So fern wie ein Traum
beobachtete, wie die beiden zusammen mit Horden anderer Kinder die Granitstufen zum Eingang der Schule hinaufliefen.
»Himmel, Laura«, sagte er, während sein dröhnender Kopf matt auf das Lenkrad sank. »Wie schaffst du so was jeden Tag, ohne längst Alkoholikerin zu sein?«
Sie hätte ihm erklären können, das alles sei lediglich eine Frage der Planung, Disziplin und Ordnung. Und eine Frage der Geduld. Nachdem an diesem Tag jegliche Planung, Disziplin und Ordnung längst zusammengebrochen waren, rang Laura allerdings nur noch um Geduld.
Hätte sie ahnen können, dass plötzlich mitten im Foyer zwei Frauen von rivalisierenden Verlagen eine Schlägerei beginnen würden? Ganz sicher nicht. Hätte sie damit rechnen müssen, dass am Ende ihrer Bemühungen, die beiden Furien voneinander zu lösen, zwei ihrer Angestellten eine ärztliche Behandlung brauchen würden? Ganz sicher nicht.
Ganz sicher hatte sie geahnt, dass sie wegen dieser Auseinandersetzung im Blitzlichtgewitter der Pressekameras zahlreiche Fragen beantworten müsste. Aber gefallen hatte es ihr nicht.
Und im
Schönen Schein
hatte sie, als sie verspätet dort erschienen war, Kate in heller Aufregung vorgefunden, weil Margo in ihren geheiligten Geschäftsbüchern gestöbert hatte, dann war da die Kundin gewesen, die, statt auf ihre drei Kinder Acht zu geben, in der Garderobe herumprobiert hatte, während ihre Rangen alles auf den Kopf stellten. Nachdem eine Vase zerbrochen und jede der Glasvitrinen von klebrigen Fingern verschmiert worden war, hatten sie die Frau gebeten, auf ihre Kinder aufzupassen, für die Schäden aufzukommen, und sie freundlich, aber entschieden vor die Tür gesetzt.
Und selbst, als sie erschöpft nach Hause kam, fand sie statt Ruhe Chaos vor. Eine naturwissenschaftliche Hausarbeit, die Bitte, als Aufsichtsperson an einem Schulausflug ins örtliche Aquarium teilzunehmen, der Schrecken aller Eltern – Bruchrechnung – und Bongo, der als Zeichen seiner Liebe drei Schuhe – jeder von einem anderen Paar – aus ihrem Schrank zerrte und zerkaute.
Und am nächsten Tag schon kämen ihre Eltern heim.
Laura fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Wie mit allem käme sie auch damit irgendwie zurecht. Die Hausaufgaben beider Kinder hatten sie erledigt, Bongo hatte seine Schelte weg, und es war höchst unwahrscheinlich, dass das Hotel wegen zweier Weiber, die sich in der Eingangshalle prügelten, von irgendjemandem verklagt würde.
Trotzdem brauchte sie ein wenig frische Luft. Am besten ginge sie hinaus und sähe nach, ob der alte Joe den Garten frühlingsbereit gemacht und die Wege ordentlich gefegt hatte. Und da sie vergessen hatte, Ann darum zu bitten, den Pool für den Besuch ihrer Mutter herzurichten, täte sie es am besten einfach selbst.
Sie rollte die Ärmel ihres Hemdes hoch und ging an Alis Raum vorbei. Sie musste glücklich lächeln, als sie den Stimmen ihrer Töchter lauschte, die sich fröhlich über irgendeinen jugendlichen Leinwandhelden unterhielten.
Die Welt musste in Ordnung sein, wenn ihre beiden Mädchen kicherten.
Sie glitt lautlos durch die Seitentür, um Ann auszuweichen, die in strengem Ton verkünden würde, für den Garten und den Pool seien der alte Joe und sein Enkel zuständig. Aber Laura wusste, dass der junge Joe unmittelbar vor einer Abschlussprüfung stand. In einer viertel – höchstens einer halben – Stunde hätte sie es selbst erledigt, und obendrein machte ihr die anspruchslose Tätigkeit ein gewisses Vergnügen.
Sie gab ihr die Gelegenheit, sich im, wie sie voller Freude merkte, sorgsam gepflegten Garten umzusehen. Offenbar hatte dem alten Joe seine chronische Schleimbeutelentzündung in letzter Zeit nicht allzu sehr zu schaffen gemacht, denn überall hatte er zwischen die winterfesten Pflanzen als hübsche Farbtupfer leuchtende einjährige Pflänzchen gesetzt.
Die Wege waren ordentlich gefegt, der Mulch war feucht, das Gras geharkt. »Sieht aus, als wäre alles gut in Schuss«, sagte sie zu dem Welpen, der fröhlich neben ihr über den Rasen sprang. Sie hatte ihm längst die Schuhe verziehen, als er ihr mit reuevollem Blick zerknirscht das Gesicht geleckt hatte. »Und jetzt setzt du dich hin und bist schön brav.«
Voller guter Vorsätze nahm der Hund am Rand des Beckens Platz, streckte seine dicken Vorderpfoten aus und verfolgte aufmerksam, was sie tat.
Natürlich hätte sich der Pool von selbst gereinigt, wenn sie daran gedacht hätte, eine neue Pumpe zu besorgen, dachte sie. Sie
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