So fern wie ein Traum
mal sonderlich schockiert, denn sicher war ihr klar, dass du auch vorher schon mit einem Mann geschlafen hast. Woher sonst solltest du deine beiden Töchter haben, frage ich dich.«
»Du weißt, was ich meine«, murmelte Laura. »Es war mir einfach unangenehm.«
»Und wie hat sie es aufgenommen?«
»Ziemlich gut. Aber der arme Dad schleicht um das Thema wie die Katze um den heißen Brei, als hätte er Angst, er könnte durch eine direkte Frage eine Orgie heraufbeschwören.«
»Tja, du konntest ja wohl kaum so tun, als ob nichts wäre, nachdem Mrs. T. dich und Michael bei euren Schwimmübungen im Pool überrascht hat.« Grinsend überprüfte Margo im Spiegel ihre Frisur. »Himmel, ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, sagte sie.
»Ich bin sicher, es war für alle Beteiligten höchst aufschlussreich. Ich habe mich gefühlt wie an dem Tag, als Annie uns beide überrascht hat, als wir mit Biff und Mark auf den Klippen geknutscht haben. Die Klippen!«, rief sie plötzlich, ehe Margo auch nur Gelegenheit bekam zu antworten. »Himmel, ich habe wirklich ein Gedächtnis wie ein Sieb! Warte einen Augenblick.«
Als sie aus dem Zimmer stürzte, hätte sie beinahe eine Kundin umgerannt, woraufhin Kate sie neugierig musterte. Im Büro zerrte sie ihren Geldbeutel aus einer Schublade und zog die Münze aus einem kleinen Extrafach.
»Was ist los?« Kate trat eilig hinter sie. »Hat Margo schon wieder vergessen, neue Schachteln zu bestellen? Falls ja, stehen wir spätestens Montag ohne da – was hast du da?«
»Die Klippen.« Laura presste eine Hand an ihre Brust. »Gestern Abend. Ich hatte es total vergessen«, keuchte sie.
»Du hast eine gefunden!« Aufgeregt und triumphierend riss Kate Laura die Münze aus der Hand. »Du hast eine weitere Münze gefunden«, wiederholte sie. »Von Seraphinas Schatz. Und du hast vergessen, uns davon zu erzählen?«, fragte sie empört.
»Heute Morgen war bei uns die Hölle los. Ich wusste gar nicht, ob ich vorbeikommen könnte, bis Dad darauf bestanden hat, mich im Hotel zu vertreten, und Kayla und Ali haben so lange gebettelt, bis ich ihnen erlaubt habe, die Schule zu schwänzen, um etwas mit Mom zu unternehmen, und – ach, egal«, winkte sie plötzlich ab. »Ja, ich habe es vergessen«, gab sie zu.
Hinter ihnen kam Margo durch die Tür. »Würde es euch beiden sehr viel ausmachen zu versuchen, heute noch ein wenig zu arbeiten? Wir haben Kundschaft, die… was habt ihr da?«
»Die hat Laura gefunden. Und vergessen«, sagte Kate.
»Wann?« Margo ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und nahm Kate die Golddublone aus der Hand. »Wo?«
»Gestern Abend. Auf den Klippen. Auf dem Felsvorsprung, auf dem ich manchmal sitze. Ich habe einfach dort gesessen und nachgedacht, und als ich zurückgehen wollte, habe ich sie mit einem Mal gesehen. Oder besser gesagt, gefühlt«, verbesserte sich Laura. »Plötzlich hatte ich sie einfach in der Hand. Die ganze Zeit habe ich daneben gesessen und wusste nichts davon.«
»Genau wie die anderen beiden Male«, stellte Margo fest. »Als eine für mich und eine für Kate dalag. Das ist ein Zeichen, glaub es mir.«
»Jetzt fängt sie schon wieder damit an.« Kate lehnte sich an den Rand des Schreibtischs und rollte ihre Augen himmelwärts.
»Als was würdest du es denn bezeichnen?«, fauchte Margo sie an. »Seit wir Kinder waren, suchen wir wie die Bekloppten regelmäßig die ganzen Klippen ab. Nichts. Um ein Haar hätten wir noch das Gras mit Pinzetten ausgezupft. Nichts«, wiederholte sie und warf die Arme in die Luft. »Und dann sitzt jede von uns an einem Wendepunkt in ihrem Leben auf den Felsen, und plötzlich liegt einfach eine Münze da. Eine für jede von uns. Was ja wohl bedeutet.. .«
Plötzlich brach sie ab, sah von der glitzernden Dublone auf und blickte Laura an. »Was bedeutet, dass du Michael Fury liebst.«
»Was in aller Welt hat denn bitte das eine mit dem anderen zu tun?« Um Zeit zu gewinnen nahm Laura Margo die Münze wieder ab und legte sie mitten auf den Tisch.
»An dem Tag, an dem ich auf den Klippen war und meine Münze fand, habe ich an Josh gedacht und daran, was ich mit meiner Liebe zu ihm anfangen sollte. Und Kate…« Sie sah nachdenklich die stirnrunzelnde Freundin an. »Sie war dort und hat über Byron nachgedacht. Du hast ihn doch geliebt, nicht wahr?«
»Ja, aber…« Kate brach ab. »Hör zu, das Ganze ist mir etwas zu absurd.«
»Jetzt vergiss mal für eine Minute die Buchhalterin in dir.« Ungeduldig
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