So fern wie ein Traum
Miete.«
»Oh.« Sie schob den Scheck in die Tasche und bedauerte, dass sie einen alten Freund ihres Bruders nicht einfach als Gast willkommen heißen konnte. Aber die Miete würde ihr helfen, die neuen Ballettschuhe für Ali und die Zeichenstunden für Kayla zu finanzieren. »Danke. Und willkommen in Templeton House, Michael.«
Nachdem sie ihn verlassen hatte, trat er ans Fenster und beobachtete, wie sie eilig über die Rasenfläche in Richtung des Herrenhauses ging.
»Und ich stand mitten in der Badewanne.« Froh, dass sich der Besucherstrom im
Schönen Schein
für kurze Zeit so weit beruhigt hatte, dass sie ihrem Herzen endlich Luft machen konnte, stieß Laura einen abgrundtiefen Seufzer aus. »In Lumpen gehüllt, eine Scheuerbürste in der Hand. Hör endlich auf zu lachen«, fuhr sie ihre Freundin an.
»Sofort«, antwortete Kate und hielt sich den schmerzenden Bauch. »Ich stelle es mir nur gerade bildlich vor. Die elegante Laura Templeton, wie sie gegen die Schmutzränder in einer dreckstarrenden Badewanne kämpft.«
»Schmutz
rändert
An dem ganzen Ding gab es nicht eine Stelle, wo auch nur halbwegs der Lack zu erkennen gewesen wäre. Vielleicht finde ich das Ganze in ein oder zwei Jahren amüsant, aber ich wäre am liebsten im Boden versunken vor Verlegenheit. Er stand einfach da und hat mich angegrinst.«
»Mmm.« Margo fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Und Michael Furys Grinsen ist etwas, das man nicht so leicht vergisst. Sieht er immer noch so verrucht, gefährlich und zugleich ungemein anziehend wie damals aus?«
»Darauf habe ich nicht geachtet.« Laura schnaubte verächtlich auf und rieb an einem Fingerabdruck auf einer der Glasvitrinen herum.
»Lügnerin.« Margo beugte sich vertraulich vor. »Also los, Laura. Nun erzähl schon, ja?«
»Ich nehme an, er sah ein bisschen wie eine moderne Version von Heathcliff aus. Dunkel, grüblerisch, möglicherweise gewalttätig und mit vielen Ecken und Kanten.« Laura zuckte mit den Schultern. »Sicher nicht unattraktiv, falls einem so etwas gefällt.«
»Ich würde auf alle Fälle nicht sofort den Blick abwenden, wenn mir so jemand über den Weg liefe«, stellte Margo entschieden fest. »Josh hat gesagt, dass er eine Zeit lang Söldner war.«
»Söldner?« Das hatte Laura ganz vergessen, doch jetzt nickte sie. »Würde passen.«
»Ich habe ihn einmal zufällig in Frankreich getroffen, als er noch Autorennen fuhr.« Margo legte den Kopf auf die Seite und schwelgte ganz offensichtlich in der Erinnerung. »Wir haben einen durchaus interessanten Abend miteinander verbracht.«
Laura zog eine Braue hoch. »Ach, tatsächlich?«
»Interessant«, wiederholte Margo und beließ es bei diesem einen Wort. »Dann hat er als Stuntman in Hollywood gearbeitet. Und jetzt hat er sich offenbar auf die Pferdezucht verlegt. Ich frage mich, ob er vielleicht dieses Mal bei der Stange bleibt. Josh hofft es.«
»Zumindest hat mich die Situation dazu gezwungen, die Stallungen endlich in Ordnung zu bringen.« Auf der Suche nach einer Beschäftigung trat Laura an die Regale und begann, die dort ausgestellten Glasartikel zurechtzurücken. »Ich habe sie viel zu lange vernachlässigt. In der Tat überlege ich, ob ich mir nicht vielleicht wieder selbst ein Pferd zulege, sobald ich genug Geld zusammen habe. Das würde den Mädchen sicher gefallen.«
»Und was für Pferde zieht er auf? Züchtet er? Was auch immer«, fragte Kate.
»Danach habe ich ihn nicht gefragt. Ich habe ihm nur die Wohnung gezeigt und die Schlüssel gegeben. Ich nehme an, er kennt sich tatsächlich mit den Tieren aus. Josh scheint davon überzeugt zu sein. Und wenn der Scheck, den er mir als Anzahlung für die Miete gegeben hat, nicht platzt, nehme ich an, dass er auch zuverlässig ist. Was könnte ich mehr von einem Mieter verlangen? Für Pferde braucht man jede Menge Zeit und außerdem machen sie viel mehr Arbeit, als sich ein Laie vorstellen kann.« Was bedeutete, dass sie wahrscheinlich frühestens in zehn Jahren den Erwerb eigener Pferde auch nur in Erwägung ziehen könnte, dachte sie betrübt. »Er wird also ziemlich beschäftigt sein. Ich bezweifle, dass wir einander allzu häufig sehen.«
Die Tür ging auf und zwei Kundinnen kamen herein. Als Laura sie erkannte, trat sie lächelnd vor. »Ich übernehme die beiden«, murmelte sie und sagte laut: »Schön, Sie einmal wieder zu sehen, Mrs. Mayers, Mrs. Lomax. Was kann ich heute für Sie tun?«
Als Laura die beiden Frauen hinunter zum
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