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So frei wie der Himmel

So frei wie der Himmel

Titel: So frei wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Laell Miller
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ihr alle auf die Toilette gefolgt, wo sie ihr Mittagessen herauswürgte. Und nachdem sie sich den Mund ausgespült hatte, bat sie alle Gäste und Mitarbeiter, ihr nach draußen zu folgen. Dann hatte sie mit dem Handy die Polizei gerufen.
    Jetzt war ihr schwindlig, sie lehnte den Kopf an die Nackenstütze und versuchte, tief und ruhig zu atmen. Bestimmt war Jesse nicht naiv genug zu glauben, dass diese Typen sich für immer aus dem Staub gemacht hatten. Offensichtlich glaubten sie, betrogen worden zu sein. Sie hatten noch ein Wörtchen mit ihm zu reden, und der Deputy einer Kleinstadt würde sie davon mit Sicherheit nicht abhalten. Jesse hätte Sierras Angebot, Travis anzurufen, nicht ablehnen dürfen.
    Jesse und sein verdammter Stolz.
    Sein dummer McKettrick-Stolz.
    Noch immer zitternd fuhr Cheyenne vom Parkplatz. Auf der Hauptstraße hielt sie das Tempolimit ein. Doch kaum lag die Stadtgrenze hinter ihr, gab sie Vollgas und raste an der Ausfahrt vorbei, die sie nach Hause geführt hätte. Zehn Minuten später entdeckte sie Jesses Truck vor sich. Sie bremste ein wenig ab. Es war natürlich dumm zu hoffen, dass er ihren Wagen nicht erkennen würde.
    Und was sie hier tat, war mindestens genauso dumm. Bei einer Schlägerei hätte sie nicht viel ausrichten können. Jesse fuhr um eine Kurve und verschwand aus ihrer Sicht. Sie gab Gas. Wenige Meter später entdeckte sie den Truck auf dem Seitenstreifen, Jesse lehnte mit verschränkten Armen an der Tür.
    Kurz dachte Cheyenne daran, einfach weiterzufahren und so zu tun, als wäre sie ihm nicht gefolgt und würde nur aus reinem Zufall hier entlangfahren. Doch das konnte nicht funktionieren. Also hielt sie hinter dem Truck und stieg aus.
    "Was machst du?", -fragte Jesse.
    "Ich will nur sichergehen, dass du gut nach Hause kommst", erwiderte sie mit erhobenem Kinn.
    Lachend schüttelte er den Kopf. Du willst mich beschützen?"
    Sie kam näher. Seine Augen funkelten so blau wie der hohe Sommerhimmel. Cheyenne konnte nicht erkennen, ob er beleidigt oder geschmeichelt war.
    "Diese Typen sind gefährlich, Jesse", sagte sie leise. "Und keine guten Verlieren"
    "Niemand ist ein guter Verlierer", erwiderte er. "Die werden sich schon wieder einkriegen und zum nächsten Spiel übergehen."
    "Vielleicht." Sie dachte daran, wie ihr Vater die fluchenden Männer gezwungen hatte, sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen. Und als er in die Luft feuerte, hatte sie laut aufgeschrien. Noch heute roch sie das Schießpulver und sah die Flammen, die aus dem Doppellauf des Gewehrs schossen.
    "Angenommen, sie würden in diesem Moment aufkreuzen", überlegte Jesse. "Was würdest du dann tun?"
    "Das weiß ich nicht." Am liebsten hätte Cheyenne geweint. "Irgendwas."
    Plötzlich legte Jesse ihr einen Arm um die Schulter, zog sie an sich und stützte das Kinn auf ihren Kopf. "Du weißt, was passiert, wenn du mir jetzt bis zur Ranch folgst, oder?"
    Ganz fest drückte sie ihr Gesicht an sein T-Shirt. Selbst nachdem er die ganze Nacht lang in einem verqualmten Zimmer Poker gespielt hatte, roch er noch gefährlich gut. Sie nickte.
    Er drückte sie noch fester an sich. "Möchtest du mit in meinem Wagen fahren?"
    "Ich kann mein Auto nicht hier stehen lassen." Immerhin gehörte es ihr gar nicht. Sie musste es zurückgeben. Weiter wollte sie nicht denken, denn dann wäre ihr unweigerlich Nigel in den Sinn gekommen. Jetzt wollte sie einfach so tun, als ob ihr Chef überhaupt nicht existierte.
    Jesse brachte sie zurück zu ihrem Wagen und wartete, bis sie eingestiegen war.
    "Das ist deine Chance, Cheyenne", sagte er ernst. "Du kannst umdrehen und nach Indian Rock zurückfahren, und ich würde es verstehen. Ich wäre nicht böse."
    Er bot ihr einen Ausweg, und sie hätte das Angebot annehmen sollen, das wusste sie. Aber sie wusste auch, dass sie einfach nicht nach Indian Rock zurückfahren konnte - nicht, bevor sie den Nachmittag und vielleicht auch die Nacht mit Jesse verbracht hatte.
    Nach allem, was sie durchgemacht hatte, nach all der Angst, dem hoffnungslosen Warten in Spielzimmern, all dem Kummer wegen Mitchs Unfall, erschien ihr das nur fair und richtig zu sein.
    Cheyenne antwortete nicht, sondern wartete, bis er den Truck startete. Dann folgte sie ihm die kurvige Straße hinauf zu dem Haus, in dem die McKettricks seit fast eineinhalb Jahrhunderten lebten und liebten.
    Natürlich machte sie sich keine Illusionen. Wie im Märchen würde diese Geschichte nicht enden. Am nächsten Morgen würde sie

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