So funktioniert die Wirtschaft
auch mehr Kredit (im Verhältnis zu den Bargeldreserven) ausreichen dürften, schade das âdem heimischenFinanzplatzâ. Der häufig gehörte Ausdruck âWettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzesâ bedeutet, einfacher ausgedrückt, ein hoher Gewinn für die dortigen Banken.
Land/Region
Mindestreservesatz
USA
10Â %
Euroraum
  1 %
GroÃbritannien
keine
China
21Â %
Mindestreservesätze (Beispiele; Stand Dezember 2011)
In den USA beträgt der Mindestreservesatz noch 10 %, das heiÃt, das dortige Bankensystem ist in der Lage, rund ein Zehntel der Guthaben tatsächlich auszahlen. Im Gebiet der Europäischen Währungsunion beträgt der Satz nur noch 1 %. Das heiÃt, die Banken können für jeden Euro Bargeld, den sie vorhalten, 100 EUR Kredit ausreichen. Die Abschaffung der Mindestreserve in GroÃbritannien war Teil einer groÃen Deregulierungswelle des Finanzsystems, durch die sehr viel Bankgeschäft nach London gelockt und die Stadt zum dominierenden Finanzplatz in Europa wurde. Die massiven Probleme mit den Bankensystemen der westlichen Welt, die uns ab 2007 heimsuchten und wegen der nötigen Rettungspakete die Staatshaushalte ruinierten, gehen darauf zurück, dass den Banken durch die Deregulierung ermöglicht wurde, ein immer gröÃeres Rad zu drehen.
Die einzigen Staaten, welche die bei Banken unbeliebte, weil ihre Gewinnmöglichkeiten beschränkende Mindestreservenoch als Politikinstrument benutzen, das je nach Bedarf auch ausgeweitet werden kann, sind Schwellenländer wie z. B. China (böse Zungen behaupten, das sei der Fall, weil dort die Regierung die Banken kontrolliere und nicht umgekehrt). Die chinesische Zentralbank erhöhte ab 2010 die Mindestreserve in mehreren Schritten drastisch, um das Kreditwachstum und damit auch die Preisblase an den Immobilienmärkten einzudämmen.
Zentralbanken als Wachhunde und Retter
Die Zentralbank hat meist auch die Aufgabe, die Banken (mit) zu überwachen, damit keine sich zu hohe Risiken auflädt und so das ganze System gefährdet. Da die wichtigsten Banken der USA (und der Welt) in der Region New York beheimatet sind, fällt dabei die Hauptaufgabe einer regionalen Untergliederung der US-Notenbank, nämlich der Federal Reserve von New York, zu. Diese gehört, wie schon erwähnt, den Banken der Region und diese wählen auch Präsident und Aufsichtsrat aus. Die Banken überwachen sich also selbst. Wenn sie damit rechnen müssten, im Gefolge eines Bank-Run pleitezugehen, würden sie das wohl auch gewissenhaft tun. Aber eine massenhafte Bankenpleite fügt der Wirtschaft so groÃen Schaden zu, dass die Banken wissen, dass der Staat und die Zentralbank ihnen notfalls aus der Patsche helfen werden. Die Billionen Dollar schweren Rettungsprogramme im Zuge der Finanzkrise von 2007 bis 2009 wurden maÃgeblich von der Federal Reserve of New York und damit letztlich von den Banken selbst umgesetzt. Auch die Bundesbank, die Bank von England und andere europäische Zentralbanken habensich bei der Aufsicht über ihre âSchutzbefohlenenâ nicht eben mit Ruhm bekleckert. Sie sind zwar unabhängig vom Staat, aber nur begrenzt unabhängig von den Banken, die sie überwachen sollen.
Die Notenbank hat eine relativ einfache Möglichkeit, die Banken zu retten, wenn sie nur illiquide sind, es also nur an Barem fehlt. Bargeld kann die Notenbank unbegrenzt bereitstellen. Dazu richtet sie Guthaben bei der Zentralbank ein, die jederzeit gegen Bargeld eintauschbar sind. Dazu kauft sie entweder den Banken Wertpapiere ab und gibt ihnen den Gegenwert als Zentralbankguthaben, oder sie leiht ihnen ein Guthaben.
Wichtig
Zentralbankreserven sind Guthaben von Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Für diese Guthaben können sie jederzeit bei der Zentralbank Bargeld erhalten.
Hüter der Preisstabilität
Die Sicherung der Preisstabilität wurde erst recht spät zu einer Aufgabe der Zentralbanken. Nachdem ihre Stellung stark genug geworden war, um die Geldschöpfung anzuheizen, indem sie den Banken mehr oder billigeres Geld gaben, oder sie zu bremsen, indem sie die Banken knapper hielten, wurde ihnen aufgetragen, für stabilen Geldwert zu sorgen. Dabei wenden die (westlichen) Notenbanken i. d. R. eine Variante der sog. Taylor-Formel an, benannt nach dem US-Ãkonomen John Taylor. Um sicherzustellen, dass der Realzins (d. h. der
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