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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mädchen fertig werden willst, brauchst du jede Menge Energie.«
    »Ich liebe Sie. Wirklich, Mrs. Williamson.«
    Sie sah ihn mit einem breiten Lächeln an. »Ich weiß, mein Junge. Und ich liebe dich ebenfalls. Aber jetzt setz dich und iss. Die beiden kommen bestimmt jeden Moment runter, und sie plappern schon am frühen Morgen wie zwei Papageien.«

14
    Michael Fury war von Dächern gesprungen, hatte im Dschungel gekämpft, einen Taifun auf hoher See erlebt, war Autorennen gefahren und hatte bereits mehrere komplizierte Knochenbrüche hinter sich.
    Er hatte Kneipenschlägereien durchgestanden, die Nacht in einer Zelle verbracht, in denen die Wände mit kunstvollen Darstellungen übertrieben großer weiblicher Geschlechtsorgane bedeckt gewesen waren, hatte Männer getötet und Frauen geliebt.
    Und hatte, wie ihm zum ersten Mal bewusst wurde, ein geradezu behütetes Leben geführt.
    Nie zuvor war er sich den Gefahren und Risiken ausgesetzt gewesen, zwei Mädchen in die Schule zu bringen.
    »Was soll das heißen, du kannst diese Schuhe nicht anziehen?«
    »Sie passen nicht zu meiner Garderobe«, antwortete Ali ihm.
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er ihren geblümten Rock und das pinkfarbene Sweatshirt, das sie trug. Hatte sie nicht vor einer Minute noch etwas Grünes angehabt? »Das hast du auch eben schon gesagt. Ich finde, dass du gut aussiehst. Außerdem sind es einfach ein Paar Schuhe, oder nicht?«
    So wie jede Frau, seit sich Eva in ein Feigenblatt gehüllt hatte, rollte Ali ihre Augen himmelwärts. »Es sind die falschen Schuhe. Ich brauche andere.«
    »Aber dann beeil dich! Himmel«, murmelte er, als sie die Treppe hinaufrannte und Kayla am Ärmel seines Hemdes zog.
    »Ich habe vergessen, wie man Verrücktheit buchstabiert.«
    »A-l-l-i-s-o-n.«
    Sie kicherte. »Nein, wirklich. Mit einem r oder mit zwei?«
    »Mit zwei.« Das nahm er zumindest an. Orthographie war nicht gerade seine Stärke, dachte er. Und wenn sie nicht allmählich aufbrächen, käme er zu spät zu seiner Besprechung mit dem Bauunternehmer. Die Verzögerung bei der Bewilligung der Baugenehmigung hatte seine Zeitpläne ohnehin bereits zunichte gemacht. Und jetzt war da Allison, der nichts wichtiger war, als das passende Paar Schuhe zu ihrer übrigen Garderobe zu finden… »Allison, in zehn Sekunden fahre ich, entweder mit dir oder ohne dich.«
    »Das sagt Mama auch manchmal«, klärte Kayla ihn unbekümmert auf. »Aber dann wartet sie doch immer.«
    »Ich nicht. Komm.« Er zerrte Kayla Richtung Tür.
    »Sie können nicht ohne sie fahren.« Mit weit aufgerissenen Augen stolperte Kayla neben ihm her. »Mama wird außer sich sein, wenn Sie das tun.«
    »Wir fahren. Los, steig ein.«
    »Und wie soll Ali dann zur Schule kommen?«, fragte die Kleine ihn besorgt.
    »Sie kann zu Fuß gehen«, erklärte Michael grimmig.
    »Und es ist mir vollkommen egal, in welchen Schuhen sie das tut.«
    Immerhin war er der Krise Herr geworden, die Kay las zerbrochene Haarspange ausgelöst hatte, oder etwa nicht? Und er fand, dass der Pferdeschwanz, den er mit dem Gummiband aus seinem eigenen Haar gebunden hatte, in Ordnung ging. Er war nicht in Panik geraten, als Ali behauptet hatte, ihre Schultasche nicht finden zu können, sondern hatte sie persönlich unter dem Küchentisch hervorgezogen, unter den sie sie während des Frühstücks fallen gelassen hatte.
    Er war der ruhige Vermittler geblieben, als die Mädchen in einen Streit darüber ausgebrochen waren, welche der beiden mit dem Füttern der Tiere an der Reihe war. Und ebenso wenig hatte er das Handtuch geworfen, als Bongo sein Bedauern darüber, dass seine beiden Herrinnen ihn verlassen wollten, durch ein Pfützchen in der Eingangshalle ausgedrückt hatte.
    Nein, er hatte all das durchgestanden, dachte Michael, und ließ den Motor seines Wagens aufheulen. Aber zum Hampelmann ließe er sich trotzdem nicht machen.
    Ungeduld verwandelte sich in Zufriedenheit, als er Ali durch die Haustür fliegen sah. Mit vor Empörung blitzenden Augen riss sie die Beifahrertür des Autos auf. »Sie wären tatsächlich ohne mich gefahren.«
    »Stimmt, Blondschopf. Und jetzt steig ein.«
    Unter den gegebenen Umständen wollte sie ihn nicht merken lassen, dass ihr der Spitzname gefiel, also reckte sie trotzig das Kinn. »Der Wagen hat nur zwei Sitze. Wo soll ich Ihrer Meinung nach denn hin?«
    »Neben deine Schwester.«
    »Aber. . .«
    »Steig ein. Und zwar sofort.«
    Sein rüder Befehlston ließ sie sich eilig neben Kayla

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