So bloody Far (German Edition)
an.
„Songlian hast du angelächelt.“
Far schwieg weiterhin, allerdings konnte Bhreac die Antwort an seinen Augen ablesen: Du bist nicht Songlian.
„Verflucht! Du liegst wie eine Opfergabe da.“ Frustriert rollte sich Bhreac von ihm herunter. Seine Erregung flaute ab, sein Glied schrumpfte. Und das alles wegen dieser Gefühlskälte, die ihm Far entgegenbrachte. Würde er schreien oder toben, käme Bhreac damit leichter klar.
„Habe ich dich seit unserem Deal verletzt? Habe ich dich wegen des Telefonats bestraft? Dich oder einen deiner SEED-Kollegen?“
„Nein“, antwortete Far. „Das hast du nicht getan.“
„Was ist es dann, verdammt?“
Du bist nicht Songlian.
Bhreac setzte sich auf die Bettkante und auch Far richtete sich auf. Emotionslos blickte er Bhreac an.
„Wenn ich ehrlich sein soll, hast du mir beinahe besser gefallen, als wir noch keinen Deal hatten. Da warst du auf jeden Fall mehr am Leben.“
„Es tut mir leid. Ich werde mir mehr Mühe geben.“
„Hrrgh!“ Das wurde ja immer besser. Baxter sollte lieber dankbar sein, dass er ihn mit in sein Bett nahm.
„Ach, scher dich zum Teufel“, knurrte er.
Folgsam erhob sich Far und ließ ihn allein. Ohne ein Wort, um in letzter Sekunde einzulenken und ohne ein Wort des Bedauerns. Bhreac seufzte müde. Irgendwie schienen ihm die Fäden, mit denen er Far eigentlich hatte lenken wollen, zu entgleiten.
In der Hackordnung der Vampire hatte Far inzwischen einen hohen Rang eingenommen, was einerseits an seiner Nähe zu ihm lag, andererseits an den Wutausbrüchen, sollte es jemand anderer als Bhreac wagen, Far einen Befehl zu erteilen. Da sein Ruf als Officer der SEED bekannt war, gaben Bhreacs Mitarbeiter lieber klein bei, als eine direkte Konfrontation zu provozieren, die böse Folgen haben könnte. Solange Far niemanden auslöschte, ließ er ihm freie Hand und Far wahrte diese Grenze. Bhreac grinste jetzt, weil ihm einfiel, dass seine Leute Far mittlerweile respektvoll den Eiswolf nannten. Wie passend. Probleme gab es nur mit Cailean. Der hasste Far ganz offen. Aber seinen Cousin hatte Bhreac im Griff. Und Baxter war klug genug Caileans unantastbare Stellung in der Villa zu achten. Er agierte mittlerweile selbst als Bhreacs Bodyguard, nachdem er Fraser so heftig zusammengeschlagen hatte, dass sein hündischer Anhänger mehrere Tage lang nicht laufen konnte. Sich still im Hintergrund haltend, nahm er an den vielen Geschäftsessen, Meetings und Vertragsabschlüssen teil, lernte Frauenhändler, Drogenbosse und Schmuggler kennen und schüchterte in Bhreacs Namen erfolgreich Kleinkriminelle ein. Wenn Baxter mit seinen illegalen Machenschaften nicht einverstanden war, so ließ er sich niemals etwas anmerken. Nachts dagegen war er Bhreacs willige Hure und kam dessen Wünschen ohne weitere Gegenwehr zufriedenstellend nach. Er erhielt die geforderten Blutkonserven und immer mehr von seinem Vertrauen. Bhreac stutzte. Vielleicht bereits ein wenig viel Vertrauen. Verdammt noch mal! Wann hatte er begonnen, mehr in Baxter zu sehen, als eine männliche Hure? Und was sah er in ihm?
Wenig begeistert musterte Songlian die abblätternde Außenfassade seiner Unterkunft in Domodedovskaya. Er hatte Jonathan zwar gebeten etwas Unauffälliges zu mieten, aber derartig schlicht hätte es nun auch wieder nicht sein müssen. Der einzige Vorteil der Wohnung lag in der Nähe zum Flughafen, sodass er sogar zu Fuß hatte gehen können. Eine Maschine im Landeanflug donnerte gerade über seinen Kopf hinweg und vermittelte den Eindruck, sich direkt auf dem Rollfeld zu befinden. Als er die Haustür öffnete, bröselte Putz neben ihm zu Boden. Mit gerümpfter Nase betrat er ein Treppenhaus, das schlimmer roch, als der Apartmentblock, in dem er mit Phillip gewohnt hatte. Er schob sich an einem rostigen Kinderwagen, Müllsäcken und morschen Brettern vorbei zur Treppe, übersprang einige gebrochene Holzstufen und stieg langsam in die erste Etage. Der Schmutz vieler Jahre klebte an dem Treppengeländer und auf dem Boden. Kindergeschrei, ein auf volle Lautstärke aufgedrehter Fernseher und das Gezanke mehrerer Personen begleiteten seinen Weg.
„Es kann nur besser werden“, murmelte Songlian und suchte in dem halbdunklen Flur nach seiner Wohnung. Als er sie gefunden hatte, stellte er fest, dass ein Schlüssel überflüssig war. Das Schloss war defekt. Er stieß die Tür auf und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Die Ein-Zimmer-Wohnung war sehr übersichtlich
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