So frei wie der Himmel
nackten Füße. "Okay", sagte er schließlich. .Du wirst von meinem Anwalt hören. Sein Name ist Travis Reid. Ich werde dir keine viereinhalb Millionen Dollar geben, falls du das hoffst - aber zumindest genug, damit du dir eine Zukunft aufbauen kannst. Als Gegenleistung wirst du alle Forderungen fallen lassen. Keine Anrufe mehr. Keine Bitten mehr, dass ich dir Geld leihe'. Und vor allem wirst du nicht mehr einfach in meinem Haus auftauchen, halb nackt, und dir eines meiner TShirts nehmen. Verstanden?"
"Verstanden", sagte sie.
"Gut. Und jetzt zieh dich an und verzieh dich."
Sie nickte, rührte sich aber nicht. In ihren Augen glitzerten Tränen.
"Wieso habe ich dein Auto nicht gesehen, als ich kam?", fragte er.
In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken noch immer. Er versuchte, einen Sinn hinter all den Ereignissen zu erkennen, was ihm einfach nicht gelang. Noch vor wenigen Wochen war sein Leben so einfach. Und dann war Cheyenne nach Indian Rock gekommen und hatte alles auf den Kopf gestellt.
Nichts an seiner Beziehung mit Cheyenne war einfach oder klar. Sie hatte ihn schrecklich an der Nase herumgeführt, und das machte ihn stinksauer. Doch unter dieser Wut lag noch etwas, da brodelten Gefühle, die er nicht so recht definieren konnte.
"Ich habe hinter dem Haus geparkt", sagte Brandi.
"Weshalb?"
"Weil alles an diesem Meerland-Typen mir einfach gruselig vorkommt. Ich hatte das Gefühl, dass er mich verfolgt. Er hat mich übers Internet gefunden, Jesse. Und er wusste alles über Dan und auch, dass mein Dad bei einem Überfall angeschossen worden war. Er wusste, dass wir verheiratet waren. Dabei bin ich nicht gerade ein Promi, ich verkaufe Schuhe und gehe zur Abendschule. Aber Meerland wusste so viel."
Fassungslos schüttelte Jesse den Kopf. »Niemand wird dir etwas tun, Brandi. Ich kümmere mich um Meerland. Und du gehst zurück nach Kalifornien und lebst dein Leben."
"Du bist doch nicht böse auf mich?"
"Nein, bin ich nicht", sagte Jesse.
"Darf ich hier übernachten? In einem der Zimmer deiner Schwestern? Jetzt, wo du wach bist, habe ich keine Angst mehr."
Jetzt, wo du wach bist.
War er das wirklich? Wenn ja, warum hatte er noch immer das Gefühl, mitten in einem Albtraum zu stecken?
"Nein. Ich fahre mit dir in den Ort. Wir suchen dir ein Hotelzimmer. Und morgen verschwindest du, Brandi. Lass dich hier nicht mehr blicken. Das ist Teil unserer Abmachung."
"Gut." Sie schlug ihre langen Beine auseinander und stand auf, noch immer in die Wolldecke gehüllt wie ein kleines Mädchen. "Nichts für ungut?"
"Nichts für ungut."
Zumindest, was Brandi betraf.
"Ich wusste es", sagte Rance am nächsten Morgen im Konferenzzimmer, als Cheyenne ihm und Keegan die Wahrheit gestand. An seinen Cousin gewandt, der düster vor sich hinblickte, fuhr er fort: "Habe ich dir nicht gleich gesagt, dass da was nicht stimmt?«
Cheyenne saß sehr aufrecht und kämpfte gegen die Tränen an. Nur ihr Stolz war ihr geblieben, und auch davon nicht mehr allzu viel. Mit Jesse war es vorbei - falls es überhaupt jemals begonnen hatte - und jetzt war sie auch beide Jobs los. Auch auf Nigels Anrufbeantworter hatte sie bereits eine Nachricht hinterlassen.
"Verklag mich ruhig", hatte sie gesagt. "Ich werde jetzt alles beichten." Als nur wenige Minuten später der unvermeidliche Rückruf erfolgte, hatte sie ihr Handy abgestellt.
"Und jetzt?" Keegan sah Cheyenne mit beunruhigender Intensität an.
"Ich schätze, das liegt an euch. Vermutlich wollt ihr mich nicht mehr sehen, darum
Aber Keegan runzelte die Stirn. "Warte mal. Ich brauche erst etwas Zeit, um darüber nachzudenken."
"Was gibt's denn da groß nachzudenken?", fragte Rance.
Natürlich hatte er recht. Was gab es da noch nachzudenken? Sie hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen und Menschen hintergangen, die ihr vertrauten.
Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie verlor so viel mehr als nur ihre Arbeit. Wenn dieser Vorfall in Indian Rock erst einmal die Runde machte, würde niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben wollen.
Vor allem Jesse nicht.
Aber auch Rance und Keegan nicht.
"Sie ist schließlich zu uns gekommen und hat die Wahrheit gesagt", sagte Rance. "Das ist doch immerhin etwas."
Diese Worte überraschten Cheyenne derart, dass sie zunächst glaubte, sich verhört zu haben.
"Das finde ich auch", stimmte Keegan zu. "Dafür braucht man eine Menge Mut."
Wollten sie ... durfte sie wirklich zu hoffen wagen? Nein, das konnte nicht sein. Cheyenne
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