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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie geboren hatte, würde eine neue Phase seines Unternehmens beginnen.
    In zwei Jahren, hoffte er, hätte er es endgültig geschafft. Er würde sich mit seiner Arbeit nicht mehr nur über Wasser halten, nein, der Name Fury stünde dann endlich für Qualität. Und das war etwas, worauf er bisher in seinem Leben hatte verzichten müssen, dachte Michael, während er mit Zip das Stallgebäude umrundete.
    Es wäre ihm unmöglich und, schlimmer noch, peinlich gewesen, jemandem erklären zu müssen, wie sehr er schon immer nach Qualität gestrebt hatte. Nicht Qualität in dem, was er besaß oder schuf, sondern vor allem nach Qualität bei sich selbst. Er hatte immer etwas aus sich machen, jemand sein wollen.
    Und seine Wurzeln waren mehr als bescheiden. Damit musste er leben, das war etwas, was sich nun einmal nicht ändern ließ. Das Wissen darum schmerzte trotzdem.
    Jahrelang hatte er sich eingeredet, dass es egal war, woher er kam, was seine Eltern gewesen waren, wie er aufgewachsen war, wie er gelebt hatte. Aber es war nicht egal. Inzwischen wusste er besser als jemals zuvor, wie bedeutsam seine Herkunft war. Nun gab es eine Frau in seinem Leben, für die er eindeutig der Falsche war.
    Früher oder später, daran zweifelte er nicht, würde sie das selbst einsehen. Bei dem Gedanken an die Kränkung, die mit dieser unvermeidbaren Erkenntnis für ihn verbunden sein würde, trieb er Zip zu einem noch verwegeneren Galopp. Nicht eine Minute lang hätte er zugegeben, dass er vor etwas davonrannte. Ebenso wenig wie er, noch nicht einmal sich selbst, jemals eingestehen würde, dass er in emotionalem Aufruhr war, seit er letzte Nacht in den Stall gekommen war und sie dort gefunden hatte.
    Als wäre es ihr Schicksal, dort zu sein, bei ihm, für ihn. Als könnte er jemals etwas so Liebliches, Feines, Kostbares wie Laura nehmen, behalten, rechtmäßig für sich beanspruchen. Und für sie dasselbe sein wie sie für ihn.
    Verdammt, dachte Michael und blinzelte gegen das Sonnenlicht, während der Hengst über die Lichtung flog. Am besten finge er gar nicht erst mit hübschen Träumen über ein Leben mit Laura an. Wenn er etwas war, dann ein Realist. Seine Zeit mit ihr war eindeutig begrenzt, und am besten nutzte er jeden Augenblick davon.
    Zip hatte bereits zum Sprung angesetzt, als Michael die einsame Gestalt am Zaun der Koppel ausmachte. Sie segelten über den Zaun, und Schmutz und Erde wirbelten auf.
    »Ein wahrer Teufel«, stellte Byron anerkennend fest, als der Hengst in seiner Nähe stehen blieb.
    »Allerdings.« Michael tätschelte Zip den Hals und stieg schwungvoll ab. »Ich habe ihn heute Morgen verkauft. Nach Utah.« Er nahm Zip den Sattel ab und hängte ihn über den Zaun. »Der Typ will eine Rennpferdzucht aufbauen.«
    »Das kriegt er mit dem Kerl ganz sicher hin.« Byron beugte sich vor und tätschelte das Tier. »Schnauft noch nicht einmal.«
    »Nein. Eher macht er seinen Reiter fertig, als dass er selbst außer Atem kommt.«
    »Es überrascht mich, dass du ihn nicht selbst für die Zucht behalten willst. Ein echtes Prachtexemplar von einem Hengst.«
    »Ja, das ist er allerdings. Aber ich brauche erst eine solide Grundlage, ehe ich mir einen Zuchthengst leisten kann.« Noch ein paar Jahre, dachte er, und seine Gedanken wanderten erneut zu dem Hengstfohlen, dann sind wir bereit. »Im Augenblick beschränke ich mich auf den Handel mit Pferden und den Wiederaufbau meiner Anlage.«
    »Scheint, als hättest du einen recht guten Anfang gemacht. Der Riese da drüben.« Byron winkte mit der Hand. »Was willst du für ihn haben?«
    »Für Max?« Michael blickte auf das Pferd. »Eher würde ich meine Mutter verkaufen«, sagte er, hob die Hand und winkte Max zu sich heran. »Und, freust du dich, mich zu sehen, alter Junge?«
    Max knabberte freundschaftlich an Michaels Kinn und schnupperte, clever wie er wahr, an seinen Taschen herum. »Wahre Liebe ist offenbar noch nicht genug. Du auch?«
    »Einen Kuss von deinem Pferd oder eine Karotte?«, fragte Byron ihn.
    »Was dir lieber ist.«
    »Ich glaube, ich verzichte auf beides, vielen Dank.« Aber während Max an seiner Karotte knabberte, streichelte Byron sein samtig weiches Fell. »Du hast wirklich ein paar wunderbare Tiere hier.«
    »Willst du sie dir nicht mal genauer ansehen?«
    »Ich habe versucht mir einzureden, dass es mich nicht interessiert, vor allem jetzt, wo doch bald das Baby kommt.« Sehnsüchtig blickte er hinüber zu der Stute, die mit ihrem Fohlen auf der Weide graste.

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