So gut wie tot
Samtbändern an die Pfosten gefesselt. Die Bikinirasur entblößte ihre rosigen Schamlippen, die wie eine Blüte zwischen ihren Beinen hervorleuchteten.
Eine Stewardess ging vorbei, um die Gurte der Passagiere zu über prüfen. Sie warf einen Blick auf Nicholas und Norman Potting und ging rasch weiter.
Nicks Gesicht brannte vor Scham. »Tun Sie das doch weg, Norman«, flüsterte er.
»Ich hoffe, wir finden eine wie die in Melbourne«, sinnierte sein Kollege. »Ein bisschen Abwechslung für uns beide. Bondi Beach, das wäre doch nett.«
»Bondi Beach ist in Sydney und nicht in Melbourne. Außerdem haben Sie die Stewardess ganz schön in Verlegenheit gebracht.«
Ungerührt fuhr Potting mit dem Finger die Kurven der Blondine nach. »Das ist vielleicht ein Prachtweib!«
Die Stewardess tauchte wieder auf, bedachte sie mit einem flüchtigen und ziemlich eisigen Blick und eilte weiter.
»Ich dachte, Sie wären glücklich verheiratet«, bemerkte Nicholas.
»An dem Tag, an dem ich nicht mehr hingucke, könnt ihr mich erschießen, Jungchen.« Er grinste und blätterte zu Nicks großer Erleichterung weiter. Doch die Freude des jungen Kollegen war nicht von Dauer.
Die nächste Seite war noch viel anzüglicher.
96
OKTOBER 2007 Abby saß im Zug nach Brighton und hatte einen gewaltigen Kloß im Hals. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie zitterte und kämpfte mit den Tränen, wollte irgendwie Haltung bewahren. Wo war ihre Mutter? Wo hatte das Schwein sie hingebracht? Es war halb neun. Fast zwei Stunden waren vergangen, seit sie während Rickys Anruf eingehängt hatte. Wieder wählte sie die Nummer ihrer Mutter. Wieder meldete sich die Mailbox.
Abby war sich nicht sicher, welche Medikamente ihre Mutter einnehmen musste. Es gab unter anderem Antidepressiva und Tabletten gegen Muskelspasmen, Verstopfung und Sodbrennen, aber das dürfte Ricky ziemlich egal sein. Ohne diese Mittel würde sich der Zustand ihrer Mutter rapide verschlechtern. Sie würde unter Stimmungsschwankungen leiden und von einer Sekunde zur anderen in tiefe Niedergeschlagenheit verfallen.
Abby verfluchte sich, weil sie ihre Mutter so schutzlos zurückgelassen hatte. Sie hätte sie ebenso gut mitnehmen können.
Ruf an, Ricky. Bitte ruf mich an.
Sie bereute es jetzt zutiefst, dass sie eingehängt hatte, das war nicht gut durchdacht gewesen. Ricky wusste, dass sie und nicht er in Panik geraten würde. Aber er musste doch anrufen und Kontakt zu ihr halten. Eine hinfällige alte Frau war nicht das, worauf er aus war.
Am Bahnhof nahm sie ein Taxi und kaufte auf dem Weg zur Wohnung eine kleine Taschenlampe. Sie hielt sich im Schatten und entdeckte im Licht einer Straßenlaterne Rickys gemieteten Ford Focus. Am Rad war eine Parkkralle befestigt. An der Windschutzscheibe und dem Fenster auf der Beifahrerseite prangten große Polizeiaufkleber, die den Eigentümer davor warnten, den Wagen zu bewegen.
Misstrauisch näherte sie sich dem Auto. Schaute sich um, ob sie nicht beobachtet wurde, und entfernte den Strafzettel unter dem Scheibenwischer. Mit der Taschenlampe las sie die Uhrzeit ab. Er war um drei Minuten nach zehn morgens ausgestellt worden. Demnach hatte der Wagen den ganzen Tag über hier gestanden. Darin hatte Ricky ihre Mutter also nicht befördert.
Dennoch würde er wohl zurückkommen, war vielleicht schon in der Nähe.
Die Fenster ihrer Wohnung waren dunkel. Sie überquerte die Straße und klingelte bei ihrem Nachbarn Hassan. Sie hatte Glück, er war zu Hause. Die Sprechanlage knisterte, dann meldete er sich.
»Hi, hier ist Katherine Jennings aus Wohnung 82. Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich habe den Haustürschlüssel vergessen. Könnten Sie mich hereinlassen?«
»Kein Problem!«
Ein Summton erklang, und sie stieß die Tür auf. Aus ihrem Briefkasten quollen Werbeprospekte. Sie rührte sie lieber nicht an, um keine Spuren zu hinterlassen.
Am Aufzug hing immer noch das Schild AUSSER BETRIEB. Abby stieg die schwach beleuchtete Treppe hinauf und horchte in jedem Stockwerk auf verdächtige Geräusche. Hätte sie doch nur das Pfefferspray mitgenommen. Ab dem dritten Stock roch es nach frisch gesägtem Holz. Sie stieg noch weiter hinauf, bekam aber Angst und spielte mit dem Gedanken, Hassan zu fragen, ob er sie begleiten könne.
Endlich war sie oben. Horchte wieder auf Geräusche. Es gab zwei weitere Wohnungen auf der Etage, doch sie hatte in der kurzen Zeit, die sie hier wohnte, niemanden kommen und gehen sehen. Zu hören war nichts. Absolute
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