einige der Clubs von vornherein ausschließen. Songlian suchte ein Café auf, bestellte sich einen Espresso und begann die Liste akribisch durchzugehen.
     
     
    Far stand am Fenster und starrte in den parkähnlichen Garten hinaus. Es fiel ihm immer schwerer, Bhreacs sexuellen Ansprüchen zu genügen. Wieder hatte ihm Bhreac Vorwürfe gemacht. Er wäre zu apathisch und würde sich nicht gehen lassen. Far stieß ein leises Schnauben aus. Was dachte sich Bhreac eigentlich? Far konnte seine Berührungen nur ertragen, solange er sich hinter seiner sorgfältig hochgezogenen Mauer verschanzte, die seine Gefühle, seine Empfindungen sicher einschloss. Eine Mauer aus glattem, dickem Beton. Ohne Fugen, in denen man möglicherweise ansetzen konnte, um sie einzureißen. Sie half ihm, nicht wahnsinnig zu werden, sobald Bhreac ihm einen Wink gab und ihn in die Abgeschiedenheit seiner Suite zog. In diesen Momenten wollte er nichts spüren. Es reichte, wenn sein Körper auf Bhreacs Zärtlichkeiten reagierte. Er selber mochte nicht dabei sein. Außerdem waren es gerade diese Zärtlichkeiten, die ihn abstießen. Zärtlichkeiten waren … waren jemand anderem vorbehalten. Neuerdings begann ihn Bhreac sogar nach seinen Vorlieben zu fragen. Was sollte er denn antworten? Und wieso stellte ihm Bhreac überhaupt solche Fragen? Far betrachtete sich als ein Spielzeug. Etwas, das man aus dem Schrank oder aus einer Kiste holte, sobald man Verlangen danach verspürte. Ein Spielzeug fragte man nicht, worauf es Lust hatte, sondern benutzte es lediglich. Far

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