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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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ihn ohne Herz, blind, verfolgen würde bis … bis …
    Ich muss … zerstören … muss … ihn zerstören.
    Ein schwarzer Strich.
    Ein senkrechter schwarzer Strich vor seinen Augen, der vorhin noch nicht da gewesen war. Eli wusste, was er zu tun hatte.
    »Äääää …«
    Håkans Hand schloss sich um den Rand der Türöffnung, woraufhin sein Körper aus dem Kellerverschlag stolperte, während seine Hände tastend um sich griffen. Eli presste sich mit dem Rücken gegen die Wand, wartete den richtigen Augenblick ab.
    Håkan kam heraus, machte ein paar zögernde Schritte, blieb lauschend, witternd, direkt vor Eli stehen.
    Eli lehnte sich vor, sodass die Hände auf Höhe von Håkans Schulter waren. Dann holte er mit dem Rücken zur Wand Schwung, warf sich nach vorn und setzte alles daran, Håkan aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Es gelang.
    Håkan machte einen trippelnden Schritt zur Seite und fiel gegen die Tür des Schutzraums. Der Türspalt, den Eli als schwarzen Strich gesehen hatte, weitete sich, als die Tür nach innen aufschwang und Håkan mit Halt suchenden Armen in die Dunkelheit stürzte, während Eli gleichzeitig bäuchlings in den Kellergang fiel, wobei es ihm gelang, vor dem Boden abzubremsen, ehe er mit dem Gesicht aufschlug. Dann robbte er zur Tür, bekam das untere Drehrad zu fassen.
    Håkan lag regungslos auf dem Boden, als Eli die Tür zuzog und an dem Rad drehte, das Schloss einrasten ließ. Anschließend kroch er in den Kellerraum, holte den Stock und verkeilte ihn zwischen den Drehrädern, damit sie sich von innen nicht mehr bewegen ließen.
    Eli konzentrierte die Energien seines Körpers weiter auf den Heilungsprozess und begann, auf allen vieren den Keller zu verlassen. Blut, das aus seinem Ohr floss, hinterließ, beim Schutzraum beginnend, eine geschlängelte Spur. An der Kellertür war er so weit wiederhergestellt, dass er aufstehen konnte. Er drückte die Tür auf und bewegte sich auf wackligen Beinen die Treppe hinauf.
    Ruhen Ruhen Ruhen
    Er stieß die Tür auf und trat in den Lichtschein der Eingangslampe. Er war malträtiert, gedemütigt, und unter dem Horizont drohte der Sonnenaufgang.
    Ruhen Ruhen Ruhen
    Aber er musste … auslöschen. Und er kannte nur eine Methode, die hundertprozentig funktionierte. Feuer. Stolpernd verließ er den Hinterhof, machte sich auf den Weg zum einzigen ihm bekannten Ort, an dem er es finden konnte.
    *
    7:34, Montagmorgen, Blackeberg:
    Im ICA-Supermarkt am Arvid Mörnes Väg geht die Alarmanlage. Elf Minuten später ist die Polizei vor Ort und stellt fest, dass das Schaufenster eingeschlagen wurde. Der Geschäftsführer, der in der Nachbarschaft wohnt, ist anwesend. Er gibt an, von seinem Fenster aus eine sehr junge, dunkelhaarige Person beobachtet zu haben, die sich rennend vom Tatort entfernt hat. Man durchsucht das Geschäft, ohne feststellen zu können, dass etwas gestohlen wurde.
     
    7:36, Sonnenaufgang.
    *
    Die Jalousien des Krankenhauses waren wesentlich besser, lichtundurchlässiger als bei ihr zu Hause. Nur an einer Stelle waren die Lamellen ein wenig beschädigt und ließen einen dünnen Strahl Morgenlicht herein, der einen staubig grauen Schnitt in die dunkle Decke ritzte.
    Virginia lag ausgestreckt, steif in ihrem Bett und starrte den grauen Striemen an, der jedes Mal erzitterte, wenn ein Windstoß das Fenster vibrieren ließ. Reflektiertes, schwaches Licht. Nicht mehr als eine sanfte Irritation, ein Körnchen Schlaf im Auge.
    Lacke schnorchelte und röhrte im Nachbarbett. Sie hatten lange wachgelegen, geredet. Vor allem Erinnerungen ausgetauscht. Gegen vier Uhr morgens war Lacke schließlich eingeschlafen, immer noch mit ihrer Hand in seiner.
    Sie hatte ihre Hand aus Lackes lösen müssen, als eine Stunde später eine Krankenschwester kam, um den Blutdruck zu kontrollieren, den sie zufriedenstellend fand, und Virginia mit einem schiefen, tatsächlich zärtlichen Blick auf Lacke wieder verließ. Virginia hatte gehört, wie Lacke darum gebeten hatte, bei ihr bleiben zu dürfen, die Gründe, die er für seinen Wunsch angeführt hatte. Daher vermutlich der zärtliche Blick.
    Jetzt hatte Virginia die Hände auf der Brust gefaltet und kämpfte gegen den Trieb ihres Körpers … sich abzuschalten. Einschlafen war dafür kaum das richtige Wort. Sobald sie sich nicht bewusst auf ihre Atmung konzentrierte, hörte sie auf. Aber sie musste wach bleiben.
    Sie hoffte, dass eine Krankenschwester kommen würde, bevor Lacke wach wurde. Ja. Am besten wäre es,

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