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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auf den Sitz quetschen, aber nicht ohne zu verkünden, als Michael die beiden Mädchen gemeinsam anschnallte: »Das ist ganz sicher nicht erlaubt.«
    Ihre Stimme klang vornehm, stellte Michael fest. Genau wie die von Laura. »Ruf doch die Polizei«, murmelte er und lenkte den Wagen die Einfahrt hinab.
    Während der nächsten fünfzehn Minuten überrollte ihn eine endlose Welle von Beschwerden. »Sie schubst mich.« »Sie braucht den ganzen Platz.« – »Sie sitzt auf meinem Rock.«
    Allmählich bekam er nervöse Zuckungen. Wie hielt jemand –
irgendjemand
– das jeden Morgen seines Lebens aus?
    »Ich muss noch meine Wörter üben«, erklärte Kayla in weinerlichem Ton. »Ich schreibe einen Test. Michael, Ali stupst mich schon wieder mit dem Ellbogen.«
    »Ali, reiß dich zusammen, ja?« Er blies sich die Haare, die ihm ohne das Gummiband, das er Kayla verehrt hatte, beharrlich ins Gesicht fielen, aus der Stirn.
    »Es ist einfach zu eng«, stellte Ali abermals würdevoll fest. »Sie braucht den ganzen Sitz.«
    »Tue ich nicht.«
    »Tust du doch.«
    »Ich…«
    Ein wütendes Knurren ihres Fahrers und beide Mädchen klappten kurz die Münder zu.
    Zufrieden atmete Michael auf. »Was für Wörter sind es denn?«
    »Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Sie stehen in meinem Heft.« Wieder bekam Kaylas Stimme einen weinerlichen Klang. »Wenn ich keine Eins bekomme, darf ich in der Freistunde nicht an den Computer.«
    »Dann guck dir die Wörter eben noch mal an.«
    Wie er sich hätte denken können, rief dieser Vorschlag neue Beschwerden hervor. »Du trittst immer auf meine Schuhe. So werden sie ganz schmutzig. Kayla, gleich…« »Ich will nichts mehr von den Schuhen hören, Blondschopf.« Wieder bekam er leichte Zuckungen. »Kein Wort.«
    »Hier sind meine Wörter.« Triumphierend wedelte Kayla ihm mit dem Schulheft vor der Nase herum.
    »Tja, dann guckst du sie dir am besten noch mal an.«
    »Nein, Ali muss sie lesen, und ich buchstabiere sie. Und dann muss ich mit jedem der Wörter einen Satz bilden.«
    »Ich will sie aber nicht lesen.«
    Michael bedachte Ali mit einem bösen Blick. »Willst du etwa lieber zu Fuß gehen?«
    »Schon gut.« Wenig elegant riss sie Kayla das Heft aus der Hand. »Es sind sowieso nur Babywörter.«
    »Sind es nicht. Du bist doch nur wütend, weil Todd Marcie netter findet als dich.«
    »Tut er nicht. Und außerdem wäre mir das vollkommen egal. Aber du hast nur deshalb deine Wörter nicht gelernt, weil du stattdessen die ganze Zeit blöde Bilder gekritzelt hast.«
    »Sie sind nicht blöd. Du bist blöd, weil du…«
    »Schluss jetzt. Hört beide sofort auf. Wenn ich anhalten muss…« Entgeistert brach er ab. Hatte er wirklich gerade gesagt, was er dachte, dass er gesagt hatte? Himmel. Er atmete mehrmals tief ein. »Allison, liest du jetzt bitte die Wörter?«
    »Ich bin ja schon dabei.« Schnaubend wandte sie sich Kaylas sorgfältig aufgeschriebenen Wörtern zu. »Eingewiesen.«
    »E-i-n-g-e-w-i-e-s-e-n.« Sie buchstabierte und suchte dann mit zusammengekniffenen Lippen nach einem Satz.
    »Michael Fury wurde, nachdem er sich freundlicherweise angeboten hatte, zwei junge Mädchen in die Schule zu fahren, in eine Irrenanstalt eingewiesen.«
    Ali lachte fröhlich auf. »Er redet einfach Blödsinn«, stellte sie dann entschieden fest.
    »Das war mein voller Ernst.« Trotzdem sann er weiter nach. »Der Autofahrer bedankte sich bei dem Fußgänger, der ihn freundlicherweise in die Parklücke eingewiesen hatte. Wie wäre das?«
    »Okay.«
    Sie gingen auch die restlichen Wörter durch, bis Michael schließlich vollkommen erschöpft auf den Parkplatz vor der Schule einbog. Sein alter Porsche fand sich inmitten schimmernder Coupes, eleganter Limousinen und sportlicher Allradfahrzeuge wieder.
    »Verdammt«, sagte er, während er den Gurt der beiden Mädchen öffnete. »Ich komme viel zu spät zu meinem Termin.«
    »Sie müssen uns noch einen schönen Tag wünschen«, erklärte ihm Kayla.
    »Ach ja? Tja, dann mal einen schönen Tag. Bis dann.«
    »Michael.« Sie rollte ihre Augen himmelwärts. »Es fehlt immer noch etwas.« Sie spitzte die Lippen und gab ihm einen Kuss.
    Amüsiert sah Michael ihre Schwester an. »Ali will mir sicher keinen Kuss geben. Sie ist immer noch wütend auf mich.«
    »Bin ich nicht.« Schnaubend beugte sie sich vor und küsste ihn ebenfalls. »Danke, dass Sie uns in die Schule gefahren haben«, sagte sie.
    »Es war mir ein… es war wirklich interessant«, erklärte er und

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