So fern wie ein Traum
sah sie abwartend an. »Bist du jetzt fertig?«
»Eigentlich gäbe es noch jede Menge zu erzählen«, antwortete sie. »Schließlich sind es zwei aktive heranwachsende Kinder. Aber ich denke, das Wichtigste habe ich erwähnt.«
»Ich hatte auf ein ruhiges, zivilisiertes Gespräch gehofft, Laura, stattdessen schwelgst du wieder einmal in einer deiner endlosen Tiraden.«
»Das war noch nicht einmal ansatzweise eine Tirade, Peter, aber bitte sehr.«
Er trat von einem Bein auf das andere und zog erbost die Brauen hoch, als ihm ein Passant unabsichtlich gegen die Schulter stieß. »Candy und ich werden in etwas mehr als acht Wochen in Palm Springs heiraten. Allison und Kayla sollten dabei sein«, sagte er.
»Ist das ein Befehl oder eine Einladung?«
»Die Leute werden erwarten, die Kinder dort zu sehen. Candy wird veranlassen, dass ihr Aupairmädchen die Kinder am Tag vor der Feier bringt. Allison und Kayla könnten mit ihnen zusammen fliegen.«
Wie praktisch. Und wie kalt. »Du willst also, dass Candys Aupairmädchen die Kinder bei euch abliefert und sie dann natürlich auch wieder mitnimmt, nehme ich an.«
»Es wäre das Vernünftigste und das Praktischste.«
»Und vor allem hättet ihr beiden nicht die geringste Last damit.« Ehe er etwas erwidern konnte, hob sie abwehrend die Hand. »Tut mir Leid. Ich bin müde und ganz offensichtlich ziemlich gereizt. Ich bin sicher, die Mädchen werden sich freuen, in das Fest einbezogen zu sein. Falls du sie also vielleicht heute Abend anrufen würdest. . .«
»Ich habe zu tun, und außerdem sehe ich keine Notwendigkeit, das alles mit den beiden noch mal durchzukauen.«
Sie wandte sich entschieden ab und blickte erneut aufs Meer hinaus. Sie könnte und würde ihre eigene Abneigung überwinden und abermals versuchen, das für ihre Töchter zu erreichen, was sie dringend brauchte, ermutigte sie sich. »Peter, Ali ist sehr verletzt, sehr verwirrt und sehr verängstigt. Du besuchst sie so selten und rufst noch nicht mal an. Sie hat das Gefühl, von dir verlassen worden zu sein.«
»Das Ganze haben wir doch schon x-mal diskutiert, Laura.« Er fand sich unendlich geduldig, weil er sich das alles trotzdem noch einmal angehört hatte. »Du wolltest die Scheidung. Unsere Ehe ist vorbei, und inzwischen hatte Ali genug Zeit, um sich daran zu gewöhnen«, sagte er. »Ich habe mein eigenes Leben, an das ich denken muss.«
»Gibt es jemals Augenblicke, in denen du an die Kinder denkst?«
Er blickte auf seine Rolex und stieß einen Seufzer aus. Zehn Minuten könnte er gerade noch erübrigen. »Auf diesem Gebiet hast du immer mehr von mir erwartet als ich geben konnte.«
»Sie sind kein Gebiet, sondern deine Kinder.«
Sie wirbelte herum, und unterdrückte mit Mühe all die Abneigung, all die Verbitterung, die sie ihm gegenüber nunmehr seit Jahren empfand. Stattdessen blickte sie ihn wortlos an. So gut aussehend, dachte sie. So kühl, gefasst, so perfekt.
»Du liebst sie nicht, nicht wahr, Peter? Du hast sie nie geliebt.«
»Dass ich mich weigere, sie ständig zu verhätscheln und zu verwöhnen, wie du es tust, bedeutet noch lange nicht, dass ich mir meiner Verantwortung den beiden gegenüber nicht bewusst wäre.«
»Das habe ich dich nicht gefragt.« Zu ihrer eigenen Überraschung legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Peter, wir beide sind hier ganz allein. Keiner von uns hat etwas zu verlieren, also lass uns bitte ehrlich sein. Lass uns diese Sache ein für alle Mal klären, damit wir nicht wieder und wieder denselben Kampf ausfechten, ohne dass dadurch irgendetwas erreicht würde.«
»Du bist diejenige, die immer wieder dieses Thema aufbringt.«
»Also gut, ich bin diejenige.« Weiter zu streiten wäre sinnlos und einfach zu ermüdend, dachte sie. »Ich will es verstehen. Ich muss es verstehen. Es ist inzwischen vollkommen egal, was wir füreinander empfunden haben oder was nicht. Es sind Kinder. Unsere Kinder. Hilf mir zu verstehen, warum du sie nicht willst.«
Einen Augenblick lang starrte er auf die zarte Hand auf seinem Arm. Ihre Zartheit fand er immer schon anziehend. Die Tatsache, dass sich darunter Stahl verbarg, hatte ihn beunruhigt und enttäuscht.
Falls sie jedoch diese Sache tatsächlich ein für alle Mal klärten, dachte er, vielleicht hörten dann endlich ihre regelmäßigen Bitten auf, dass er seine Termine änderte, um ihren Erwartungen gerecht zu werden und die Kinder zu sehen.
»Ich bin nicht zum Vater gemacht, Laura. Ich betrachte dies nicht als Makel,
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