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So finster, so kalt

So finster, so kalt

Titel: So finster, so kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Menschig
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rot und gelb in der grünen Kulisse der Bäume glänzten. Dazu der Duft des nahen Waldes und die wärmenden Sonnenstrahlen im Nacken. Wie es wäre, einen Hauch davon mit nach Hause zu nehmen …
    »Danke, Ronja. Gern.«

Drei
    Geschichten
    E rschöpft ließ Merle sich an einem der Tische in der Wartehalle auf den unbequemen Holzsitz sinken. Es war fürchterlich knapp geworden, den Flughafen überhaupt noch zu erreichen, aber sie hatte unmöglich noch eine Nacht länger in Steinberg bleiben können. Während der Autofahrt nach Basel hatte sie bereits mit Volker telefoniert und sich bezüglich des Mandates auf den neuesten Stand bringen lassen. Und wozu die ganze Eile? Nur um zu erfahren, dass ihr Flug wegen Wetterturbulenzen in Spanien drei Stunden Verspätung hatte.
    Merle lehnte sich zurück und dachte an Omis Beerdigung, die sie erst wenige Stunden zuvor verlassen hatte. Nahezu das gesamte Dorf war gekommen, um Margarete Hänssler die letzte Ehre zu erweisen. Nicht nur alte Menschen, auch junge Familien, die sich in den letzten Jahren im Dorf angesiedelt hatten. Alle hatte Merle sagen wollen, wie gut sie ihre Omi gekannt oder dass sie sie regelmäßig besucht hatten. Ganz sicher hatten die Leute es gut gemeint, doch es hatte nur dazu geführt, dass Merle sich umso mehr wie ein Fremdkörper in der Dorfgemeinschaft gefühlt hatte. Es waren nur so wenige da gewesen, die sie kannte.
    Sie selbst hatte Omi im Sommer vor zwei Jahren zum letzten Mal besucht. Damals hatten sie sehr innig Abschied voneinander genommen. Ob Omi bereits gewusst hatte, dass es ein Abschied für immer gewesen war? Merle stöhnte lautlos, weil sie ihre Gedanken nicht von der Vergangenheit losreißen konnte, während vor der Fensterscheibe des Terminals das nächste Flugzeug mit blinkenden Positionslichtern auf die Startbahn zurollte. Rastlos spielte sie mit ihrem Smartphone, da sie es gerade wieder erfolglos bei ihrem Vater probiert hatte, als es klingelte. Michaels Nummer. Ausgerechnet. Was wollte der denn?
    »Merle, endlich. Wo bist du? Warum meldest du dich nicht?«, schallte ihr der vertraut vorwurfsvolle Ton entgegen.
    »Warum hätte ich mich melden sollen? Interessiert es dich etwa, wie es mir ergangen ist?«
    »Klar liegt mir was an dir. Sonst hätte ich doch schon lange Schluss gemacht.«
    Er
hätte Schluss gemacht? Merle schüttelte stumm den Kopf. Musste sein Ego die Tatsachen verdrehen, weil es mit der Wahrheit nicht zurechtkam?
    »Also?«, hakte er nach, weil sie schwieg.
    »Wie Beerdigungen eben sind. Papa und ich werden jetzt darüber nachdenken müssen, was wir mit dem Haus machen. Ich hatte schon überlegt, ob man es renoviert und als Ferienhaus herrichtet. Was hältst du davon?« Wenn er schon anrief, konnte sie ihn auch nach seiner Meinung fragen. In solchen Dingen war Michael in der Vergangenheit kein schlechter Berater gewesen.
    »Was muss denn alles an der Bude gemacht werden?«
    »Gar nicht viel. Im ersten Stock sind vier kleine Zimmer. Aus denen müsste man zwei machen, das wäre der größte Umbau. Ansonsten ein wenig Farbe und den Holzboden abschleifen, das war es schon.«
    »Wie sieht das Bad aus?«
    »Bad?«
    »Badezimmer, Waschraum, WC . Oder geht ihr noch auf einen Donnerbalken? Ein Holzverschlag mit Herzchentür?«
    Merle überlegte krampfhaft. Das war verrückt. Gab es bei Omi ein Badezimmer? Sie erinnerte sich nur sehr deutlich daran, wie sehr sie sich immer darüber gefreut hatte, wie heiß das Wasser war, wenn sie geduscht hatte.
    »Das Bad ist ein wenig in die Jahre gekommen, aber noch völlig okay«, behauptete sie. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung.
    »Was ist mit Strom? Kann man eine Satellitenschüssel aufs Dach stellen? Deine Oma hat bestimmt gar nicht gewusst, dass es inzwischen mehr als drei Programme gibt.«
    Stumm schluckte Merle eine bissige Erwiderung hinunter. Gerade fiel ihr wieder ein, warum sie sich von Michael getrennt hatte.
    »Strom ist kein Problem«, log sie. Sollte er in ihre Antwort hineininterpretieren, was er wollte. Was brauchte sie ihn, um den Wert des Häuschens zu ermessen? Besser, sie beendete das Gespräch so schnell wie möglich.
    »Wie sieht es mit Telefon aus?«
    »Heutzutage hat jeder Mensch ein Handy.« Omis Haus stand in einem Funkloch. Man musste die paar Meter bis zum Fahrtweg gehen. Dort war die Verbindung in Ordnung.
    »Sehr komfortabel, klar. Heizung?«
    »Die Temperatur im Haus ist immer wunderbar.«
    »Das war keine Antwort auf meine Frage, Schätzchen.« Der Kosename

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