So fern wie ein Traum
mich.«
»Da widerspreche ich dir nicht, auch wenn es mich nicht gerade sonderlich mit Stolz erfüllt.«
»Ich habe nicht. ..«
»Das ist mir klar. Ich habe mit mehr als einem Mann das Bett geteilt. Einige von ihnen waren mit anderen Frauen verheiratet. Manchmal hat es mir etwas bedeutet und manchmal auch nicht.« Inzwischen konnte sie darüber mit den Schultern zucken, konnte ohne Bedauern oder Vorwürfe daran zurückdenken, denn sie begriff, dass alles, was sie )e getan hatte, sie dorthin gebracht hatte, wo sie heute war.
»Josh ist der einzige, der jemals wirklich von Bedeutung war.«
»Weil ihr einander liebt«, antwortete Laura ruhig. »Aber bei Michael und mir geht es um etwas anderes. Es geht schlicht und einfach um körperliche Leidenschaft.«
»Und was ist daran falsch?«
»Ich weiß genau, was daran falsch ist, bis mich seine Hand berührt oder er mich küsst.«
Was, soweit Margo es beurteilen konnte, ein wunderbares Zeichen war. »Und dann?«
»Dann empfinde ich nur noch Verlangen, und so etwas wollte ich noch nie. Das alles ist viel zu heiß, zu schnell für mich.« Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Hocker hin und her. Allein der Gedanke an Michael rief ungewollte Gefühle in ihr wach. »Es ist schlichtweg beunruhigend.«
»Halleluja!« Grinsend beugte sich Margo über sie. »Überrasch dich einfach selbst, Laura, geh an einem Abend zu ihm in den Stall und reiß ihm das Hemd vom Leib.«
»Genau. Das entspricht genau meinen Vorstellungen. Also wirklich, Margo, ich brauchte einen ernst gemeinten, vernünftigen Rat.«
»Vernünftige Ratschläge sollte man sich anhören, wenn man eine Rentenversicherung abschließen will.«
»Fräulein.« Eine der Kundinnen winkte zu ihnen herüber. »Dürfte ich mir bitte mal diese Brosche hier ansehen?«
»Natürlich. Margo nahm die Schlüssel der Vitrine und ging hinüber. »Oh, ist dieses Art-Deco-Schmuckstück nicht einfach wunderbar?«, flötete sie. »Ein phantastisches Stück. Ich habe es bei einer Haushaltsauflösung in Los Angeles entdeckt. Es heißt, es habe einmal Marlene Dietrich gehört.«
Laura unterdrückte mühsam ein Gähnen und sah sich um. Es herrschte gerade nicht allzu viel Betrieb. Vielleicht könnte sie tatsächlich ein kurzes Nickerchen einschieben, dachte sie, glitt vom Hocker und wanderte stattdessen in Richtung einer Kundin, um zu fragen, ob sie ihr behilflich sein könnte. Sie betete, dass die Antwort nein lauten würde, da öffnete sich im gleichen Augenblick die Ladentür.
»Peter.« Sie blieb wie vom Donner gerührt stehen.
»Ich habe in deinem Büro im Hotel angerufen. Dort sagte man mir, du seist hier im Geschäft.«
»Ja, dies ist einer meiner regelmäßigen Nachmittage hier.«
»Interessant.« Bisher hatte er jede Neugier auf das kleine Unternehmen seiner Exfrau unterdrückt. Aber da er nun einmal da war, sah er sich langsam prüfend um.
Candys Beschreibung der Boutique als Müllhalde war nicht ganz zutreffend. Aber da er die Gefühle seiner Verlobten Laura und ihren Partnerinnen gegenüber kannte, hatte er das auch nicht angenommen.
Ebenso wenig jedoch hatte er erwartet, dass es sich beim
Schönen Schein
um einen gut besuchten, eleganten und zugleich gemütlichen Laden handelte, den augenscheinlich nicht nur Touristen, sondern auch oder vor allem sichtlich wohlhabende Kundschaft frequentierte. Er hatte nicht erwartet, von der Dekoration und der Ware, wenn auch gegen seinen Willen, derart angetan zu sein.
»Nun?« Sie folgte seinem anerkennenden Blick. »Wie findest du es?«
»Es ist etwas anderes, nicht wahr? Auf alle Fälle etwas ganz anderes als du früher gemacht hast.« Er blickte sie an. Immer noch kühl und liebreizend. Seltsam, niemals hätte er gedacht, dass Laura oder eine ihrer Freundinnen über genügend Grips, Kleingeld oder Phantasie verfügten, um ein derart reizvolles und erfolgreiches Unternehmen aufzuziehen.
»Inzwischen ist es normaler Bestandteil meines Lebens.« Ich lasse mich nicht davon berühren, dass er mich und den Laden so kritisch mustert, dachte sie. »Es ist eben nichts mehr, wie es früher einmal war.«
»Ich nehme an, du genießt die Abwechslung.«
»Ich suche keine Abwechslung, Peter, sondern ich verdiene mir hier meinen Lebensunterhalt.« Weshalb sollte sie erwarten, dass er den Sinn des
Schönen Scheins
verstand? Schließlich hatte er auch sie niemals verstanden, obgleich sie seine Frau gewesen war. Vielleicht, so dachte sie, kämen er und seine neue Frau ja wirklich besser
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