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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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kleine Autos standen am Hintereingang des Hotels, vermutlich gehörten sie den Mitarbeitern.
    Abby bog nach links ab, hielt am Ende des Parkplatzes und stellte den Motor ab. Kurz darauf klingelte ihr Handy.
    »Schön«, meldete sich Ricky. »Gut gemacht! Malerische Strecke, was?«
    Der Wagen wurde vom Wind durchgerüttelt.
    »Wo bist du?« Sie schaute in alle Richtungen. »Wo ist meine Mutter?«
    »Wo sind meine Briefmarken?«
    »Die habe ich dabei.«
    »Und ich deine Mutter. Sie genießt gerade die Aussicht.«
    »Ich möchte sie sehen.« »Und ich möchte die Briefmarken sehen.«
    »Erst wenn ich weiß, dass es meiner Mutter gut geht.«
    »Ich gebe sie dir.«
    Stille. Sie konnte den Wind hören. Dann meldete sich ihre Mutter schwach und zitternd wie ein Geist.
    »Abby?«
    »Mum!«
    »Bist du das, Abby?« Ihre Mutter begann zu weinen. »Bitte, bitte, Abby. Bitte.«
    »Ich hole dich gleich, Mum. Ich hab dich lieb.«
    »Bitte gib mir meine Pillen. Ich muss meine Pillen haben. Bitte, Abby, warum willst du sie mir nicht geben?«
    Ihr zuzuhören, tat unerträglich weh. Dann sprach Ricky wieder.
    »Lass den Motor an. Ich bleibe am Apparat.«
    Sie ließ den Motor an.
    »Gib Gas. Ich will den Motor hören.«
    Abby gehorchte. Der Diesel schepperte laut.
    »Jetzt fährst du vom Parkplatz und biegst nach rechts ab. Nach fünfzig Metern zweigt links ein Feldweg ab, der auf die Landzunge hinausführt. Den nimmst du.«
    Sie bog nach links ab, der Wagen kroch über den holprigen Boden. Erst drehten die Räder auf dem Schotter und Schlamm durch, dann war sie endlich auf dem Gras. Nun begriff sie auch, warum sie einen Geländewagen mieten sollte. Weshalb es ein Diesel sein musste, war ihr allerdings nicht klar. Spritkosten zu sparen interessierte Ricky wohl weniger. Rechts entdeckte sie ein Warnschild, das auf den Klippenrand hinwies.
    »Siehst du die Bäume und Büsche vor dir?«
    Etwa hundert Meter weiter befand sich unmittelbar am Abhang ein dichtes Wäldchen mit windschiefen Bäumen.
    »Ja.«
    »Halt an.«
    Sie bremste.
    »Zieh die Handbremse an. Lass den Motor laufen. Sieh genau hin.
    Wir sind hier drüben. Die Hinterräder stehen genau am Rand der Klippe. Wenn du etwas tust, was mir nicht gefällt, werfe ich sie sofort in den Lieferwagen und löse die Handbremse. Kapiert?«
    Abbys Kehle war wie zugeschnürt. »Ja«, stieß sie hervor.
    »Ich habe dich nicht gehört.«
    »Ich sagte ja.«
    Dann hörte sie ein Donnern, wie Windgeräusche im Telefon. Einen dumpfen Rums. Im Wäldchen bewegte sich etwas. Zuerst erschien Ricky mit Baseballkappe und dicker Fleecejacke. Dann entdeckte sie die winzige, zerbrechliche Gestalt ihrer Mutter, die immer noch den rosa Morgenmantel trug, in dem Abby sie zuletzt gesehen hatte. Sie schaute verwirrt herüber.
    Der Wind bewegte den Morgenmantel und pustete ihr flaumiges grau-weißes Haar in die Luft, dass es wie Zigarettenrauch hinter ihr her wehte. Sie wankte, und Ricky musste sie am Arm festhalten.
    Durch einen Tränenschleier betrachtete Abby die Szene. Sie würde alles tun, einfach alles, um ihre Mutter wieder umarmen zu können.
    Auch Ricky töten.
    Am liebsten hätte sie Gas gegeben und ihn mit voller Wucht umgefahren. Zermalmt.
    Er riss ihre Mutter grob mit sich, schleppte sie halb in das Wäldchen hinein. Das Gebüsch schloss sich wie ein Nebel um sie.
    Abby klammerte sich an den Türgriff, wäre am liebsten hinausgesprungen und hinter ihnen her gelaufen. Doch sie rührte sich nicht, weil sie sich vor seiner Drohung fürchtete und mehr denn je davon überzeugt war, dass er ihre Mutter mit Freuden töten würde.
    Nach seiner verdrehten Logik wäre ihm das vielleicht noch mehr wert als die Briefmarken.
    Wo blieben denn nur Detective Sergeant Branson und sein Team? Sie mussten ganz in der Nähe sein, das hatte er ihr versprochen. Sicher hielten sie sich noch verborgen. Ihre Hoffnung war, dass auch Ricky sie nicht bemerken würde.
    Die Polizei musste seine Drohung gehört haben. Sie würden doch nicht in das Wäldchen stürmen, um ihn zu fassen? Sie konnten nicht riskieren, dass der Lieferwagen über die Klippe stürzte.
    Nicht für ein paar lausige Briefmarken!
    Er meldete sich wieder. »Zufrieden?«
    »Lass sie jetzt zu mir, bitte, Ricky! Ich habe die Briefmarken.«
    »Hör genau zu, Abby. Ich sage es nur einmal. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Du lässt den Motor laufen. Ich bleibe in der Leitung, damit ich ihn hören kann. Du steigst aus und lässt die Tür weit offen stehen. Dann nimmst du die

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