Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
Vom Netzwerk:
gelang es, sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen - fast. "Bist du ein schlechter Verlierer, Utah?" Beinahe hätte er Milton statt Utah gesagt, woraufhin der alte Mann vermutlich vor Wut den Tisch umgeworfen hätte. Am Ende hätten sie sich geprügelt, was er vor Cheyenne und Sierra partout vermeiden wollte.
    Utah sah auf die Uhr - eine schmale Rolex, die nicht zu seinen verbeulten Hosen, dem fleckigen Hemd und der uralten Lederjacke passte. Ich muss bald los. Wer teilt aus?" Dabei warf er einen bösen Blick in Nurleens Richtung. Sie saß noch immer bei den Frauen, fing seinen Blick auf und gab ihn genauso wütend zurück.
    "Ich", seufzte Fred Gibbons, der einzige Ortsansässige neben Jesse. Die anderen beiden Spieler waren Utahs Kumpel. Jesse kannte sie flüchtig von anderen Spielen, ging aber nicht davon aus, dass es sich bei ihnen wie bei Milton "Utah Slim" Jackson ebenfalls um Versicherungsvertreter handelte. Eher um abgebrühte erfahrene Spieler mit kalten wachsamen Augen, die niemals ihren Namen nannten.
    Während Fred die Karten verteilte, stapelte Jesse seine Chips. Er sah sich seine Karten erst an, nachdem der Flop auf dem Tisch lag. Und wie immer waren die Poker-Götter auf seiner Seite.
    "Ich passe", sagte er, als er an die Reihe kam.
    "Was soll das denn?", fragte Utah.
    "Ich will deine Karten sehen", fügte einer seiner Freunde hinzu.
    "Ich muss sie nicht zeigen", sagte Jesse, "und das wisst ihr ganz genau."
    Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Jesse wartete.
    "Er hat recht, Utah", sagte Fred und schluckte ein paarmal so heftig, dass sein Adamsapfel in seinem Hals auf und ab hüpfte.
    Lange starrte Utah Jesse an.
    Jesse starrte zurück.
    Vom Nebentisch erklang fröhliches Geplauder.
    "Nächstes Mal", brummte Utah dann resigniert und warf seine Karten auf den Tisch. Zögernd folgten seine Freunde dem Beispiel, wobei sie allerdings stinksauer aussahen. Nurleen, die eine feine Nase für aufkommende Schwierigkeiten hatte, stand auf und ging zum Männertisch.
    "Willst du deine Chips einlösen, Jesse, oder soll ich sie in den Safe legen?", fragte sie.
    "Leg sie in den Safe", entgegnete Jesse wie üblich.
    Utah und seine Kumpel stießen ihre Stühle zurück und standen auf. Hinter der Ausbuchtung in der Jeansjacke des einen Kerls vermutete Jesse eine Waffe. Doch das war in Arizona nichts Besonderes, schon gar nicht in Spielzimmern.
    Wären die Frauen nicht da gewesen, hätte er jetzt angefangen, sich Sorgen zu machen. Trotzdem überlegte er, ob er schnell genug an die 45er-Snub-Nosed-Pistole herankäme, die Nurleen in einem alten Halfter unter die Tischplatte genagelt hatte.
    Nurleen schob Fred zur Seite und nahm auf ihrem angestammten Stuhl Platz. Zweifellos befürchtete sie dasselbe wie Jesse.
    "Sollte es Ärger geben", wandte sie sich an Utah und seine Freunde, "werde ich dafür sorgen, dass er aufhört."
    "Wir gehen", erwiderte Utah, der sicher eine hohe Lebensversicherung besaß und nicht wollte, dass seine Frau davon profitierte. "Ich möchte eure Gastfreundschaft nicht überstrapazieren."
    "Das ist eine gute Idee", meinte Nurleen.
    Jesse sah zu den Frauen. Er wünschte, sie würden aufstehen und gehen. Auch wenn Utah einlenkte - sicher auch, weil er eine Menge gute Kunden in Indian Rock hatte, die er nicht verlieren wollte -, interessierte es seine Begleiter nicht die Bohne, ob sie einen guten Eindruck hinterließen oder nicht. Sie wussten, dass Jesse oft zum Schluss passte, wenn er weit vorn lag. Und das ärgerte sie entsetzlich.
    "Wir haben die ganze Nacht lang verloren", knurrte der Typ mit der Ausbuchtung, während Utah und die anderen die Chips einsammelten.
    »Deswegen nennt man es ein Spiel", bemerkte Jesse. Wieder sah er zu Cheyenne, und dieses Mal erwiderte sie seinen Blick. Ihre Augen waren weit geöffnet, und er entdeckte darin ein Wissen, das nur von zahllosen Abenden herrühren konnte, an denen sie ihrem Dad dabei zugesehen hatte, wie er das Geld für die Miete verspielte.
    Cheyenne war schnell, das musste er ihr lassen. In der nächsten Sekunde sprang sie auf die Füße, zögerte einen Moment und stieß hervor: Ich glaube, mir wird schlecht!" Mit einer Hand vor dem Mund stürmte sie aus dem Raum.
    Sierra, Elaine und Janice folgten ihr, wie es alle Frauen dieser Welt getan hätten. Jesse seufzte leise. Nur einen Moment später glitt die Hand des Manns mit der Waffe unter seine Jacke. Doch er war nicht schnell genug. Nurleen richtete die Snub-Nosed bereits auf ihn.
    "Raus

Weitere Kostenlose Bücher