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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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es sich vorgenommen, aber dann zu viel mit den Pferden zu tun gehabt. Die dunklen Stoppeln betonten den gefährlichen Ausdruck seines kantigen Gesichts. Sein Mund war überraschend empfindsam. Zahlreiche Frauen konnten bezeugen, zu welcher Zärtlichkeit er fähig war. Doch jegliche Sanftheit, die er zweifellos besaß, blieb seinem Gegenüber nur zu häufig verborgen, wenn er ihn mit einem kühlen Blick aus seinen harten Augen unbewegt musterte. Seine linke Braue wies eine dünne, weiße Narbe auf.
    Er hatte noch mehr Narben am Leib, von Autounfällen, Schlägereien, seiner Arbeit als Stuntman für berühmte Schauspielen Er hatte gelernt mit ihnen zu leben wie mit den Narben in seinem Inneren.
    Während er das imposante Mauerwerk, die hoch aufragenden Türme und das schimmernde Glas von Templeton House betrachtete, umspielte ein beinahe ironisches Lächeln seinen Mund. Himmel, was für ein Haus, staunte er wie so oft zuvor. Ein wahres Schloss für eine königliche Familie der Gegenwart.
    Hier kommt Michael Fury, dachte er. Was zum Teufel sollte er an einem solchen Ort?
    Grinsend fuhr er die geschwungene Einfahrt zwischen den sanft ansteigenden, von ehrwürdigen, alten Bäumen und knospenbesetzten Büschen gesäumten Rasenflächen weiter hinauf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die hier residierende Prinzessin sonderlich versessen auf ihn als Mieter war. Sicher hatte es Josh all seine Überredungskunst gekostet, um seine ach so anständige Schwester dazu zu bewegen, auch nur ihre Stallungen einem Menschen wie Michael Fury zu öffnen.
    Sie würden sich beide daran gewöhnen, dachte er. Schließlich bliebe er nur für kurze Zeit, und er war sich sicher, dass es ihnen gelingen würde, einander möglichst aus dem Weg zu gehen. Genauso, wie es ihnen bereits früher stets gelungen war.
    Es war schwierig, aber notwendig, dass Laura ihrem voll gepackten Terminkalender diese eine Stunde abrang. Sie hatte Jenny, eins der Mädchen, zum Saubermachen in die Wohnung über den Stallungen geschickt. Himmel, sie war voller Staub, Müll und Spinnweben. Gewiss hatten sich bereits irgendwo Mäuse eingenistet, argwöhnte Laura und erschauderte, während sie einen Eimer Seifenwasser in die Badewanne wuchtete.
    Sie konnte nicht erwarten, dass das Mädchen Wunder vollbrachte, dachte sie. Und sie hatten einfach zu wenig Zeit gehabt. Ann um Hilfe zu bitten, war ein Ding der Unmöglichkeit. Bereits bei der Erwähnung von Michael Furys Namen hatte die Wirtschafterin die Nase gerümpft und sich dann mit steinerner Miene entschieden abgewandt.
    Also war Laura entschlossen, das Werk am besten selbst zu vollenden. Sie hätte niemanden in ihrem Heim empfangen oder einem Teil davon, ohne dass alles in tadellosem Zustand war.
    Sie hatte sich zu einer ausgedehnten Mittagspause aus dem
Schönen Schein
verabschiedet, sich eilig umgezogen und nun machte sie sich umgehend ans Werk. Der Zustand des Badezimmers in der kleinen Wohnung hatte die junge Jenny derart schockiert, dass sie regelrecht sprachlos gewesen war.
    Kein Wunder, musste sich Laura eingestehen. Mit zurückgebundenen Haaren und hochgekrempelten Ärmeln stieg sie in die Badewanne, um dem schlimmsten Schmutz entschlossen zu Leibe zu rücken. Wenn ihr Gast – Mieter – oder was zum Teufel er auch immer war – morgen ankäme, fände er wenigstens kein Ungeziefer im Badezimmer vor.
    Was die Stallungen betraf, hatte sie nach einem Blick hinein beschlossen, dass Michael Fury sie am besten selbst in den Zustand versetzte, der ihm angemessen schien.
    Während sie arbeitete, ging sie in Gedanken die Termine des Nachmittags durch. Gegen drei könnte sie wieder im Laden sein. Gegen halb sieben machten sie dann zu, und sie könnte rasch die Mädchen von der Klavierstunde abholen.
    Verdammt, sie hatte vergessen, sich nach einem Zeichenlehrer für Kayla zu erkundigen.
    Um halb acht gäbe es dann Abendessen. Außerdem müsste sie noch sehen, ob die beiden Mädchen auf etwaige Tests oder Arbeiten vorbereitet waren.
    Hatte Kayla morgen ihr Diktat oder Ali ihre Mathearbeit? Oder vielleicht beides zugleich? Gott, sie hasste es, plötzlich wieder in die Schule zu gehen. Das Bruchrechnen brächte sie noch um.
    Seufzend wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht und hinterließ dabei Seife und Schmutz auf ihrer Wange.
    Sie musste unbedingt noch den Bericht über die Tagung des Kosmetikverbandes nächsten Monat durchgehen. Das könnte sie, wenn die Mädchen schliefen, im Bett erledigen. Und Ali brauchte neue

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