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So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
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Rampe hinunter.
    Jesse hielt den Atem an. Als Mitch am Morgen vom Traktor gestürzt war, hatte er sich betont ruhig gegeben. Tatsächlich aber hatte ihn der Unfall mindestens so erschrocken wie Cheyenne. Jetzt wünschte er, er hätte bereits das Geländer an der Rampe befestigt.
    "Hey, Kumpel", entgegnete er mit einiger Verzögerung.
    Ayanna strahlte ihn an. "Danke, dass Sie Mitch heute geholfen haben", sagte sie. Das war sehr nett von Ihnen.
    Drauf konnte Jesse nur schüchtern nicken. Da er noch nie im Leben so etwas wie Schüchternheit gekannt hatte, verwirrte ihn dieses Gefühl, das er erst benennen konnte, nachdem er einen Moment darüber nachgedacht hatte. "Kein Problem."
    Es dauerte eine Weile, bis er Mitch neben Ayanna auf den Rücksitz verfrachtet hatte. Als er einstieg, saß Cheyenne bereits im Wagen. Schon vorher war er ihr so nah, aber aus irgendeinem Grund waren seine Nerven auf einmal zum Zerreißen gespannt. Tief atmete er ihren Duft ein. Was war das? Parfüm, Shampoo? Oder duftete sie selbst einfach so zart und blumig und rein?
    Die Fahrt zur Ranch kam ihm kürzer vor als sonst. Jesse konzentrierte sich auf die Straße, die er auch im Schlaf hätte fahren können. Aber er befürchtete, wenn er Cheyenne ansähe, würde er sich nicht mehr von ihr losreißen können und in einen Graben fahren.
    Die chinesischen Laternen, die er und Travis am Nachmittag in die Bäume gehängt hatten, schimmerten feierlich in Rot, Grün, Gelb und Blau. Vor dem Haus parkten bereits jede Menge Autos, und laute Musik dröhnte in seine Ohren.
    "Was für ein Anblick", rief Ayanna.
    Niemand sonst sprach ein Wort.
    Jesse fuhr direkt vors Haus, sprang aus dem Wagen, öffnete Cheyenne und Ayanna die Tür, lud den Rollstuhl aus und setzte Mitch hinein.
    Noch war es nicht ganz dunkel, doch das Licht der Laternen funkelte in Cheyennes Augen, als sie sich aufmerksam umsah. Jesse beschlich das merkwürdige Gefühl, dass sie die Umgebung tief in sich aufnahm und bewahrte - wie ein Andenken.
    Ohne Scheu rollte Mitch mitten ins Getümmel, Ayanna folgte ihm. Nur Cheyenne blieb an Jesses Seite stehen und sah den beiden mit einem traurigen Lächeln nach.
    "Sie sind so glücklich", sagte sie nachdenklich.
    "Ich suche schnell einen Parkplatz", sagte Jesse. "Geh du doch schon mal vor."
    Fast ängstlich betrachtete sie die lange Reihe parkender Autos, die sich fast bis zur Hauptstraße erstreckte. Dann schüttelte sie den Kopf. .Ich komme mit dir", sagte sie und kletterte bereits in den Truck, bevor Jesse es ihr ausreden konnte.
    Mit aller Macht bekämpfte er den dringenden Wunsch, einfach so weit zu fahren, bis es niemanden mehr gab außer ihm und Cheyenne.
    "Wollen wir bloß hier sitzen?", zog Cheyenne ihn auf, als er nicht losfuhr.
    Er legte den Gang ein. Hitze kroch seinen Nacken hinauf, und er war sich noch immer nicht sicher, dass er nicht einfach weiterfahren würde, sobald er den Wagen gestartet hatte. Er wollte Cheyenne so viel sagen, er hatte so viele Fragen. Aber er fand verdammt noch mal nicht die richtigen Worte.
    Sie lachte leise. "Stimmt was nicht?"
    Stumm schüttelte er den Kopf, wagte aber nicht, in ihre Richtung zu sehen.
    Sie parkten mindestens eine halbe Meile vom Haus entfernt auf einem Feld. Als sie sich zu Fuß auf den Rückweg machten, erschien es ihm nur richtig, ihre Hand zu ergreifen. Dass sie sie nicht zurückzog, erleichterte ihn sehr.
    Beinahe andächtig legte Cheyenne den Kopf in den Nacken und betrachtete den dunkler werdenden Himmel. Ich hatte ganz vergessen, wie hell die Sterne hier scheinen."
    Jesse beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Die letzte Nacht hatte er im Schlafsack auf dem Berg verbracht, mit Blick auf seine fünfhundert Morgen Land. Während sein Pferd neben ihm graste, hatten sich die Sternbilder wie ein Feuerrad bewegt. Aber darüber wollte er jetzt nicht sprechen. Erstens, weil es zu privat war, ein Gefühl, das er mit niemandem teilen konnte. Außerdem wollte er das Thema Landverkauf nicht zur Sprache bringen, zumindest nicht heute Abend.
    "Lebst du gern in der Stadt?", fragte er. Das hielt er für eine unverfängliche Frage.
    "Es hat seine Vorteile", antwortete sie. "Restaurants. Buchläden. Theater. Nur habe ich meistens gar nicht genug Zeit dafür."
    Darauf hätte er entgegnen können, dass sie offensichtlich zu viel arbeitete. Aber auch in diese Richtung wollte er das Gespräch nicht lenken.
    "Ich habe eine Wohnung in New York", sagte er. "Da fahre ich hin, wenn ich mich nach etwas

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