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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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niemals um diesen Gefallen gebeten und hätte, wären da nicht seine Pferde gewesen, sicher abgelehnt. Er wollte nicht, dass sie länger als unbedingt erforderlich in einem fremden Gestüt bleiben mussten. Er liebte sie und schämte sich seiner Gefühle nicht. In den letzten Jahren waren sie eine der wenigen Konstanten in seinem Leben gewesen.
    Er hatte viele Dinge ausprobiert. Er hatte sich treiben lassen. Und hatte es geliebt. Der Beitritt zur Handelsmarine war eine Flucht gewesen, die er zu genießen verstanden hatte. Er hatte viel von der Welt gesehen und einiges davon gemocht.
    Dann hatte er es eine Zeit lang mit Autorennen versucht. Er hatte immer noch eine Vorliebe für schnelle Wagen, die er bis an ihre Leistungsgrenzen trieb. Er hatte einigen Erfolg auf den europäischen Rennstrecken gehabt, aber auf Dauer hatte ihm das nicht genügt.
    Nach seiner Zeit auf See und vor den Autorennen hatte er sich kurz als Söldner verdingt, eine Phase, die ihm allzu viel über das Töten und die am Profit orientierte Kriegsführung lehrte. Und halbwegs hatte er befürchtet, vielleicht allzu gut zu sein, vielleicht eine allzu große Befriedigung in diesem blutigen Geschäft zu empfinden. Es hatte ihn zwar einigermaßen reich gemacht, aber sein Herz trug Narben davon.
    Auch als Ehemann hatte er sich einmal kurz versucht, eine Rolle, in der er nicht allzu erfolgreich gewesen war.
    Während seiner Zeit als Stuntman hatte er seine Liebe zu Pferden entdeckt. Er hatte das Handwerk von Grund auf gelernt, hatte sich einen Namen als Stuntman gemacht und diverse Knochen gebrochen, indem er von Häusern gesprungen war, sich in gestellten Kampfszenen geprügelt hatte, von Dächern geschossen oder angezündet worden war. Vor allem aber war er von zahllosen Pferderücken gestürzt.
    Michael Fury wusste, wie man nach einem Sturz wieder auf die Beine kam. Doch als er seine Liebe zu den Pferden entdeckte, war es um ihn geschehen.
    Also hatte er sich selbst Pferde gekauft, gezüchtet und trainiert. Hatte ein krankes Pferd nächtelang gepflegt und die Geburt eines Fohlens erlebt.
    Obgleich er wusste, dass nichts in seinem Leben jemals Bestand hatte, dachte er, er hätte vielleicht endlich gefunden, wonach er jahrelang gesucht hatte.
    Es war ihm wie ein Wink des Schicksals vorgekommen, als sein Stiefvater anrief, um ihm zu sagen, er und Michaels Mutter suchten einen Käufer für das Anwesen in den Bergen hinter Monterey. Obwohl er nie daran gehangen hatte, überraschte sich Michael dabei, wie er anbot, das Grundstück zu kaufen.
    Es war gutes Pferdeland.
    So war er zurückgekommen und als Willkommensgruß hatte ihm die Natur einen harten Schlag versetzt. Das Haus war ihm völlig egal. Aber seine Pferde – er hätte alles riskiert, um sie zu retten, und hätte dabei unter Tonnen von Schlamm beinahe tatsächlich sein Leben verloren.
    Schmutzig, erschöpft und ganz allein hatte er vor den Trümmern dessen gestanden, was sein neuer Anfang hätte sein sollen. Oder besser gesagt, dem stinkenden Schlammhaufen.
    Es hätte eine Zeit gegeben, in der hätte er einfach zusammengerafft, was ihm geblieben war, und sich wieder auf den Weg gemacht. Dieses Mal jedoch klammerte er sich an seinen Traum.
    Als Josh ihm seine Hilfe anbot, hatte Michael seinen Stolz gegen das Wohlbefinden seiner Pferde abgewogen und schließlich, wenn auch widerwillig, das Angebot des Freundes akzeptiert.
    Während er nun in die Einfahrt des Herrenhauses bog, hoffte er inständig, nicht doch das Falsche zu tun. Er hatte Templeton House bereits als Teenager geliebt. Man musste es einfach lieben, dachte er. Also hielt er den Wagen mitten in der Einfahrt an, stieg aus und blickte auf das Haus.
    Er stand in der milden Winterluft, ein Mann mit dem disziplinierten Körper eines Athleten und der Gewandtheit eines geübten Raufboldes. Wie gewöhnlich trug er Schwarz, denn so erübrigte sich langes Überlegen, wenn er nach seinen Kleidern griff. In den engen schwarzen Jeans, dem schwarzen Sweatshirt und der abgewetzten schwarzen Lederjacke sah er aus wie ein Desperado.
    Er hätte nicht geleugnet, dass dies der Wahrheit ziemlich nahe kam.
    Seine schwarzen Haare flatterten im Wind. Von Natur aus glatt und dicht waren sie länger als es praktisch war. Bei der Arbeit trug er sie häufig zu einem dicken Pferdeschwanz gebunden. Er hasste Friseure und hätte lieber die Qualen der Hölle durchlitten, als je zu einem der angesagten Stylisten zu gehen.
    Er hatte vergessen sich zu rasieren – er hatte

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