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So funktioniert die Wirtschaft

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Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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Forderungen und Verbindlichkeiten notwendigerweise weitgehend aus, was man an dem fast gleich großen Gegenposten auf der Aktivseite erkennt. Daneben hat das Eurosystem auf der Passivseite noch einen Ausgleichposten für Sonderziehungsrechte. Das ist Kunstgeld, das der Internationale Währungsfonds früher geschaffen und den Zentralbanken kostenlos zugeteilt hat. Es ist ebenfalls keine materielle Verbindlichkeit. Dann sind da noch Eigenkapital und offene Rücklagen, ein relativ kleiner Posten, und die stillen Rücklagen daraus, dass das Gold (und andere Anlagen) im Besitz des Eurosystems heute sehr viel mehr wert sind als beim Kauf.
    Zusammen machen Eigenkapital, Rücklagen und Passivposten, die keine materiellen Verbindlichkeiten darstellen, rund 1,4 Billionen EUR der gut 2,3 Billionen EUR großen Bilanzsumme des Eurosystems aus. Es gibt kein plausibles Szenario, unter dessen Bedingungen das Eurosystem mit seinen Wertpapieren und Krediten an Banken Verluste in Höhe von 1,4 Billionen EUR erleiden würde.
    Wenn die Verbindlichkeiten weitgehend nur eine Bilanzposition sind, ist auch die Vermeidung einer Pleite nur eine Bilanzoperation. Schließlich hat die Zentralbank ja für die Vermögenswerte, die in ihrer Bilanz stehen, größtenteils nur selbst geschaffenes Geld ausgegeben.
    Beispiel
    Der Chef-Devisenstratege der britischen Großbank HSBC, David Bloom, drückte das so aus: „Wenn die Vermögenswerte einer Zentralbank an Wert verlieren, ist das so, als hätte man einen Goldschatz gefunden, und dann sinkt der Goldpreis. Der Gewinn ist etwas kleiner geworden, aber man ist immer noch reich.“
    Wenn die Zentralbank hohe Verluste erwirtschaftet, weil manche ihrer Wertpapiere stark im Wert sinken, kann sie einfach einen Verlustvortrag in die Bilanz schreiben. Dieser wird dann mit späteren Gewinnen verrechnet. Oder sie kann stille Reserven heben. So verzeichnete allein die Bundesbank Ende 2010 Bewertungsgewinne auf ihren Goldhort von etwa 130 Mrd. EUR, die sie als „stille Reserve“ bisher nicht als Gewinn an den Bundeshaushalt abgeführt hatte.
    Warum ist Inflation schädlich und für wen?
    Wirtschaftswissenschaftler haben durch statistischen Vergleich der Erfahrungen vieler Länder festgestellt, dass Inflationsraten ab etwa fünf Prozent schädlich für die Wirtschaft sind. Länder mit Inflationsraten in dieser Größenordnung oderdarüber müssen mit einem geringeren Wirtschaftswachstum leben als Länder mit stabileren Preisen.
    Diese Tatsache wird v. a. darauf zurückgeführt, dass es schwer ist, die Inflation auf einem derart hohen Niveau zu stabilisieren. Wenn die Geldentwertung hoch ist, schwanken in aller Regel auch die Inflationsraten von Jahr zu Jahr stark. Schwankende Teuerungsraten erschweren den Teilnehmern am Wirtschaftsleben das Planen und Rechnen. Wenn die Preise dauernd kräftig steigen, ist es schwer zu unterscheiden, was davon allgemeine Geldentwertung ist und was darauf zurückgeht, dass ein bestimmtes Gut teurer geworden ist als andere. Es ist schwer, ein verlässliches Gefühl für relative Preise zu entwickeln, wenn sich die Preise dauernd ändern.
    Bei stark schwankenden Inflationsraten wird jede festverzinsliche Geldanlage zu einem Lotteriespiel, weil man die Inflationsrate immer erst hinterher kennt. Wer Geld zu einem bestimmten Zins anlegt, weiß vorher nicht, wie viel von dem Zinsertrag dadurch aufgefressen wird, dass er nach Rückzahlung weniger Waren für sein Geld bekommt. Er weiß mit anderen Worten nicht, wie hoch der Realzins oder inflationsbereinigte Zins ist. Deshalb verlangt er einen Risikozuschlag zum Zins. Der Realzins ist deshalb höher als in Ländern mit niedrigerer und stabilerer Inflationsrate. Da Investitionen mindestens den Realzins erwirtschaften müssen, den man Fremdkapitalgebern bezahlen muss, lohnt sich das Investieren bei hohem Zinsniveau weniger.
    Wichtig
    Hohe Inflationsraten weisen i. d. R. stärkere Schwankungen auf. Diese erschweren es den Konsumenten, Unternehmen und Anlegern zu planen und ein verlässliches Gespür für relative Preise zu entwickeln. Geldanleger müssen bei langfristiger Anlage unangenehme Überraschungen fürchten und verlangen deshalb bei hoher Inflation einen hohen Zuschlag, um das Inflationsrisiko auszugleichen. Investitionen lohnen sich bei hohem Zins weniger. Deshalb wird weniger investiert.
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