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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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einen halben Meter entfernt war, holte er zum Schlag gegen den Schädel aus.
    Wie bei einem perfekten Elfmeter, bei dem man schon beim Schuss spürt, dieser Ball … der wird ein Volltreffer, spürte Tommy bereits beim Ausholen –
    Ja!
    – und als der scharfkantige Stein die Schläfe des Wesens mit einer Wucht traf, die sich in einem Strahl durch Tommys Arm fortsetzte, triumphierte er bereits. Es war nur noch eine Bestätigung, als der Schädel mit einem Krachen wie von brechendem Eis zersplittert wurde, kalte Flüssigkeit auf Tommys Gesicht spritzte und das Wesen zu Boden ging.
    Tommy blieb stehen, keuchte, betrachtete den Körper, der hingeworfen auf dem Fußboden lag.
    Er hat einen Ständer.
    Ja. Wie ein winziger, halb umgestürzter Grabstein stand der Schwanz des Wesens vom Körper ab, und Tommy blieb stehen, starrte, wartete darauf, dass er erschlaffen würde. Doch das tat er nicht. Tommy wollte lachen, aber das tat ihm im Hals zu weh.
    Ein pochender Schmerz im Daumen. Tommy sah hinab. Das Feuerzeug hatte begonnen, die Haut auf dem Daumen, die den Gasknopf herabgedrückt hielt, zu verbrennen. Instinktiv wollte er loslassen, tat es jedoch nicht. Der Daumen hatte sich auf dem Knopf verkrampft.
    Er winkelte das Feuerzeug in die andere Richtung, wollte es ohnehin nicht ausgehen lassen, wollte nicht im Dunkeln sein mit diesem …
    Eine Bewegung.
    Und Tommy spürte, dass etwas Wesentliches, Unverzichtbares, um Tommy zu sein, ihn verließ, als das Wesen erneut den Kopf hob und sich aufzurichten begann.
    Ein Elefant balancierte auf einem kleinen, kleinen Spinnenfaaaaaden!
    Der Faden riss. Der Elefant stürzte ab.
    Und Tommy schlug noch einmal zu. Und noch einmal.
    Nach einer Weile fing die Sache allmählich an, ihm richtig Spaß zu machen.

MONTAG, 9. NOVEMBER
    Morgan ging einfach an der Kontrollschranke vorbei und wedelte mit einer Monatskarte, die vor einem halben Jahr abgelaufen war, während Larry pflichtschuldigst stehen blieb, ein zerknittertes Fahrkartenheft hervorzog und »Ängbyplan« sagte.
    Der Fahrkartenkontrolleur blickte von dem Buch auf, in dem er las, und stempelte zwei Streifen ab. Morgan lachte, als Larry ihn einholte und sie die Treppen hinabstiegen.
    »Scheiße, warum machst du das?«
    »Was denn? Entwerten?«
    »Ja. Du bist doch so oder so geliefert.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich bin nicht wie du, okay?«
    »Was denn … er hat doch nur da rumgesessen und … der hätte doch nicht einmal reagiert, wenn man mit einem Foto des Königs gewunken hätte.«
    »Ja, ja. Red nicht so verdammt laut.«
    »Glaubst du etwa, er kommt uns hinterher?«
    Ehe sie die Türen zum Bahnsteig öffneten, formte Morgan die Hände zu einem Trichter um den Mund und rief in Richtung Stationshalle: »Alarm! Alarm! Schwarzfahrer!«
    Larry schob sich hinaus, ging ein paar Schritte den Bahnsteig hinab. Als Morgan ihn einholte, sagte er: »Du bist ganz schön kindisch, weißt du das?«
    »Absolut. Jetzt lass hören. Wie ist das nun gewesen?«
    Larry hatte Morgan noch in der Nacht angerufen und ihm kurz berichtet, was Gösta ihm zehn Minuten zuvor am Telefon erzählt hatte. Daraufhin hatten sie verabredet, sich frühmorgens an der U-Bahn zu treffen, um ins Krankenhaus zu fahren.
    Jetzt wiederholte er die ganze Geschichte. Virginia, Lacke, Gösta. Die Katzen. Der Krankenwagen, in dem Lacke mitgefahren war. Er schmückte das Ganze mit ein paar eigenen Details aus, und noch ehe er fertig war, kam die Bahn Richtung Innenstadt. Sie stiegen ein, suchten sich zwei gegenüberliegende Sitzplätze, und Larry beendete seine Geschichte mit den Worten:
    »… und dann sind sie mit heulenden Sirenen losgefahren.«
    Morgan nickte, knabberte an seinem Daumennagel und sah aus dem Fenster, während der Zug aus dem Schacht glitt, am Islandstorget hielt.
    »Und warum zum Teufel ist das passiert?«
    »Das mit den Katzen? Keine Ahnung. Sie sind irgendwie durchgedreht.«
    »Aber alle? Auf einmal?«
    »Ja. Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Nee. Diese verdammten Katzen. Lacke ist jetzt bestimmt total fertig.«
    »Mm. Er war schon die ganze letzte Zeit nicht mehr er selbst.«
    »Nee.« Morgan seufzte. »Lacke kann einem echt leid tun. Man sollte … ach, ich weiß auch nicht. Irgendwas auf die Beine stellen.«
    »Und Virginia?«
    »Ja, schon klar. Aber irgendwie verletzt zu sein. Krank. Das ist eben, wie es ist, nicht wahr. Man liegt herum. Aber so richtig beschissen ist doch, daneben zu sitzen und … ach, ich weiß auch

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