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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ankleidezimmer führte, sah Margo ihr nachdenklich hinterher. »Sie versucht, möglichst desinteressiert zu sein.«
    »Hmm?«
    »Laura. Sie hatte eben den Blick einer Frau, die sich für einen Mann interessiert und versucht, es nicht zu tun.« Nach kurzem Überlegen setzte Margo ein zufriedenes Lächeln auf. »Sehr gut.«
    »Was heißt, sehr gut?«
    »Es ist höchste Zeit, dass sie selbst endlich mal wieder ein wenig Ablenkung bekommt. Ablenkung in Gestalt eines Mannes, meine ich.«
    »Hast du je in deinem Leben an eine andere Form der Ablenkung gedacht?«
    »Kate…« Amüsiert tätschelte Margo der Freundin die Hand. »Dafür, dass du erst seit sechs Wochen mit einem ausgewiesenen Sexsymbol verheiratet bist, ist das eine ziemlich dämliche Frage, finde ich. Laura hat sich Männern gegenüber bisher immer allzu zugeknöpft gezeigt. Ich denke, dass Michael Fury vielleicht genau das richtige Geburtstagsgeschenk für sie sein könnte.«
    »Er ist ein Mann, Margo, und nicht irgendein Paar Ohrringe.«
    »Oh, aber Schätzchen. Ich denke, dass er ihr hervorragend stehen würde, wenn ich es so ausdrücken darf.«
    »Und ich glaube nicht, dass dir auch nur flüchtig der Gedanke gekommen ist, dass die beiden sich vielleicht auf sexuellem Gebiet gar nicht füreinander interessieren könnten. Himmel!« Kate hob die Hand. »Ich habe kurz vergessen, mit wem ich spreche. Tut mir Leid.«
    »Sei doch nicht so spießig.« Margo trommelte mit den Fingern auf dem Ladentisch herum. »Bei den beiden handelt es sich um einen Mann und eine Frau. Soweit wir wissen, beide ungebunden, und beide durchaus attraktiv. Josh hat dafür gesorgt, dass sie in beinahe ständiger Nähe zueinander sind. Obgleich ich bezweifle, dass es in seiner Absicht lag, hat er auf diese Weise eine äußerst interessante Situation geschaffen, finde ich.«
    »Wenn du es so formulierst.« Kate blickte besorgt zur Tür des Ankleideraums hinüber. »Hör zu, ich habe Mick immer gern gehabt, aber er war schon als Jugendlicher erschreckend wild. Vielleicht hat also Josh, ohne es zu wollen, einen Wolf bei einem Lamm einquartiert.«
    »Ich hoffe, du hast Recht. Jede Frau braucht in ihrem Leben zumindest eine Begegnung mit einem Wolf. Aber…« Sie sprachen über Laura, dachte sie. »Am besten lade ich Michael möglichst bald einmal zum Abendessen ein. Dann kann ich mir selbst angucken, was aus ihm geworden ist.«
    »Und ich nehme an, dass wir uns dann deiner größeren, auf langjähriger Erfahrung beruhenden Urteilskraft zu beugen haben, was?«
    »Natürlich, was denn sonst?« Wieder öffnete sich die Ladentür. »Aber jetzt zurück an die Arbeit, Partnerin.«
    Im Ankleidezimmer führte Laura den beiden Kundinnen geduldig ihre Auswahl an Kaschmirpullovern vor. Hätte sie gewusst, worum sich das Gespräch ihrer beiden Freundinnen gedreht hatte, hätte sie sicher gleichermaßen Belustigung und Entgeisterung verspürt.
    Männer im Allgemeinen waren für sie ohne Belang. Nicht, dass sie Männer hasste, nein. Ihre Erfahrung mit Peter hatte sie weder zu einer Xanthippe noch zu einer erbitterten Feministin gemacht, die Männer einzig als Feinde betrachtete. Dafür hatte sie in ihrem Leben bereits mit zu vielen wunderbaren Männern zu tun gehabt. Mit ihrem Vater, ihrem Bruder und, in den letzten Monate, Byron De Witt.
    Familie war die eine Sache. Intimen Beziehungen waren etwas gänzlich anderes. Sie hatte weder die Zeit, die Neigung, noch die Energie dafür. Seit dem Scheitern ihrer Ehe zwei Jahre zuvor hatte sie sich mühsam ein neues Leben aufgebaut. Was für sie von Bedeutung war, waren ihre Kinder, ihr Zuhause, ihre Arbeit im Hotel und die im
Schönen Schein.
    Während ihre Kundinnen darüber debattierten, welches der schönste Pullover war, trat sie höflich einen Schritt zurück und dachte an die Ereignisse, die zur Eröffnung des Ladens geführt hatten. Ihre Beteiligung an dem Unternehmen hatte sie einem Impuls folgend gewagt, es war ein Schritt gewesen, den sie ebenso sehr um Margos wie um ihrer selbst willen getan hatte.
    Margo war am Ende ihrer Karriere beinahe mittellos aus Europa nach Monterey zurückgekehrt. Es war durchaus ein Risiko gewesen, eine reizvolle Umgebung zu schaffen, in der sie die ihr verbliebenen Besitztümer verkaufen konnte, doch die Boutique hatte sich von Anfang an bezahlt gemacht.
    Sie hatte ihnen nicht nur ein Einkommen beschert, überlegte Laura, während sie in den Verkaufsraum zurückwanderte, sondern sie alle mit einem ungeahnten Stolz, einem

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