So gut wie tot
für mein Patenkind kaufen. Sie steht auf etwas namens Bratz.«
»Das größte ist am Times Square, da kommen wir gleich vorbei. Von dort aus können wir zum W fahren, das wäre ein guter Ausgangspunkt«, schlug Pat vor.
»Danke.« Grace schaute aus dem Fenster. Sie fuhren eine ansteigende Straße hinauf, vorbei an einem gefährlich wirkenden Gerüst. Aus einem U-Bahn-Schacht stieg Dampf.
Es war ein frischer Herbstnachmittag mit klarem blauem Himmel. Manche Leute trugen Mäntel und dicke Jacken, und je weiter sie ins Zentrum von Manhattan kamen, desto gehetzter wirkten die Menschen. Männer in Anzügen und Hemden ohne Krawatte eilten vorbei, mit geschäftsmäßiger Miene, das Handy am Ohr und in der anderen Hand einen Kaffee von Starbucks, der ein unverzichtbares Requisit zu sein schien.
»Pat und ich haben ein nettes Programm für dich ausgearbeitet«, erklärte Dennis.
»Stimmt«, pflichtete ihm sein Kollege bei. »Auch wenn wir jetzt für die Staatsanwaltschaft arbeiten, führen wir dich trotzdem gern herum. Für unseren Freund und Kollegen tun wir alles.«
»Das weiß ich wirklich zu schätzen. Ich habe mit meinem FBI- Kontakt in London gesprochen«, erwiderte Grace. »Er weiß, dass ich hier bin und was ich tue. Wenn meine Ahnung sich bestätigt, werden wir uns wohl offiziell an die New Yorker Polizei wenden müssen.«
Dennis hupte, weil der schwarze Explorer vor ihnen den Blinker gesetzt hatte und am Straßenrand entlangkroch, als suchte er etwas. »Ach, Scheiße! Komm schon, Arschloch!«
»Wir haben dich im Marriott Financial Center untergebracht, das ist genau am Ground Zero, in Battery Park City. Von dort aus sind die meisten Orte, die du vielleicht überprüfen möchtest, leicht zu erreichen.«
»Und du bekommst etwas von der Atmosphäre mit. Die Gegend war schwer beschädigt, und jetzt ist alles nagelneu. Du wirst sehen können, wie am Ground Zero gearbeitet wird.«
»Es werden immer noch Körperteile gefunden«, sagte Pat. »Nach sechs Jahren! Gerade letzten Monat wieder auf dem Dach der Deutschen Bank. Nicht zu fassen, mit welcher Wucht diese Flugzeuge eingeschlagen sind.«
»Genau gegenüber vom Leichenschauhaus gibt es einen abgetrennten Bereich, in dem acht Kühllaster stehen«, sagte Dennis. »Sie stehen schon seit sechs Jahren da. Darin liegen zwanzigtausend nicht identifizierte Körperteile. Zwanzigtausend! Kannst du dir das vorstellen?« Er schüttelte fassungslos den Kopf.
»Mein Cousin ist damals auch gestorben. Das wusstest du, oder? Er hat bei Cantor Fitzgerald gearbeitet.« Pat zeigte ein silbernes Armband an seinem Handgelenk. »Da stehen seine Initialen drauf. Wir tragen alle eins zur Erinnerung an ihn.«
»So viele in New York haben damals jemanden verloren«, sagte Dennis und wich schwungvoll einer Frau aus, die blindlings die Straße überquerte. »Scheiße, Lady, wollen Sie unbedingt wissen, wie sich die Stoßstange eines Crown Victoria anfühlt? Das würde ich Ihnen nicht empfehlen.«
»Jedenfalls haben wir deinen Besuch so gut wie möglich vorbereitet. Wir haben im Hotel nachgefragt, in dem dein Ronnie Wilson damals abgestiegen ist. Es ist noch derselbe Manager, das ist gut. Wir haben ein Treffen für dich arrangiert. Er wird gern mit dir reden, aber es scheint nichts Neues zu geben. Ein paar Sachen von Wilson waren noch im Zimmer – Pass, Flugtickets, Unterwäsche. Das alles befindet sich jetzt in einem der Lagerhäuser, wo die Sachen der Opfer untergebracht sind.«
Da klingelte Graces Handy, und er entschuldigte sich kurz. »Roy Grace?«
»Hey, Oldtimer, wo bist du gerade? Schleckst du ein Eis auf dem Empire State Building?«
»Sehr witzig. Ich stecke im Stau.«
»Auch schön. Es gibt übrigens eine neue Entwicklung. Wir reißen uns hier den Arsch auf, während du deinen Spaß hast. Sagt dir der Name Katherine Jennings etwas?«
Grace überlegte kurz. Nach dem Flug war er ein bisschen müde und konnte nicht richtig denken. Doch dann fiel es ihm ein. So hatte die Frau in Kemp Town geheißen, die Kevin Spinella erwähnt und deren Namen er an Steve Curry weitergegeben hatte.
»Was ist mit ihr?«
»Sie versucht, eine Briefmarkensammlung zu verkaufen, die etwa vier Millionen Pfund wert ist. Sie hat sich an Hugo Hegarty, einen Händler hier in der Stadt, gewandt, und der erkannte die Marken. Er hat sie zwar noch nicht gesehen und nur mit der Frau telefoniert, ist aber davon überzeugt, dass es bis auf einige fehlende genau die Marken sind, die er 2002 für Lorraine
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