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So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
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ihre Achtung vor Jesse. Sporen waren grausam und Stacheldraht auch. Offensichtlich lehnte er beides ab, und das brachte ihm einige Pluspunkte bei ihr ein.
    Andererseits war Jesse auch früher nie gemein, dachte sie. Nur ein bisschen wild.
    "Und was machst du so den ganzen Tag?", fragte sie, als sie durch das hohe duftende Gras auf einen entfernten Berg zuritten. Weiße Wolken sammelten sich am Horizont wie Schaum auf einer Welle, und der Himmel leuchtete so blau wie Jesses Augen.
    "Was ich den ganzen Tag mache? Du meinst, außer mit attraktiven Frauen durch das Gelände zu reiten?"
    Das Kompliment schmeichelte ihr, doch sie rief sich sofort wieder zur Vernunft. Sie musste vorsichtig sein. Natürlich besaß sie einige Erfahrung aus früheren Beziehungen, aber Jesse McKettrick spielte in einer ganz anderen Liga. Das zu vergessen, würde sie nur in Schwierigkeiten bringen.
    Daher lächelte sie nur und nahm beide Zügel in eine Hand, um sich die andere an der Jeans abzutrocknen. "Du musst doch bestimmt die Rinderherden hüten oder so etwas", präzisierte sie ihre Frage.
    "Rance hätte gern ein paar Hundert Rinder", sagte er und trieb sein Pferd ein klein wenig an. "Aber auf Triple M gibt es eigentlich keine Viehzucht mehr. Wir sind inzwischen eher Hobbyfarmer, könnte man sagen. Ich trainiere ein paar Pferde, reite gelegentlich Rodeo und spiele verdammt oft Poker. Und du, Cheyenne? Was machst du den ganzen Tag?"
    "Ich arbeite." Verärgert stellte sie fest, dass sie wie eine arrogante Zicke klang. Aber noch mehr ärgerte sie sich darüber, dass sie zu stolz war, den Satz ein wenig zu entschärfen.
    Er tat so, als ob er sich einen Pfeil oder einen vergifteten Speer aus der Brust reißen müsste. Doch dabei lächelte er so unverschämt wie immer. Nichts, was sie sagte, würde ihm jemals unter die Haut gehen.
    Was sie natürlich auch gar nicht beabsichtigte. Zumindest nicht sehr.
    "Wie weit werden wir reiten?"
    "Nur diesen Berg hinauf." Sein Pferd trabte jetzt, und Pardner machte es Minotaur nach. "Von dort aus hat man eine Sicht, die dir den Atem rauben wird.«
    Cheyenne schluckte, sie hopste im Sattel so hart auf und ab, dass sie befürchtete, sich die Zunge abzubeißen. Ihre Großmutter, die von Apachen abstammte, würde beim Anblick ihrer Enkelin auf dem Pferd vor Scham sterben - wenn sie nicht schon tot wäre.
    Oh bitte, lass mich dieses Land nicht allzu sehr lieben, betete sie.
    Durch ein kaum bemerkbares Ziehen an den Zügeln bremste Jesse sein Pferd etwas. "Wünschst du dir manchmal, etwas anderes zu tun?", fragte er.
    Die Frage verwirrte Cheyenne zunächst, weil sie sich auf zwei ganz andere Dinge konzentrieren musste: erstens nicht vom Pferd zu fallen und zweitens nicht einfach alles wegzuwerfen, wofür sie hart gearbeitet hatte, nur weil ihr die Landschaft hier so gut gefiel.
    "Es ist eine Herausforderung", erklärte sie. "Manchmal macht es Spaß, manchmal frustriert es mich. Unser letztes Projekt richtete sich an die mittlere Einkommensschicht, und ich fand es schön zu wissen, dass junge Familien dort wohnen und ihre Kinder aufziehen werden."
    Dass dieses Projekt Nigel fast in den Ruin getrieben hätte, brauchte Jesse nicht zu wissen. Genau deshalb war ihr Chef jetzt ja so versessen darauf, dieses Land zu erwerben.
    Sie hatte angeboten, eine der Wohnungen in dem Gebäude zu kaufen, das Nigel ihr gegenüber nur noch als El Fiasco bezeichnete. Ayanna und Mitch hätten dort leben können. Die Wohnungen wurden für einen Spottpreis abgegeben. Aber Ayanna hatte sie besichtigt, sich bei Cheyenne für das Angebot bedankt und mit den Worten abgelehnt, sie würde lieber in einem Wigwam wohnen als hier.
    Diese Zurückweisung schmerzte Cheyenne noch immer. Und das von einer Frau, die in einer Sozialwohnung lebte. Wo die Mülltonnen überquollen und die Hauswände mit Graffiti vollgeschmiert waren.
    "Wo war das?", fragte Jesse.
    "Außerhalb von Phoenix." Nun ritten sie einen stellen Pfad hinauf. Bevor er fragen konnte, fügte sie hinzu: "Der Name würde dir nichts sagen."
    "Wie hieß denn die Apartmentanlage?"
    Sie vermied es, ihn anzusehen. Oben entdeckte Cheyenne ein weiteres Gatter. Dahinter lagen prächtige Kiefern, deren Nadeln sich scharf gegen den Himmel abhoben. Casa de Meerland", sagte sie.
    "Einprägsamer Name", meinte er trocken. "Ich habe davon in der Republic gelesen."
    Toll, dachte Cheyenne. Also wusste er von den Verzögerungen, den Gerichtsprozessen, den unverkauften Einheiten und den wütenden Investoren.

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