So einfach kann das Leben sein
symbolträchtigsten Auf brüchen der Christen. Wie die Hirten treffen wir uns mit Hinz und Kunz zur Christmette im Kirchenraum. Es wird deutlich, dass alle sich irgendwie gerufen wissen von diesem Geheimnis, das sich da in der Krippe vor aller Augen zeigt. Viele Gemeinden gehen wieder über zur Feier in der Nacht. Ein Auf bruch in die Nacht, in der verkündet wird, dass alle Dunkelheit im Leben von Gott erfüllt ist, weil er im Dunkel der Nacht Mensch wurde. Manchem mag das zu viel sein. Doch auch der Weihnachtsgottesdienst am Tag hat seinen eigenen Reiz. Als wolle man das Geheimnis von Weihnachten noch einmal bei Licht betrachten, wird in den Lesungen dieser Messfeier schon viel theologischer gesprochen. Nicht mehr Hirten und Herden werden benannt, sondern vom Wort wird gesprochen, das Fleisch geworden ist. Nicht mehr „Stille Nacht“, sondern „Tag an Glanz und Freuden groß“ wird gesungen. Die feierliche Gestaltung möchte zum Ausdruck bringen, dass wirklich der Himmel zur Erde gekommen ist. Glaube ist nicht nur etwas für die Nacht und für das private Glück. Glaube will in den Tag hineinstrahlen – und mitten in die Welt!
Die Zeit prägen
Der Jahreswechsel eint viele Menschen. Hier wird besonders spürbar, dass wir die Zeit nicht in der Hand haben. Deswegen werden eifrig Neujahrswünsche ausgetauscht. In magischen Ritualen am Silvesterabend möchte so mancher einen Blick in die Zukunft werfen. Für Christen ist das nicht nötig. Sie bekennen, dass Gott sich in den Lauf der Zeit begeben hat. Alle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Welt hat eine göttliche Qualität bekommen. Was auch geschieht: Mit seiner Menschwerdung sind wir mit Gott und der Welt so verbunden, dass niemand und nichts mehr aus dem Weg der Erlösung herausfallen kann – es sei denn, man lehnt dieses Angebot Gottes in freier Wahl ab.
Alle Zeit ist Weihnachtszeit
Das Kirchenjahr startet mit dem Advent, es folgen Weihnachten, die Fastenzeit und Ostern. Nach Pfingsten kommt dann eine lange Serie von normalen Werk- und Sonntagen bis hin zum Advent. In diesem Rhythmus begehen Christen, dass Gott die Zeit in die Hand genommen hat, als er an Weihnachten in die Welt eintrat. Sie sehen diese Wende Gottes zur Welt hin an Ostern bestätigt: Als Jesus, am Kreuz gestorben, am ersten Tag der Woche auferweckt wurde, nahm er unsere Welt und Zeit in die Ewigkeit mit. Seitdem ist alle Zeit der Welt auch Gottes Zeit. Jeder in der Zeit ist deswegen auch in Gott. Wer das zulässt, hat Gott. Und hat Zeit. Jenseits der Lichterketten und überfüllten Fußgängerzonen gibt es Riten und Bräuche, die uns die Echtheit und die Spannung des Festes eindrucksvoll erleben lassen. Der christliche Hintergrund der wichtigsten Traditionen und Bräuche zum Weihnachtsfest ist dabei heute kaum noch bekannt. Advents- und Christkindl-Märkte heißen vielerorts „Märchenweihnachtsmarkt“, als ob es um Hänsel und Gretel und nicht um Jesus, Gott und den Menschen ginge. Die ersten Generationen, für die der Inhalt von Weihnachten unerklärlich ist, sind erwachsen geworden. Doch die christlichen Traditionen und Bräuche haben eine Kraft, die zu entdecken sich lohnt. Bräuche müssen zeitgemäß zu einer persönlichen Gestaltung des Festes führen – sei es in der Familie oder als Single. Doch gerade allein lebende Menschen fühlen sich oft abgehängt vom Familienfest. Weihnachtstraditionen müssen und können auf unsere Lebenswirklichkeit übertragen werden. Dafür müssen wir sie erklären können und für uns heute zugänglich machen. Mut und Kreativität sind gefragt. Mut etwa, den Nachbarn zum Heiligen Abend einzuladen, statt alleine vor dem Fernseher zu sitzen und nur darüber zu trauern, nicht „wie alle“ mit der Familie feiern zu können.
Zeichen setzen
Ein Symbol ist ein Zeichen, mit dem eine Bedeutung verknüpft ist. Das Wort stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich „das Zusammengefügte“. Weihnachten ist übervoll von Symbolen. An jeder Ecke begegnen sie uns. Schon ab September stehen die ersten Bilder in Geschäften, im November werden in Fenstern Sterne angeknipst und Lichtschläuche an Häusern befestigt. Weihnachtsmänner und Tannengrün allerorten. Aus ganz unterschiedlichen Traditionen, aus Religion und Werbung, Volksfrömmigkeit und Aberglauben hat sich so einiges vermischt. Vieles ist zur bloßen Schaufensterdekoration und Verkaufsförderung verkommen. Doch Symbole wollen und können uns in dieser Zeit helfen,
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