So einfach kann das Leben sein
wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Deshalb sprechen wir jetzt zu Ihnen von den Tugenden.
Wir wissen natürlich: Unter einem tugendhaften Menschen stellen sich die meisten gleich einen eher langweiligen Gesellen vor. Wohl deshalb haben es die Tugenden in den Medien schwer. Drama, Tragödie und Krimi leben ja von Menschen, die sich nicht von den Tugenden leiten lassen. Der Normalfall des Alltags sind sie – Gott sei Dank – jedoch nicht. Tugend meint nach der Bedeutung seines mittelhochdeutschen Ursprungs Tauglichkeit. Wer Glaube, Hoffnung und Liebe in seinem Leben lebendig erhält, der taugt fürs Leben. Im Österreichischen gibt es eine weitere Wortverbindung: „Dem taugt’s“, was so viel heißt wie: „Ihm gefällt’s“. Die Tugenden sorgen für ein erfülltes Leben, an dem man Geschmack haben kann. Sie sind das Salz in den Möglichkeiten des menschlichen Lebens.
1. Die Tugenden
Nie war ich so wertvoll wie heute!
Wer nur das tut, was er allein will, dessen Leben wird schal. Der wird von Lust und Laune regiert. Und was die wollen, ist immer das Gleiche. Denn sie kennen nur ein Ziel: Das Ich. Bekommt es in seiner Unersättlichkeit nicht, was es will, stehen die Zeichen schnell in Richtung Unglücklichsein.
Die Tugenden dagegen öffnen zum Du hin. Sie sind Wegweiser, die uns aus dem Kreisen um uns selbst führen. Wir sind so natürlich darauf angelegt, den Tugenden zu folgen, dass es ganz einfach ist, ihnen Raum zu geben. Wir können sie so wichtig nehmen, wie sie sind. Schon bald wird uns aufgehen, wie sie unserer Angst ein Ende bereiten, wir könnten nicht genug bekommen. Sie formen unsere Persönlichkeit. Mit ihnen werden wir zu Menschen, die wir selber gerne treffen würden: Menschen voller Demut, Respekt und Disziplin, ansprechbar und hilfsbereit.
Tugenden wollen Sie tauglich machen für den Alltag. Wir gehen mit Ihnen deshalb im Folgenden die Haupttugenden Glaube, Hoffnung und Liebe durch; sie verstärken die Suche nach Antworten auf die Herausforderungen des Alltags. Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Maß als Kardinaltugenden, die wir danach benennen, warnen davor, voreilig zu handeln. Um es praktisch zu machen, erzählen wir Ihnen kleine Alltagsgeschichten dazu. Fragen Sie sich: Welche dieser Tugenden ist mir auf den Leib geschrieben? Worin zeigt sich das? An welcher Tugend muss ich noch üben? Wer oder was könnte mich dabei unterstützen? Wie bewahre ich mir im Alltag diese Tugenden?
Glauben wagen
Die Leute seien eben so. Die Welt liefe nun einmal nicht mehr in heiliger Ordnung. Was Monika nicht glauben wollte, war Wirklichkeit geworden: Seitdem sie sich von Sven getrennt hatte, wollte niemand mehr etwas von ihr wissen. Seine Freunde sowieso nicht. Aber auch ihre eigenen alten Bekannten meldeten sich nicht mehr. Alle hatten sich verändert. Hatte auch sie sich verändert? Mit einem kräftigen „Ach was!“ wischte sie unwirsch ihre Trägheit beiseite. Sie kramte in ihrem alten Schülernotizbuch und fischte die Nummer von Peer heraus. Auf den konnte sie sich schon immer verlassen. Als er sich meldete, fiel sie ihm gleich ins Wort: „Du, hier ist Monika, weißt du …“
Wer sich nur von der sogenannten Realität bestimmen lässt, findet keine Kraft zu neuen Schritten. Das menschliche Herz ist fähig, noch in den dunkelsten Stunden den größeren Horizont zu erahnen. Es kann mehr, als gefangen zu bleiben in der Klage um die Herausforderungen des Lebens. Voller Glauben ist es daran, dass sich aus den Bruchstücken am Ende ein sinnvolles Ganzes fügen wird.
Hoffnung aufbringen
Tatsache war, dass er für niemanden mehr etwas machen würde. Sie hatten ihm versprochen, anzurufen. Oder wenigstens zu schreiben. Doch in der Kur erreichte ihn höchstens der Anruf einer Inkasso-Firma, die ihn auch da noch aufgespürt hatte. Von allen fühlte er sich nun verraten und verkauft. Der Blick auf den Kalender im Speisesaal erinnerte ihn daran, dass er heute Geburtstag hatte. Der letzte Tag des Monats. Was für ein dummer Streich der Geschichte: Mein Geburtstag am Ende. Und ich am Ende. Und dann – warum, wusste er selber nicht: Halb trotzig, halb pflichtbewusst riss er das alte Blatt herunter. Für die andern, murmelte er, für die andern.
Endgültigkeit zu glauben, fällt dem Herzen schwer. Es muss doch irgendeinen Schritt geben, der weiterführt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Sie hält fest, dass das Wunder geschehen wird. Sie löst den verkrampften Blick auf den großen
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