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So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
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Rücksitz.
    Im Schulhaus war es kühl. Staub wirbelte auf und tanzte golden in der Sonne. Cheyenne legte die Rolle auf einen großen Tisch, hinter dem ein alter Stuhl stand. Dann sah sie sich interessiert um. jemand hatte Aktienkurse auf die Schultafel geschrieben, ein altmodisches Telefon stand neben einem Globus. Doch davon abgesehen hatte sich hier wohl seit der Erbauung nicht viel verändert.
    Behutsam fuhr sie mit den Händen über die Reihe kleiner Tische, bewunderte den Kachelofen und wandte sich dann dem Globus zu.
    Die Welt hat sich massiv verändert, dachte sie traurig, als sie dem Miniaturplaneten einen kleinen Stoß versetzte. Neue Grenzen. Neue Kriege. Aids und Terrorismus.
    Cheyenne hörte, dass Jesse eintrat, drehte sich aber nicht um. Für ein paar Sekunden wollte sie sich so fühlen wie die Lehrerin Chloe McKettrick, und Jesse war ihr Mann Jeb. Solange sie ihn nicht ansah, konnte sie dieses Gefühl ein wenig auskosten.
    "Hier saßen nie mehr als ein Dutzend Schüler auf einmal", sagte Jesse leise. "Nur die Kinder von Chloe und Jeb, ihre Cousins und Cousinen, ein paar Streuner und die Kinder der Rancharbeiter."
    "Das Leben muss wunderbar einfach gewesen sein."
    "Es war auch hart." Sie hörte, wie er das Gummi von den Entwürfen streifte und sie ausrollte. "Kein fließendes Wasser, kein Strom. Elektrisches Licht gab es hier erst Ende der Dreißigerjahre. Zwar existierte bereits 1919 eine Stromleitung, aber die versorgte nur eine einzige Glühbirne in der Küche."
    Cheyenne zwang sich, ihn anzusehen. Ganz kurz konnte sie sich tatsächlich einbilden, er wäre Jeb. Schnell schüttelte sie den Kopf. Es war, als beträte sie das Set eines alten Films oder stürzte kopfüber in einen historischen Liebesroman. Höchste Zeit, mit dem Träumen aufzuhören und mit dem Verkaufen zu beginnen - denn wenn sie Jesse nicht überreden konnte, die fünfhundert Morgen zu verkaufen, wären die Auswirkungen vernichtend.
    "Wie schön, dass die Ranch all die Zeit so gut erhalten wurde", sagte sie, während Jesse die Pläne studierte. Er hielt den Kopf so gesenkt, dass sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. "Aber soweit ich weiß hat das Land, von dem wir sprechen, nie zu Triple M gehört."
    Erst jetzt sah er auf, zeigte aber sein Pokerface. Und trotz all der Erfahrungen, die sie bei ihrem Vater hatte sammeln können, ließ sich nicht das Geringste daraus lesen.
    "Land", sagte er, "ist Land."
    In ihrem Kopf begannen sämtliche Alarmglocken zu schrillen. Doch sie behielt die Ruhe, stellte sich neben Jesse, lächelte und deutete in die Mitte des Bauprojekts. "Das ist die Grünanlage. Es wird jede Menge Rasenflächen geben, einen Brunnen, Bänke, Spielplätze für die Kinder. Wenn wir den Bach eindämmen, könnten wir einen Fischteich ...'
    Zu spät bemerkte Cheyenne, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte, indem sie erwähnte, dass Nigel den Verlauf des Bachs ändern wollte. Schließlich verlief er auch über das Grundstück von Triple M.
    "Bestimmt ist der Bach nicht die einzige Wasserquelle", setzte Cheyenne an, verstummte aber beim Blick in Jesses Augen.
    "Daraus wird nichts", sagte er.
    "Jesse ... "
    Er schob ihr die Entwürfe hin. "Du hast dein Versprechen gehalten, und ich meines. Aber ich will verdammt sein, wenn ich dich und eine Horde von Idioten in dreiteiligen Anzügen an diesem Bach herumpfuschen lasse, damit die Eigentümer Kois züchten können."
    "Bitte, hör mir zu ..." Sie war so verzweifelt, dass sie nicht länger versuchte, ihm etwas vorzuspielen.
    "Ich habe genug gehört", sagte er.
    "Sieh mal, der Fischteich ist bestimmt nicht so wichtig."
    Mit wenigen Schritten durchquerte Jesse den Raum und riss die Tür auf. Sonnenlicht überflutete seinen athletischen Körper. "Da hast du verdammt noch mal recht."
    Er stürmte auf das Haus zu, und wieder blieb Cheyenne keine andere Wahl als hin zu folgen, nachdem sie die Entwürfe durch das offene Fenster in ihr Auto geschleudert hatte.
    Im Haus stand Jesse vornüber gebeugt am Spülbecken und starrte aus dem Fenster.
    "Ich habe nichts Falsches getan", sagte Cheyenne mehr, um sich selbst zu überzeugen. "Der Bach kann nicht so wichtig für die Ranch sein, sonst hätte einer deiner Vorfahren die Wasserquelle doch längst genutzt."
    Da drehte er sich langsam um, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich ans Spülbecken.
    Sah er wirklich etwas freundlicher aus, oder bildete sie sich das nur ein? "Es reicht, einfach Nein zu sagen, Jesse",

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