Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
er einen Laut ausstieß, der Wonne oder Qual ausdrückte.
    »Äääe …«
    Und Eli lachte erleichtert.
    Das ganze Theater. Nur um wichsen zu dürfen.
    Er würde dort stehen bleiben, unfähig, sich von der Stelle zu rühren, bis … bis …
    Kann er kommen? Er wird da … bis in alle Ewigkeit stehen müssen.
    Eli sah eine dieser obszönen Puppen vor sich, die man mit einem Schlüssel aufzog; ein Mönch, dessen Kutte hochrutschte und der onanierte, solange die Feder gespannt war … klickediklick, klickediklick …
    Eli lachte und war so in dieses wahnsinnige Bild versunken, dass er es gar nicht merkte, als Håkan uneingeladen einen Schritt in den Raum hineinmachte. Er bemerkte erst etwas, als die Faust, die sich gerade noch um eine unmögliche Wonne geschlossen hatte, bereits über seinem Kopf zum Schlag erhoben wurde.
    In einem rasenden Reflex schoss der Arm nach unten, und die Faust landete mit einer Wucht auf Elis Ohr, die ein Pferd hätte töten können. Schräg abwärts fiel der Schlag, und Elis Ohr wurde so heftig umgeknickt, dass die Haut riss und sich das halbe Ohr vom Kopf löste, der abrupt nach unten geschleudert wurde und mit einem dumpfen Krachen auf dem Betonboden aufschlug.
     
    Als Tommy erkannte, dass dieses Etwas, das in den Gang gekommen war, nicht in den Schutzraum wollte, wagte er die Hände vom Mund zu nehmen. Er saß in die Ecke gepresst, lauschte und versuchte zu verstehen.
    Die Stimme des Mädchens.
    Hi. Was willst du.
    Dann das Lachen. Und dann diese andere Stimme. Die nicht einmal klang, als käme sie von einem Menschen. Anschließend ein gedämpftes Krachen, Geräusche von Körpern, die sich bewegten.
    Jetzt war da draußen eine Art … Ortswechsel im Gange. Etwas wurde über den Boden geschleift, und Tommy hatte nicht die Absicht herauszufinden, was es war. Aber die Geräusche übertönten die Geräusche, die er selber machte, als er sich aufrichtete, an der Wand entlangtastete und den Kartonstapel fand.
    Sein Herz ratterte wie eine Spielzeugtrommel, und seine Hände zitterten. Er traute sich nicht, das Feuerzeug zu benutzen, und schloss deshalb, um sich besser konzentrieren zu können, die Augen, strich mit der Hand über das obere Ende des Stapels.
    Seine Finger schlossen sich um den Gegenstand, den er fand. Staffans Pistolentrophäe. Vorsichtig hob er sie von ihrem Platz herab, wog sie in der Hand. Wenn er die Brust der Figur als Griff benutzte, wurde der Steinsockel zu einer Keule. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass er vage die Konturen des silbernen Schützen erkennen konnte.
    Freund. Kleiner Freund.
    Die Trophäe an die Brust gepresst, sank er wieder in die Ecke, wartete ab, dass es endlich vorbei sein würde.
     
    Eli wurde hantiert. Während er aus der Dunkelheit, in der er versunken war, zur Oberfläche zurückschwamm, spürte er, wie sein Körper in der Ferne, in einem anderen Teil des Meeres … hantiert wurde.
    Fester Druck gegen den Rücken, die Beine, die nach oben, nach hinten gepresst wurden, und Eisenringe, die um seine Knöchel gezurrt waren. Die Knöchel mit ihren Eisenringen befanden sich nun zu beiden Seiten seines Kopfes, und das Rückgrat war so gespannt, dass es bald brechen würde.
    Ich gehe kaputt.
    Der Kopf war ein Behältnis aus gleißendem Schmerz, als sein Körper mit Gewalt doppeltgeschlagen, gebündelt wurde wie ein Stoffballen, und Eli glaubte, sich noch immer in einer Schmerzhalluzination zu befinden, denn als seine Augen endlich wieder etwas wahrnahmen, sahen sie nichts als gelb. Und hinter allem Gelben einen massiven, wogenden Schatten.
    Dann kam die Kälte. Auf der dünnen Haut zwischen seinen Pobacken rieb eine Kugel aus Eis. Etwas versuchte, zunächst pochend, dann stoßend, in ihn einzudringen. Eli stöhnte auf; der Stoff des Kleides, der auf seinem Gesicht gelegen hatte, wurde fortgeblasen, und er konnte sehen.
    Håkan lag auf ihm. Das einzige Auge stierte auf Elis gespreizte Pobacken hinab. Die Hände umklammerten Elis Knöchel. Die Beine waren erbarmungslos nach hinten gebogen worden, sodass die Knie neben den Schultern zu Boden gepresst wurden, und als Håkan den Druck nochmals erhöhte, hörte Eli die Sehnen an der Rückseite der Oberschenkel reißen wie zu fest gespannte Saiten.
    »Neeeein!«
    Eli brüllte in Håkans unförmiges Gesicht hinauf, auf dem sich keinerlei Gefühle ablesen ließen. Ein Striemen zähen Sabbers drang aus Håkans Mund, dehnte sich und riss, fiel auf Elis Lippen herab, und der Geschmack von Leiche füllte

Weitere Kostenlose Bücher