So finster die Nacht
seinen Mund. Elis Arme streckten sich vom Körper, willenlos wie die einer Stoffpuppe.
Da war etwas unter seinen Fingern. Etwas Rundes. Hartes.
Er versuchte zu denken, kämpfte darum, inmitten des schwarzen, saugenden Wahnsinns eine Taucherglocke aus Licht zu erschaffen. Und sah sich selbst im Innern dieser Glocke. Mit einem Pflock in der Hand.
Ja.
Eli umklammerte den Besenstiel in seiner Hand, schloss die Finger um diesen dünnen Rettungsanker, während Håkan weiter pochte, stieß, einzudringen versuchte.
Die Spitze. Die Spitze muss auf der richtigen Seite sein.
Er wandte seinen Kopf dem Stock zu und sah, dass die Spitze in Stoßrichtung lag.
Eine Chance.
Es herrschte Stille in Elis Kopf, als er sich vor Augen führte, was er tun würde. Dann tat er es. In einer einzigen, schnellen Bewegung hob er den Stock vom Boden auf und stieß mit aller ihm zu Gebote stehenden Kraft nach Håkans Gesicht.
Der Unterarm strich seitlich an seinem Oberschenkel vorbei, und der Stock wurde zu einer geraden Linie, die … wenige Zentimeter vor Håkans Gesicht endete, als Eli wegen seiner Körperhaltung die Hand nicht weiter zu strecken vermochte.
Er war gescheitert.
Für eine Sekunde schoss Eli der Gedanke durch den Kopf, dass er eventuell fähig sein könnte, dem eigenen Körper den Tod zu befehlen. Er musste alles abstellen …
Dann stieß Håkan vorwärts und warf gleichzeitig seinen Kopf nach unten. Mit dem schmatzenden Laut eines Löffels, der in Brei gepresst wird, drang die Holzspitze in sein Auge.
Håkan schrie nicht. Womöglich spürte er es nicht einmal. Vielleicht ließ ihn einzig und allein die Verwunderung darüber, dass er nichts mehr sah, den Griff um Elis Knöchel lösen. Ohne den Schmerz in seinen innerlich zerrissenen Beinen zu spüren, wand Eli seine Füße los und trat gegen Håkans Brust.
Ein feuchtes Schmatzen, als Fußsohle auf Haut traf und Håkan nach hinten kippte. Eli zog die Beine unter sich, und begleitet von einer Woge kalten Schmerzes im Rücken kam er auf die Knie. Håkan war nicht gefallen, nur nach hinten geklappt worden, und wie eine elektrische Puppe in der Geisterbahn richtete er sich nun wieder auf.
Sie knieten sich gegenüber.
Der Stock in Håkans Auge sank in kleinen Schüben herab, herab mit der Deutlichkeit eines Sekundenzeigers, fiel schließlich heraus, machte ein paar Trommelschläge auf dem Fußboden und lag still. Durchsichtige Flüssigkeit ergoss sich aus dem Loch, in dem er gesessen hatte, ein wahrer Tränenstrom.
Keiner der beiden rührte sich.
Die Flüssigkeit aus Håkans Auge tropfte auf seine nackten Schenkel herab.
Eli konzentrierte alle Kraft im rechten Arm, ballte die Faust. Als Håkans Schulter zuckte und sein Körper Anstalten machte, sich erneut nach Eli zu strecken und weiterzumachen, wo sie beide aufgehört hatten, schlug Eli mit der rechten Hand in die linke Seite von Håkans Brust.
Rippen wurden gebrochen und die Haut einen Moment lang gespannt, ehe sie nachgab und riss.
Håkans Kopf senkte sich, um zu sehen, was er nicht mehr sehen konnte, als Eli im Brustkorb tastete und das Herz fand. Ein kalter, weicher, vollkommen regloser Klumpen.
Es lebt nicht. Aber es muss doch …
Eli zerdrückte das Herz, das allzu bereitwillig nachgab, sich zerquetschen ließ wie eine tote Qualle.
Håkan reagierte, als säße eine lästige Fliege auf seiner Haut, hob den Arm, um loszuwerden, was ihn irritierte, aber ehe es ihm gelingen konnte, Elis Handgelenk zu packen, zog Eli die Hand heraus, von deren Faust wabernde Fetzen des Herzens abfielen.
Ich muss hier weg.
Eli wollte aufstehen, aber die Beine gehorchten ihm nicht. Håkans Arme tasteten blind umher, suchten ihn. Eli legte sich auf den Bauch und begann, aus dem Raum zu robben, wobei die Knie über den Zement scharrten. Håkans Kopf wandte sich dem Geräusch zu, und er streckte die Hände aus, bekam das Kleid zu fassen und riss einen Ärmel ab, ehe Eli die Türöffnung erreichte, wieder auf die Knie kam.
Håkan stand auf.
Eli würde eine Frist von wenigen Sekunden haben, bis Håkan den Weg zur Türöffnung gefunden hatte. Er versuchte seine zerschundenen Glieder anzuweisen, zumindest so weit zu heilen, dass er stehen konnte, aber als Håkan die Türöffnung erreichte, waren Elis Beine gerade einmal so stark, dass er sich auf die Wand gestützt aufrichten konnte.
Splitter der groben Holzplanken bohrten sich in seine Fingerspitzen, als er tastend nach ihnen griff, um nicht zu fallen. Jetzt wusste er. Dass Håkan
Weitere Kostenlose Bücher