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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Konferenztisch, als Grace nach der Besprechung hereinkam. Die beiden Männer vermieden jeden Blickkontakt.
    Der Chief Superintendent bot Grace einen Platz an und sagte: »Roy, Cassian sagt, er habe einen Fehler begangen, als er die Durchsuchung Ihres Hauses veranlasste. Das Team wurde inzwischen abgezogen.«
    Grace sah zu Pewe hinüber. Der Mann starrte zwar vor sich hin wie ein gescholtenes Kind, sah aber nicht aus, als bereute er irgendetwas.
    »Er hat erklärt, er habe Ihnen nur helfen wollen«, fuhr Skerritt fort.
    »Mir helfen?«
    »Nach seiner Aussage gibt es unerfreuliches Gerede hinter Ihrem Rücken, was das Verschwinden von Sandy betrifft. Ist das richtig, Cassian?«
    Pewe nickte zögernd. »Hm, ja, Sir.«
    »Er dachte, er würde dieses Gerede ein für allemal unterbinden, wenn er hundertprozentig beweisen könnte, dass Sie nichts mit dem Verschwinden Ihrer Frau zu tun haben.«
    »Ich habe nie irgendwelches Gerede gehört«, erwiderte Grace.
    »Mit Verlaub, Roy«, warf Pewe ein, »es gibt einige Leute, die die ursprünglichen Ermittlungen für übereilt halten. Sie sind der Ansicht, Sie selbst hätten sie vorzeitig eingestellt. Und sie wollen den Grund dafür wissen.«
    »Ich möchte Namen hören.«
    »Das wäre nicht fair. Ich versuche nur, die Beweise erneut zu sondieren und dabei die besten modernen Techniken einzusetzen, um Sie völlig zu entlasten.«
    Grace musste sich auf die Zunge beißen; die Arroganz des Mannes überstieg sein Fassungsvermögen. Doch war dies nicht der Augenblick für eine Schlammschlacht. In wenigen Minuten musste er aufbrechen und die Begegnung zwischen Abby Dawson und Chad Skeggs überwachen, die für 10.30 Uhr geplant war.
    »Jack, können wir vielleicht später darüber sprechen? Es tut mir leid, aber ich muss los.«
    »Eigentlich hatte ich gedacht, Sie könnten Cassian in Ihrem Wagen mitnehmen. In der augenblicklichen Situation ist er sehr wertvoll für Ihr Team.« Er wandte sich an Pewe. »Sie haben doch große Erfahrung als Vermittler bei Geiselnahmen, richtig?«
    »Ja, das stimmt.«
    Grace traute seinen Ohren nicht. Gott stehe jeder armen Geisel bei, die auf das Verhandlungsgeschick von Pewe angewiesen ist, dachte er, sagte aber nur: »Verstehe.«
    »Außerdem halte ich es für sinnvoll, dass er sich anschaut, wie wir hier unten in Sussex arbeiten. Bei uns läuft einiges definitiv anders als bei der Met. Cassian, Sie können sicher viel lernen, wenn Sie sich anschauen, wie unsere erfahrensten Beamten einen Großeinsatz durchführen.« Er schaute Grace an. Die Botschaft hätte nicht deutlicher sein können.
    Doch Roy war nicht nach Lächeln zumute.
    117
    OKTOBER 2007 Es war lange her, seit Abby zuletzt hier entlanggefahren war. Sie steuerte den Wagen über die kurvenreiche Straße, die von Weiden und Stoppelfeldern gesäumt wurde. Vielleicht lag es an ihren angespannten Nerven, dass die Farben der Umgebung beinahe übernatürlich lebendig wirkten. Der Himmel wölbte sich wie ein leuchtend blauer Baldachin, über den winzige Wolken segelten. Sie kam sich vor, als trüge sie eine getönte Brille.
    Abby hielt das Lenkrad fest umklammert, da starke Windböen am Wagen rüttelten. Sie hatte einen Kloß in der Kehle, und die Nadelstiche in ihrem Magen fühlten sich noch heißer an als zuvor.
    Unter der Kleidung trug sie ein winziges Mikrophon, das mit Klebeband an ihrer Brust befestigt war und sich bei jeder Bewegung unangenehm bemerkbar machte. Sie fragte sich, ob Detective Sergeant Branson oder einer seiner Kollegen ihre tiefen Atemzüge hören konnten.
    Zuerst hatte der DS verlangt, sie solle einen Knopf im Ohr tragen, damit sie auf die Anweisungen der Polizei reagieren könne. Als sie ihm jedoch sagte, Ricky habe schon früher ihre Gespräche abgehört, befand er das Risiko für zu groß. Dennoch würden sie mithören, was immer sie sagte. Sie musste nur um Hilfe bitten, schon wären sie zur Stelle. Das hatte man ihr jedenfalls versichert.
    Abby konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt gebetet hatte, doch nun überkam es sie, ganz plötzlich. Lieber Gott, bitte mach, dass es meiner Mutter gut geht. Bitte hilf mir, es durchzustehen. Bitte, lieber Gott, betete sie schweigend.
    Vor ihr fuhr ein älterer brauner Alfa Romeo, in dem zwei Männer saßen. Der Beifahrer sprach in sein Handy. Sie folgte dem Wagen um eine scharfe Linkskurve, vorbei an einem Hotel und der tief unter ihnen liegenden Flussmündung des Seven Sisters. Die Bremslichter des Alfa leuchteten auf, als er einen

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